Der Gesundheitssektor trägt maßgeblich zum weltweiten Klimawandel bei. So verursacht er mit 4,4 Prozent einen erheblichen Teil der globalen jährlichen Treibhausgasemissionen, wobei der Anteil in Deutschland sogar bei rund fünf Prozent liegt1. Insbesondere der laufende Krankenhausbetrieb benötigt viel Energie für Beleuchtung, IT, Heizung, Kühl- bzw. Belüftungssysteme sowie den Betrieb der geräteintensiven Bereiche (bspw. OP-Säle und Intensivstationen). Laut einer Viamedica Stiftung entfällt auf ein Krankenhausbett jährlich ein Verbrauch von rund 6.000 kWh Strom und 29.000 kWh Wärme – das entspricht dem Bedarf von zwei modernen Einfamilienhäusern2. Zudem fallen in Krankenhäusern sehr große Mengen Abfall an: Mit rund acht Tonnen Abfall pro Tag sind Kliniken der fünftgrößte Müllproduzent in Deutschland3 .
"Die Nachhaltigkeitsstrategie muss Bestandteil der Gesamtstrategie sein."
Mirjam Constantin, Head of Group Reporting (Financial & ESG), Asklepios
Vor diesem Hintergrund stehen deutsche Krankenhäuser wie andere Sektoren im Gesundheitswesen vor der großen Herausforderung der Nachhaltigkeitstransformation. Dies betrifft einerseits den in den letzten Jahren stark mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebrachten Umweltbereich (Environment) mit Themen und Maßnahmen rund um Klimawandel und Energieverbrauch sowie den Umgang mit natürlichen Ressourcen und Abfällen. Dies wird zunehmend ergänzt um soziale Aspekte (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance). Dabei bezieht sich Soziales auf die Mitarbeitenden, Produkthaftung und Lieferketten sowie Beschaffung und Vertrieb. Verantwortungsvolle Unternehmensführung umfasst auch Verhalten und Investments. Das Themenfeld wird entsprechend vermehrt holistisch in Form von ESG betrachtet.
Angesichts der angespannten finanziellen Lage und des Personalmangels stellt die Nachhaltigkeitstransformation für Krankenhäuser einen erheblichen Kraftakt dar. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten lohnt es sich einmal mehr, sich mit diesem Thema zu befassen, denn strategisch durchgeführte Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit können die Herausforderungen von Krankenhäusern gezielt adressieren. Darüber hinaus steigen die regulatorischen Anforderungen und die gesellschaftlichen Erwartungen der Träger, die zu erfüllen sind.
Die Anforderungen, aber auch die Chancen sind groß – wie sehen dies Führungskräfte in deutschen Krankenhäusern? Welche Relevanz hat Nachhaltigkeit in der Ausprägung ESG für ihre Häuser? Und was ist der Umsetzungsstand von entsprechenden Initiativen? Für die Beantwortung dieser Fragen haben wir 2023 eine Umfrage mit 104 Entscheidungsträgern an deutschen Krankenhäusern durchgeführt. Darüber hinaus haben wir Interviews mit ausgewählten Verantwortlichen für Nachhaltigkeit geführt.
"Bei der Betrachtung der Lieferketten fehlt deutschen Universitätskliniken an vielen Stellen die Baseline: Die Datengrundlage ist oftmals sehr schlecht."
Nico Schenderlein, Abteilungsleiter Infrastruktur, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Die Ergebnisse haben weitreichende Implikationen für deutsche Krankenhäuser, die Umsetzung stärker voranzutreiben und insbesondere in herausfordernden Zeiten mit begrenzten Ressourcen die Prioritäten auf die high-impact Bereiche zu legen. Die Möglichkeiten zur Steigerung der Nachhaltigkeit im Krankenhaus sind vielfältig. Vom Aufbau eines nachhaltigen und ausgewogenen Energie-mix über eine nachhaltige Personalpolitik bis hin zur Etablierung einer sinnvollen und nachhaltigen Versorgungskette und Kreislaufwirtschaft. Sei es bei der Erstellung des CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) Nachhaltigkeitsberichts, bei der Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetztes oder bei der strategischen Entwicklung und der operativen Begleitung von Maßnahmen zur Erhöhung der Nachhaltigkeit und Einsparung von Energie: Wir von Deloitte stehen Ihnen bei der Transformation zum nachhaltigen Gesundheitsunternehmen gerne beratend zur Seite.
"Wenn wir als Kliniken effizient nachhaltiger werden wollen, müssen wir wissen, wo die größten Hebel sind und diese dann gezielt anpacken. Über 80 % aller Nachhaltigkeits-Impacts sind bei Kliniken in der Lieferkette zu finden."
Dr. Clemens Jüttner, Sustainability Officer, Sana Kliniken AG
1 Health Care Without Harm (HCWH): „Health care climate footprint report“, unter: https://noharm-global.org/sites/default/files/documents-files/5961/HealthCaresClimateFootprint_092319.pdf (abgerufen am 14.09.2022).
2 Viamedica Stiftung: „Klinergie 2020 – Erneuerbare Energien und Energieeffizienz in deutschen Kliniken“, unter: https://www.viamedica-stiftung.de/fileadmin/user_upload/Materialien/klinergie2020_prospekt10_final.pdf (abgerufen am 14.09.2022).
3 Deutsches Ärzteblatt:
„Medizinische Abfallentsorgung: Wenn Abfall nicht einfach Müll ist“, unter: https://www.aerzteblatt.de/archiv/204540/Medizinische-Abfallentsorgung-Wenn-Abfall-nicht-einfach-Muell-ist (abgerufen am
15.09.2022).