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Ein Fußballclub als Web3-Pionier: Aufbau einer Corporate-Web3-Infrastruktur für den VfL Wolfsburg

From tactics to tokens

Digitale Assets nutzen, innovative Geschäftsmodelle ausrollen, immersive Kundenerfahrungen schaffen: Das Web3 eröffnet Unternehmen völlig neue Möglichkeiten auf der Grundlage dezentraler Protokolle. Der VfL Wolfsburg hat diese Chancen frühzeitig erkannt und als erster Bundesliga-Fußballclub gemeinsam mit Deloitte eine eigene Corporate-Web3-Infrastruktur aufgebaut, einschließlich einer interaktiven Metaverse-Präsenz als Demonstrator. Damit verfügt der Verein nun über die Möglichkeit, digitale Assets zu vermarkten und neue Kommunikationskanäle für das Community Management zu nutzen.

Die Situation

 

Eigentumsverhältnisse ohne Finanzintermediäre digital eindeutig definieren und radikal neuartige Web-basierte Geschäfts- und Handlungsfelder eröffnen: Das sind die wichtigsten Potenziale von dezentralen Protokollen rund um Distributed Ledger Technologies (DLT) wie die Blockchain. Durch die kryptographisch abgesicherte Tokenisierung von Assets – also deren eineindeutige digitale Abbildung – bringen sie eine digitale Demokratisierung und Entgrenzung der Verbriefung, von der die bekannten Krypto-Währungen wie Bitcoin & Co. – bei allem medialen Hype – allenfalls die Spitze des Eisbergs darstellen. Die Erfolgsgeschichte der Blockchain hat erst begonnen, und die Palette zukunftsweisender Anwendungsfälle von Metaverse über Non-Fungible Tokens (NFTs) bis zu Smart Contracts ist noch nicht im Ansatz ausgeschöpft. Auf das statische Internet der Anfangszeit und das Web2 mit sozialen Medien und Mobilgeräten folgt nun das Web3, die Transformation des World Wide Web zu einem vollwertigen dezentralen Wirtschaftsraum.

Der VfL Wolfsburg hatte in der Vergangenheit schon positive Erfahrungen mit DLT-Ansätzen im Bereich der Lizensierung für NFTs gesammelt. Daher nahm das Tochterunternehmen von Volkswagen in seiner Rolle als Innovationsvorreiter auch sehr früh die Potenziale von Web3 in den Blick und beschloss, sich durch den Aufbau einer eigenen Corporate-Web3-Infrastruktur strategisch für diese revolutionäre Entwicklung aufzustellen – gemeinsam mit Deloitte als langjährig bewährtem Partner des Vereins mit großer Web3-Expertise.

Die Errichtung einer echten Krypto-Infrastruktur zusammen mit Deloitte war ein spannender Prozess und verstärkt unsere Rolle als Innovationsführer. Auch wenn der Markt gerade nicht einfach ist, glauben wir fest an die technologische Entwicklung von Web3. Wir freuen uns über jeden weiteren Bundesliga-Club, der sich uns auf diesem Weg anschließt, um die Kraft der Blockchain Technologie weiter zum Massenmarkt zu bringen.

Linus Lebugle, Leiter Business Development beim VfL Wolfsburg

„Der VfL leistet hier Pionierarbeit – trifft man die strategische Entscheidung, neue Geschäftsmodelle auf Basis von Web3 zu entwickeln, geht es nicht mehr nur um die Anwendungsfälle, sondern auch darum, langfristig die Kontrolle über diese zu sichern.“

Jens Hermann Paulsen, Director und Lead Web3 & Digital Assets bei Deloitte

Die Lösung

 

Bei dem Projekt war die technologische Unterstützung durch das Web3-Team aus der Deloitte Garage, dem Innovations-Hub von Deloitte, gefragt, aber auch alle anderen Kompetenzbereiche des Deloitte-Netzwerks waren beteiligt: von Risk Advisory, Audit und Assurance, Legal und Tax über Financial Advisory bis zu Consulting. Schließlich stellen die Token hinter den Web3-Transaktionen reale Werte dar, was unter anderem komplexe steuerrechtliche und regulatorische Fragen aufwirft. Durch den gewählten Self-Custody-Ansatz mit eigenständiger Fähigkeit zur Krypto-Verwahrung entstanden besonders hohe Compliance- und Sicherheits-Anforderungen. Daher galt es, ein eigenes Konzept für Rechte und Rollen zu entwickeln, für dessen Realisierung auch organisatorische Weichenstellungen getroffen werden mussten.

Mit solchen Herausforderungen hatte Deloitte durch den Aufbau einer eigenen Corporate-Web3-Infrastruktur in der Vergangenheit bereits wertvolle Erfahrungen gesammelt. Die End-to-End-Projektumsetzung mit dem VfL Wolfsburg wurde dadurch erheblich beschleunigt. In agiler Vorgehensweise arbeiteten die Deloitte-Expertenteams in enger Kooperation mit dem Business Development, der Buchhaltung und der Rechtsabteilung des VfL zusammen und führten das Vorhaben in wenigen Monaten zum Erfolg.

Zunächst wurden auf einem Metaverse Experience Day gemeinsam die Möglichkeiten exploriert. Deren Priorisierung ergab eine Roadmap für die kommenden Phasen. Vision und Zielbild wurden abgeleitet, technische und regulatorische Anforderungen identifiziert. In einer Reihe von Stakeholdern-Workshops konnten die Details geklärt und der Business Case definiert werden. Während der Umsetzung wurden mehrere Stand-Ups pro Woche abgehalten, um eine optimale Abstimmung sicherzustellen. Ein Schwerpunkt war außerdem der kontinuierliche Wissenstransfer, um ein umfassendes Enablement des Kunden zu gewährleisten.

Der Impact

 

Im Ergebnis verfügt der VfL Wolfsburg nun über eine Infrastruktur mit drei wesentlichen Komponenten: einen Firmenaccount auf einem digitalen Krypto-Marktplatz, eine Multi-Signature-Wallet zur Verwahrung von Assets auf Basis von Metamask sowie ein Rechte-und-Rollen-Konzept unter Verwendung der Plattform Safe von Gnosis. Zudem wurde als Demonstrator ein digitales Grundstück auf Decentraland erworben. Dort wurde ein 3D begehbares Fanhaus errichtet, in dem Nutzer mit einem Avatar virtuell die Web3- Fähigkeiten erproben können.

Diese Implementierung ist nur mit eigener Infrastruktur möglich, kann jedoch von Fans ohne eigene Infrastruktur besucht werden. Hierbei handelt es sich nur um ein Beispiel, welches die Potenziale für innovative Fan-Interaktionen sowie für Kooperationen mit Vertragspartnern und Sponsoren veranschaulicht. Grundsätzlich ist eine Umsetzung auch in vielen anderen Industrien problemlos denkbar und möglich. Die Corporate-Web3-Infrastruktur des VfL Wolfsburg baut auf der Ethereum-Blockchain auf, der zweitgrößten nach Marktkapitalisierung und der größten für Smart Contracts, also automatisierten digitalen Regelungsoptionen in Code-Form, die selbstausführend und verbindlich sind. Durch diesen Ansatz ist die Infrastruktur dank der Ethereum Virtual Machine (EVM) mit einer Vielzahl anderen öffentlichen und privaten Blockchains kompatibel.

Mit der neuen Corporate-Web3-Infrastruktur kann der VfL Wolfsburg nun eigene NFTs erstellen und Smart Contracts gestalten. Der Verein demonstriert so nachdrücklich seine Rolle als innovativer Branchenvorreiter. Darüber hinaus zeigt dieses spannende Projekt aber auch, dass die Chancen des Web3 deutlich von den spekulativen Aspekten abgegrenzt werden sollten, wie sie derzeit besonders im Zusammenhang mit Krypto-Währungen in der öffentlichen Wahrnehmung stehen. Denn durch den Einsatz einer permissionierten öffentlichen Blockchain ist der Teilnehmerkreis auf verlässlich überprüfte Akteure einschränkbar. Für eine sichere und konforme Blockchain-Nutzung stehen leistungsfähige und bereits bewährte technologische Lösungen bereit, die in diesem Projekt konsequent zum Einsatz kamen.

Zudem ist absehbar, dass im weiteren Verlauf der Entwicklung die technischen Aspekte Schritt für Schritt in den Hintergrund treten werden. Die Nutzung wird für Endkonsument:innen immer unkomplizierter und alltäglicher. Neue Use Cases entstehen in allen Branchen: von operativen Effizienzgewinnen und neuartigen Nutzungsmodellen für Kunden in der Automobilindustrie über die Tokenisierung von Photovoltaik- und Windkraftanlagen im Energiesektor bis hin zu dezentralen Versicherungs- und Finanzprodukten. Angesichts dieser großen langfristigen Chancen sollten sich Unternehmen aus allen Sektoren jetzt mit den Möglichkeiten des Web3 beschäftigen und erste Use Cases umsetzen – sowie es der VfL Wolfsburg mit seiner neuen Coprorate-Web3-Infrastruktur vorgemacht hat. Das Web3-Team von Deloitte unterstützt dabei mit umfassender Kompetenz End-to-End in allen Dimensionen: Advise, Implement & Operate.

Real connections. Real impact.

22. Spieltag gg. Borussia Dortmund 17.02.2024

Auf dieser Basis folgte abschließend die Entwicklung der Bewertungsmethodik und Durchführung der Bewertung. Dazu wurde im Projekt ein Excel-Tool erarbeitet, das als langfristiges Instrument zur Aufnahme und Bewertung der Auswirkungen dienen soll – denn die Wesentlichkeitsanalyse soll regelmäßig wiederholt werden, sodass die dynamischen Entwicklungen innerhalb der Regulatorik, aber auch die Entwicklungen in den Dimensionen Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung fortlaufend mitberücksichtigt werden können. Ebenso wie bei der Identifikation muss auch die Bewertung im Sinne der doppelten Wesentlichkeit erfolgen. Zentrale Herausforderung war hier, dass die CSRD noch wenig konkrete Hilfestellung gibt und somit viel Spielraum und Fragezeichen hinterlässt. ASW und Deloitte sind dabei mutig vorangegangen und haben als eine der Ersten eine eigene Bewertungsmethodik entwickelt und anschließend durch die Deloitte Wirtschaftsprüfer validieren lassen.

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