Der deutsche Handel steht angesichts des Wachstums und der zunehmenden Attraktivität der Factory-to-Consumer-Händler (F2C) vor der Herausforderung, sich strategisch neu zu positionieren, um diesem Wettbewerb erfolgreich zu begegnen. Die Deloitte Konsumentenbefragung beleuchtet Marktveränderungen und Kundenpräferenzen und zeigt zudem Herausforderungen und Handlungsfelder für deutsche Händler auf, um sich gegen die wachsende Präsenz der F2C-Händler zu behaupten.
Auf das Direct-to-Consumer (D2C) Konzept folgt nun das Factory-to-Consumer (F2C) Modell: Das ursprünglich 2015 in China entstandene F2C-Modell etabliert sich seit 2021 in Europa. Diese Entwicklung stellt eine bedeutende Veränderung im Einzelhandel dar. Die Bekanntheit und Nutzung von F2C-Shopping-Portalen wie Shein, Temu und Wish, die relevante Marktanteile im deutschen E-Commerce erobern, steigt. Die direkte Verbindung zu Herstellern mit geringen Margen ermöglicht es F2C-Händlern, Produkte zu sehr wettbewerbsfähigen Preisen ohne den traditionellen Zwischenhändler anzubieten. Trotz ihrer wachsenden Beliebtheit geraten F2C-Händler zunehmend in die Kritik, da ihnen unethisches Verhalten und mangelnde Nachhaltigkeit vorgeworfen werden.
Dies wirft wichtige Fragen auf: Wie denken die Konsument:innen wirklich über diese Kritikpunkte? Ist das F2C-Modell tatsächlich so problematisch oder gar zerstörerisch, wie in der Branche oft behauptet wird? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für den deutschen Handel?
Für den traditionellen Handel gilt es, kritisch zu prüfen, welche Elemente des F2C-Ansatzes sinnvoll adaptiert werden können und wo ein Umdenken erforderlich ist. Die Herausforderung besteht darin, von den Stärken des F2C-Modells zu lernen, ohne Kompromisse bei ethischen Grundsätzen und Nachhaltigkeit einzugehen. Daher haben wir drei zentrale Leitfragen formuliert, die wir mit Hilfe einer umfangreichen Konsumentenstudie beantworten:
Zur Beantwortung dieser Fragen haben wir im Herbst 2024 eine repräsentative Befragung deutscher Konsument:innen (n=1.700) durchgeführt, die sowohl das Online-Shopping-Verhalten als auch die Einstellungen zu ausgewählten Online-Händlern erfasst. Dabei handelte es sich um einen Online-Fragebogen mit rund 20 Fragen.
Die direkte Verbindung zwischen Herstellern und Konsumenten, ohne Zwischenhändler, ermöglicht es F2C-Händlern, Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten und gleichzeitig flexibel auf Trends und Präferenzen zu reagieren. Diese Dynamik zwingt traditionelle Händler dazu, innovative Elemente des F2C-Modells zu adaptieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben – ohne dabei ihre Werte und Standards zu kompromittieren.
Egbert Wege, Lead Partner Consumer Industry
Daraus ergeben sich Chancen und Herausforderungen für den deutschen Handel. Angesichts der wachsenden Präsenz von F2C-Händlern ist sofortiges Handeln entscheidend. Wir haben dazu fünf Handlungsfelder für deutsche Handelsunternehmen identifiziert:
Inga Schubert
Senior Manager | Retail & Consumer Products
Monitor Deloitte
inschubert@deloitte.de
Eric von Soosten
Senior Consultant | Retail & Consumer Products
Monitor Deloitte
evonsoosten@deloitte.de
Benedikt Ehmer
Consultant | Retail & Consumer Products
Monitor Deloitte
beehmer@deloitte.de