Das Shopfloor Management ist heutzutage ein bekanntes Führungsinstrument innerhalb von Produktionen weltweit. Doch auch dieses kann und sollte an aktuelle Entwicklungen, vor allem in Bezug auf Industrie 4.0, angepasst werden. Um diese Weiterentwicklung hin zum digitalen Shopfloor Management zu ermöglichen und damit Verschwendung zu reduzieren, gilt es initial die analogen Shopfloor Management Prozesse glattzuziehen, Verständnis zu schaffen und den Gedanken der kontinuierlichen Verbesserung auf dem gesamten Shopfloor zu leben.
Shopfloor Management (SFM) ist als Teil von Lean Management für die meisten Unternehmen kein neuer Begriff mehr und in vielen Fällen bereits vor Jahren eingeführt worden. Häufig ist die Systematik jedoch historisch gewachsen und wird nur in den seltensten Fällen in den Unternehmen nach den eigentlichen SFM Prinzipien gelebt. Abweichungen vom Standard und negative Kennzahlen-Trends sind intransparent und es herrscht in vielen Teams und Abteilungen ein klassisches Führungsverständnis mit deutlicher Distanz zwischen Führungskraft und Mitarbeiter. So finden wir in vielen Unternehmen eine unzureichend ausgeprägte Problemlösungs- und Verbesserungskultur vor.
Dabei greift SFM mit seinen Prinzipien und seiner Methodik gerade bei diesen Herausforderungen an. Shopfloor Management zielt auf einen nachhaltigen Führungs- und Kulturwandel ab, hin zu mehr Eigenverantwortung der Mitarbeiter, aktivem Mitarbeitercoaching bzw. -weiterentwicklung und nachhaltiger Verbesserung. Durch klare Zielsetzungen, hohe Transparenz von Abweichungen sowie Anbindung von Problemlösungs- und Verbesserungsprozessen wird reaktives „Feuerlöschen“ vermindert und auf Kennzahlen gestütztes Führen ermöglicht. Führungskräften wird dadurch mehr Zeit für ihre eigentliche Führungsaufgabe verschafft. Die eigene Produktion und deren Steuerung wird so nachhaltig stabilisiert und ist in dieser Form der Grundstein für weitere Digitalisierungsaktivitäten im Rahmen von Shopfloor Management.
Das tägliche SFM setzt sich aus den morgendlichen Shopfloor-Runden vor Ort am Board und dem SFM Zeitfenster zusammen. Die SFM Runden dienen der Schaffung von Transparenz über Kennzahlabweichungen und Störungen und finden sequenziell entlang der Hierarchieebenen des Unternehmens statt. In diesen Runden werden Kennzahlen des Vortages und Problem-Eskalationen mit ausschließlich relevanten Teilnehmern besprochen (i.d.R. innerhalb von zehn Minuten). Kennzahlen und Trends sind dabei transparent und für alle Mitarbeiter sichtbar am Board dargestellt.
Im Anschluss an die morgendlichen Shopfloor-Runden (i.d.R. zwischen 6:30 Uhr und 9:00 Uhr), findet in jedem Bereich das SFM Zeitfenster statt. Hier werden täglich vor Ort detaillierte Problemlösungen oder Standardbegehungen (z.B. Ordnung und Sauberkeit) auf Gruppenebene durchgeführt und anschließend am SFM Board dokumentiert und nachgehalten. Wichtig hierbei ist, dass das SFM-Zeitfenster bei allen Mitarbeitern geblockt ist und auch nicht von bspw. Schnittstellenbereichen überbucht werden kann.
Die enge Mitarbeitereinbindung bei Problemlösungen, aber auch Standardbegehungen, sind zur nachhaltigen Umsetzung essenziell. Der Mitarbeiter ist der Fachexperte und die treibende Kraft. Die Führungskraft agiert als Coach und verfolgt das Hauptziel, die Mitarbeiter zu befähigen, selbständige Problemlösung zu betreiben und den eigenen Beitrag zum Bereichs- und schlussendlich zum Unternehmenserfolg zu verstehen. Die Verbindlichkeit, Betroffenheit und Verantwortung eines jeden Mitarbeiters wird durch diese Systematik deutlich erhöht, was sich in einer gesteigerten Mitarbeitermotivation widerspiegelt und parallel Führungskräften die notwendigen Freiräume für die eigentliche Mitarbeiterführung schafft.
Die Potentiale von Shopfloor Management sind enorm. Es gilt aber zu beachten, dass dieses nicht nebenbei oder in einem Kurzprojekt eingeführt werden kann. Ein tiefgreifender Kulturwandel braucht Zeit und eine sorgfältige Vorbereitung. Im Idealfall wird SFM zunächst in einem ausgewählten Pilotbereich eingeführt, um die Vorteile für Mitarbeiter und Führungskräfte aufzuzeigen. Betroffene Mitarbeiter und Führungskräfte müssen bei der Ausgestaltung eng mit eingebunden werden und am Anfang die individuellen Prinzipien für SFM unter Anleitung definieren. Dabei ist es unerlässlich, dass das Top-Management das Thema treibt und vollständig hinter dem Projekt steht. Während der Einführung von SFM sind intensives Coaching, Training und regelmäßiges Feedback aller Führungskräfte zu Methodik und Führungsverhalten im Sinne von SFM unerlässlich.
Zusammenfassend ist Shopfloor Management weitaus mehr als lediglich die Kommunikation von Kennzahlen. Vielmehr führt es zu einem nachhaltigen Kulturwandel und Umdenken der Mitarbeiter. Mit dieser SFM-Mentalität als Voraussetzung lässt sich der Impact des herkömmlichen SFM durch den Einsatz digitaler Hilfsmittel noch einmal deutlich erhöhen, und trägt somit zur Steigerung des Unternehmenserfolgs bei (vgl. Abb.1).
Der Einsatz von digitalen Shopfloor-Boards und die Anbindung relevanter IT-Systeme ermöglicht es, Verschwendung in analogen Prozessen weitestgehend zu eliminieren und den Mitarbeitern die Shopfloor-Tätigkeiten zu erleichtern. Während die morgendlichen SFM-Runden weiterhin vor Ort – nun aber am digitalen Board – stattfinden, spart sich der Mitarbeiter morgens den manuellen Aufwand, die relevanten Daten aufzubereiten und auf das analoge SFM-Board zu übertragen. Die Mitarbeiter werden hierbei verbindlich in die Problemlösung eingebunden, indem die Probleme und Maßnahmen kennzahlenspezifisch erfasst und dokumentiert werden. Auch die Maßnahmenabarbeitung wird deutlich konsistenter und nachvollziehbarer. Ist eine Maßnahme erledigt, wird sie vom Verantwortlichen im System abgehakt, kommentiert, und ist für alle Beteiligten sichtbar.
Die Digitalisierung des Shopfloor Managements zielt nicht darauf ab, analoge Methoden vollständig zu ersetzen, sondern vielmehr darauf, innerhalb dieser Verschwendung weitestgehend zu eliminieren. Hierbei sollte das digitale SFM immer auf einem gut funktionierenden analogen Shopfloor Management aufsetzen.
Aktuelle Entwicklungen in Bezug auf Industrie 4.0 zeigen, dass es in Zukunft nicht nur möglich sein wird, das Shopfloor Management zu digitalisieren, sondern es auch smart oder autonom zu gestalten. So wird nicht mehr nur retrospektiv der Vortag, sondern es werden auch perspektivisch Kennzahlen- und etwaige Negativtrends prognostiziert, wodurch ein frühzeitiges Handeln ermöglicht wird. Mit den Möglichkeiten der KI-Algorithmen kann die Datenverarbeitung, -analyse und -visualisierung sowie die Maßnahmenausführung autonom, ohne menschlichen Aufwand, erfolgen. Neben den Sensoren, die auch bei der digitalen Datenanalyse genutzt werden, werden zusätzlich noch Aktoren an den Maschinen installiert. Diese können direkt auf Prozesse einwirken und damit das Verhalten von Komponenten und Anlagen steuern. Somit können die Maschinen ihren eigenen Zustand kontinuierlich messen und optimieren.
In Zukunft gilt es, die Vielfalt neuer Technologien zu nutzen, aktiv in den Prozess der kontinuierlichen Verbesserung im Unternehmen einzubinden, und die Verschwendung in bestehenden Prozessen weitestgehend zu eliminieren.
Unsere SFM-Experten erstellen Ihnen hierzu gerne ein individuelles Angebot.