Anfang 2024 ist die Ausgangslage bei privaten Breitbandinfrastrukturen in Europa sehr unterschiedlich. So ist der Anteil von Anschlüssen mit mehr als 250 Mbit/s in Spanien 2,5-mal höher als in Deutschland. Alle Länder haben jedoch eines gemeinsam: Nirgendwo in Europa ist die Zuverlässigkeit stationärer Breitbandanschlüsse wirklich herausragend oder zufriedenstellend. Je nach Land haben zwischen 20 Prozent und einem Drittel der Befragten mindestens einmal im Monat Probleme mit ihrer Internetverbindung. Im Vergleich zu Versorgungsnetzen wie Gas, Wasser oder Strom treten Probleme mit Internetverbindungen also deutlich häufiger auf. Betrachtet man die einzelnen Länder, so ist Deutschland Schlusslicht in Sachen Zuverlässigkeit, während beispielsweise die Niederlande erheblich besser abschneiden.
Trotz aller Unzulänglichkeiten ist die überwiegende Mehrheit der europäischen Breitbandnutzer:innen erstaunlich zufrieden mit ihrem Internet zu Hause: Die Zufriedenheit liegt in allen Ländern deutlich über 75 Prozent. Dabei sind die Abweichungen bei der Verbraucherzufriedenheit viel geringer als die Unterschiede bei den Durchschnittsgeschwindigkeiten in den untersuchten Ländern. Auch die verwendete Technologie hat einen deutlich geringeren Einfluss auf die User Experience als erwartet: Glasfaser hat in den meisten Ländern die Nase vorn, aber nur mit einem knappen Vorsprung. Ebenfalls sehr zufrieden zeigen sich die Verbraucher:innen mit ihren aktuellen Mobilfunkanbietern. Die Kundenzufriedenheit mit den Betreibern mobiler Infrastrukturen liegt sogar noch höher als im stationären Bereich.
Doch was ist den europäischen Breitbandnutzer:innen wirklich wichtig, wenn es um ihre Internetverbindung geht? Angesichts der Zuverlässigkeitsprobleme ist es wenig verwunderlich, dass sie bei der Wahl neuer Netze Stabilität als Auswahlkriterium einer hohen Geschwindigkeit vorziehen. Ebenso bleibt der Preis ein sehr relevanter Erfolgsfaktor. Dagegen steht der Kundenservice ganz unten auf der Prioritätenliste. Trotz dieser übergreifenden Trends gibt es einige länderspezifische Unterschiede: Die Deutschen legen noch mehr Wert auf zuverlässige Verbindungen als ihre europäischen Nachbarn, während die Verbraucher:innen aus Belgien und den Niederlanden eher preisbewusst sind.
Eine weitere Beobachtung lässt sich aus den Ergebnissen des Broadband Consumer Survey 2024 ableiten: Fixed Wireless Access (FWA) wird in Europa zu einer echten Alternative. Mehr als drei Viertel der Befragten geben an, mit ihrem Smartphone zu Hause keine Empfangsprobleme zu haben. Gestützt auf diese positiven Erfahrungen kann sich fast die Hälfte aller europäischen Breitbandnutzer:innen grundsätzlich vorstellen, zugunsten von FWA auf einen Festnetzanschluss zu verzichten. Diese Offenheit ist in Italien und Spanien besonders ausgeprägt; die Bekanntheit von Fixed Wireless Access ist in den westeuropäischen Ländern jedoch noch sehr unterschiedlich.
Die Studienergebnisse legen nahe, dass sich die Leistungsfähigkeit von Glasfaser nicht sichtbar auf das Nutzererlebnis auswirkt – zumindest noch nicht. Denn die derzeit meistgenutzten Online-Anwendungen erfordern keine sehr hohen Bitraten, sodass Glasfasernetze ihre vorhandene Überlegenheit aktuell nicht ausspielen können.
Dieter Trimmel, Partner Strategy & Transformation, Deloitte Deutschland
Die Ergebnisse des Broadband Consumer Survey zeigen Marktteilnehmern unter anderen vier wesentliche Handlungsfelder auf:
Laden Sie hier die vollständige europäische Glasfaser Studie 2024 und hier die deutsche Version der Publikation herunter.