„Wir schauen gar kein Fernsehen mehr“ – ein Satz, der heutzutage gefühlt immer häufiger fällt. Hört man sich im eigenen Umfeld um, kann fast der Eindruck entstehen, die Ära des TV-Konsums neige sich endgültig dem Ende zu. Aber tatsächlich erweist sich das Fernsehen als enorm resilient: 81 Prozent der Deutschen decken auch im Jahr 2024 ihren Bewegtbild-Konsum überwiegend über das lineare TV-Programm ab.
Ergebnisse zur aktuellen TV- und Videonutzung in Deutschland
Zwar steigt die Nutzung außerhalb des traditionellen Fernsehens kontinuierlich, aber in einem eher moderaten Tempo. Gleichzeitig punktet das TV-Angebot weiterhin mit seinem Live-Charakter sowie der bequemen Nutzung als „Nebenbei-Medium“. Dies und mehr zeigen die Ergebnisse der 16. Ausgabe des Deloitte Media Consumer Survey, der in diesem Jahr zum fünften Mal schwerpunktmäßig die deutsche Konsumentenperspektive auf TV- und Videodienste untersucht. Für die Studie wurden im August 2024 rund 2.000 Personen im Rahmen einer repräsentativen Online-Erhebung befragt.
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Der weiterhin stabile Fernsehkonsum trifft aktuell auf einen stagnierenden Markt für Video-on-Demand-Bezahlabonnements (SVoD). 64 Prozent der Befragten haben Zugriff auf mindestens einen kostenpflichtigen Streaming-Dienst, das sind ebenso viele wie im Vorjahr. Dort, wo solche Abonnements existieren, ist deren durchschnittlicheZahl pro Haushalt nur unwesentlich von 2,2 im Jahr 2021 auf heute 2,5 gestiegen. Was dagegen zunimmt, ist die Nutzung der vorhandenen Abos: Fast jeder Zweite gibt an, diese intensiver zu verwenden als noch vor zwölf Monaten.
Enorm gefragt bei deutschen Mediennutzer:innen sind Live-Sport-Angebote. Ob Fußball-Bundesliga, Champions League, Formel 1, oder Tennis: Sechs von zehn der Befragten sind grundsätzlich bereit, für Live-Sport-Abonnements zu bezahlen. Bei den unter 45-Jährigen liegt der Anteil sogar noch erheblich höher. Allerdings sind die individuellen Budgets nicht unbegrenzt: Weniger als 15 Prozent der Befragten sind bereit, insgesamt mehr als 30 Euro für eines oder mehrere Live-Sport-Abos auszugeben. Die Monetarisierung der zum Teil teuren Übertragungsrechte sowie die Gestaltung passender Preismodelle wird für die Anbieterseite so zur Herausforderung.
Deutlich zurückhaltender sind die Befragten beim Thema Künstliche Intelligenz. Hinsichtlich neuer Möglichkeiten bei KI-basierter Content-Suche, Filmproduktion oder der Erstellung von Nachrichteninhalten überwiegen noch die Skeptiker. Besonders in den älteren Segmenten sind die Vorbehalte groß. Ebenfalls verbreitet sind offensichtliche Informationsdefizite. Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang eine Rückmeldung jugendlicher Mediennutzer:innen. Diese würden die Nutzung von KI bei der Erstellung von Nachrichten eher akzeptieren als bei der Filmproduktion.
Tendenz zur Komplementärnutzung verfestigt sich
Trotz des umfassenden Wandels der TV- und Videolandschaft erwies sich die Veränderungsdynamik in den letzten Jahren als kontinuierlich, weniger als disruptiv. Schon in den vorangegangenen Befragungswellen zeichnete sich eine stark komplementäre Nutzung von Live-TV und Abrufinhalten ab. Diesen Trend bestätigen die aktuellen Studienergebnisse eindrucksvoll. So wird das klassische Fernsehen auch in zehn Jahren noch zahlreiche Nutzer:innen haben, auch wenn sich die Kräfteverhältnisse im Markt absehbar weiter in Richtung non-linear verschieben. Dabei nimmt der Kampf um den „Share of Time“ und die Budgets der TV- und Videonutzer:innen immer weiter an Fahrt auf.
Medienunternehmen müssen in diesem Umfeld die Nachfrageseite des Marktes genau verstehen und auf Veränderungen der Nutzerpräferenzen zügig reagieren. Aus den aktuellen Rückmeldungen der deutschen Konsument:innen ergeben sich fünf konkrete Handlungsfelder:
Nicht vom linearen Fernsehen abrücken
Das klassische Fernsehen ist resilient. Auch in zehn Jahren ist die komplementäre Nutzung von Linear und Non-Linear mehr als wahrscheinlich. Anbieter müssen versuchen, sich einen möglichst großen Anteil an der Mediennutzung zu sichern.
Wachstumsgrenzen von VoD-Abos erkennen
Die Verbreitung von VoD-Abos hat aktuell in Deutschland eine Sättigungsgrenze erreicht, und auch die Zahl der Abonnements pro Haushalt steigt nur moderat. Strategien der Streaming-Anbieter müssen den Übergang zu reifen Marktstrukturen mit wenig loyalen Kunden reflektieren.
Begrenztes Potenzial bei älteren Zuschauer:innen berücksichtigen
Ältere sind sehr preissensitiv und deutlich weniger offen für Bezahlinhalte. Gleichzeitig besteht grundsätzlich wenig Bedarf an zusätzlichem Content. Die Platzierung spezifischer Angebote und Inhalte für die ältere Zielgruppe dürfte überwiegend ins Leere laufen.
Preise für Live-Sport passgenau gestalten
Live-Sport bleibt ein riesiger Zuschauermagnet, und Sportfans sind tatsächlich zahlungsbereit - allerdings nicht unbegrenzt. Die Preisgestaltung ist ein zentraler Schlüssel zum Vermarktungserfolg für Bezahlangebote. Dabei versprechen neue Konzepte im Schnittbereich von Paid Content und Sponsoring neue Lösungsansätze.
Transparenz bei Künstlicher Intelligenz schaffen
Hinsichtlich des Einsatzes von KI im Kontext von TV und Video ist die Skepsis der Mediennutzer:innen noch groß. Anbieter sollten die Entwicklung KI-basierter Lösungen ebenso konsequent wie verantwortungsvoll fortsetzen, deren Einsatz transparent kommunizieren und so dort Berührungsängste abbauen, wo diese unberechtigt sind.
Laden Sie hier den vollständigen Media Consumer Survey 2024 herunter und erfahren Sie alle Ergebnisse im Detail.
Digitale Video-Angebote werden immer stärker genutzt, das lineare Fernsehen bleibt aber ein relevantes Medium.
Sophie Pastowski, Director, Media & Entertainment, Deloitte
Die aktuellen Studienergebnisse bestätigen den Trend zur komplementären Nutzung von Live-TV und Abrufinhalten.
Ralf Esser, Senior Manager und Leiter Industry Insights, Deloitte
Mediennutzung 2021 vs. 2024
Auch 2021 hat Deloitte im Rahmen des Media Consumer Survey 2.000 Konsument:innen zur TV- und Videonutzung befragt. Was hat sich seitdem verändert?