Die Deloitte Studie zeigt Handlungsansätze für die verarbeitende Industrie
Das Thema Nachhaltigkeit war traditionell in der Fertigungsindustrie bisher nicht an erster Stelle der Agenda. Doch das ändert sich fundamental. Denn eine Vielzahl von Faktoren macht den Wandel unumgänglich, und etliche Unternehmen haben ihre Sustainability-Transformation bereits begonnen. In einer Studie analysieren die Experten von Deloitte, welcher Handlungsbedarf besteht, welche Vorteile nachhaltiges Wirtschaften bringt, und mit welchen konkreten Schritten Unternehmen jetzt starten können.
Die Zeiten, in denen Nachhaltigkeit manchmal als Beiwerk betrachtet wurde, sind längst vorbei. Wohlklingende Absichtserklärungen im Jahresbericht genügen nicht mehr. Das Thema ist heutzutage in sämtlichen Branchen von zentraler Bedeutung und muss strategisch angegangen werden – auch in der Fertigungsindustrie. Der Klimawandel macht eine konsequente Dekarbonisierung nötig, Lieferketten müssen soziale Standards einhalten und die Nachverfolgung von Rohstoffen ermöglichen, zirkuläres Wirtschaften wird zum Trend. Nachhaltigkeit wird Unternehmen von vielen Seiten abverlangt, von Regulatoren über Politik bis zu Verbrauchern und Investoren. Doch zugleich lohnt sie sich auch: Nachhaltiges Wirtschaften ist effizient und spart Kosten, verringert Risiken, erhöht die Resilienz und stärkt das Ansehen. Die umfangreiche neue Studie von Deloitte erläutert diesen Kontext ebenso wie erste Schritte zur praktischen Umsetzung.
Komplexe Handlungsfelder
Gerade in der Fertigungsindustrie besteht dabei großes Verbesserungspotenzial. Schon bei der Entwicklung von Produkten sind nachhaltige Aspekte zu beachten, auch eine grundlegende Neuentwicklung von Produkten ist zu erwägen. Zu diesen Anforderungen an die Innovationskraft kommt eine nötige Umgestaltung des Einkaufs, etwa im Hinblick auf ökologische und ethische Ressourcenbeschaffung. Auch die Produktion wird nachhaltig optimiert: Smarte Technologien verbessern die Effizienz, erneuerbare Energiequellen die Klimabilanz. Die Logistik ist ein weiteres Sustainability-Handlungsfeld, beispielsweise durch Dekarbonisierung, Nutzung von grünem Wasserstoff und Rationalisierung der Lieferketten und Transportwege. Außerdem erstreckt sich die Verantwortung für Nachhaltigkeit auch auf den Aftermarket. Der ganze Lebenszyklus des Produkts muss möglichst weitegehend nach Prinzipen der Kreislaufwirtschaft gestaltet werden, etwa durch neue Recyclingkonzepte. Da diese Anforderungen so dringlich wie komplex sind, liefern die Autoren der Studie konkrete Anregungen für den Einstieg in die Transformation.
Schritte zum nachhaltigen Unternehmen
Die Ausgangslage erfassen Zunächst ist eine Analyse der aktuellen Situation erforderlich. Dazu gehört eine Bewertung der Umweltauswirkungen von Herstellung, Vertrieb und Betrieb der Produkte, etwa Wasser- und Energieverbrauch oder Fahrtrouten. Tools für Monitoring und Analytics helfen dabei, sinnvolle Bereiche für Optimierungen zu identifizieren.
Die Strategie anpassen Unternehmen sollten ihre Strategie nachhaltig ausrichten und auch entsprechende Fähigkeiten sowie Management-Systeme bereitstellen. Dann kann eine Roadmap erarbeitet werden, die verschiedene Umsetzungshebel berücksichtigt, etwa Partnerschaften, strategische Akquisitionen, Gewichtung von Investitionen (zum Beispiel nach Märkten), Optimierung von Prozessen und Operating Model. Angesichts der Unsicherheitsfaktoren im Bereich Sustainability empfiehlt sich ein Szenario-basierter Ansatz, bei dem die Roadmap im Hinblick auf verschiedene denkbare Zukunftsentwicklungen differenziert wird.
Ziele und Prioritäten festlegen Zur Vorbereitung sollten Meilensteine definiert und Anwendungsbereiche abgeleitet werden. Dabei können auch Erfahrungen aus anderen Branchen einfließen. Ziele sollten nicht nur „top-down“ vom Management ausgerufen, sondern auch mit den realen operativen Umständen abgeglichen werden.
Finanzierung und Steuern berücksichtigen Sind die Finanzprozesse des Unternehmens auf Themen wie Dekarbonisierung ausgerichtet? Hier lohnt beispielsweise der Blick auf alternative Finanzierungsmöglichkeiten wie Green Bonds, Förderungen, Steueranreize oder Joint Ventures.
Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur verankern Für eine erfolgreiche Realisierung muss das Top-Management nachhaltige Impulse für die Unternehmenskultur geben. Dabei helfen Change-Management-Maßnahmen, Schulungen und Incentivierungen, etwa durch Sustainability-KPIs.
Rollen und Verantwortlichkeiten definieren Auch die organisatorische Struktur muss an die Nachhaltigkeitsstrategie angepasst werden. Die Schaffung einer eigens darauf ausgerichteten Vorstandsposition (Chief Sustainability Officer) kann die strategische Priorität von Nachhaltigkeit zusätzlich unterstreichen.
Investitionen richtig ausrichten Unternehmen sollten sich darüber klar werden, auf welche Metriken es für sie bei der Nachhaltigkeitsstrategie besonders ankommt. So können sie attraktive Geschäftsfelder identifizieren und messbare geschäftliche Effekte sicherstellen. Zielgerichtete Investitionen in nötige Fähigkeiten und Technologien ebnen den Weg – sei es durch eigenen Aufbau, Zukauf oder Kooperation. Wichtig ist auch die regulatorische Abstimmung der Geschäftsmodelle.
Ecosystems aufbauen Bei allen Vorteilen erfordern Sustainability-Maßnahmen erhebliche finanzielle Anstrengungen, nicht immer sind sie sofort wirtschaftlich. Da die technologischen und regulatorischen Entwicklungen ständig im Fluss sind, besteht außerdem in vielen Bereichen hohe Unsicherheit. Deshalb bietet sich die Kooperation mit Partnern in Ecosystems an, auch mit branchenfremden Akteuren wie Verbänden, Technologie-Anbietern und Regulatoren.
Fortschritte messen und kommunizieren Eine präzise Erfassung der realen Auswirkungen nachhaltiger Initiativen ist unerlässlich für effektive Steuerung und effiziente Umsetzung. Darüber hinaus bietet Transparenz über die erreichten Ziele aber auch die Grundlage für eine vorteilhafte Kommunikation mit Stakeholdern wie Investoren und Kunden.
Den Diskurs mitgestalten Unternehmen – vom Mittelstand bis zum Groß-Konzern – sollten Nachhaltigkeit nicht nur passiv als Compliance-Thema begreifen, sondern sich aktiv in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen. Das stärkt nicht nur die Reputation, sondern eröffnet auch wertvolle Spielräume bei der Mitgestaltung einer nachhaltigeren Zukunft bei gleichzeitiger Wahrung eigener Interessen.
Risiken beachten
Eine Nachhaltigkeitstransformation stellt einen tiefgreifenden Wandel dar, mit dem auch Risiken einhergehen. Deshalb muss der ganze Lebenszyklus von Produkten analysiert werden, einschließlich der Kehrseiten neuer Technologien. Beispielsweise hilft Elektromobilität, Emissionen zu reduzieren, birgt aber auch eigene Nachhaltigkeitsherausforderungen durch die Batterietechnologie.
Langfristige Ziele zahlen sich aus
Wenn Unternehmen der Fertigungsindustrie die Dringlichkeit des Nachhaltigkeitsthemas erfassen, umgehend erste Schritte unternehmen und dabei eine langfristige strategische Perspektive einnehmen, können sie eine ganze Reihe von Vorteilen erzielen – von einer verbesserten Position im Wettbewerb über mehr Effizienz bis hin zu reduzierten Kosten und Risiken. Neben den messbaren Auswirkungen für das eigene Geschäft haben sie dadurch aber vor allem auch die Gelegenheit, positive Effekte für die gesamte Gesellschaft zu erzielen. Auf lange Sicht könnte sich dies womöglich sogar als der größte Vorteil einer zielstrebigen Nachhaltigkeitsstrategie erweisen.
Hier finden Sie die vollständige Studie zum Download, mit allen Details und zahleichen Beispielen aus der Praxis.