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Wie digital ist das deutsche Gesundheitswesen?

Studie: Closing the digital gap – Shaping the future of European healthcare

Sprechstunde per Videochat, allerorts Zugriff auf die digitale Krankenakte und das e-Rezept direkt auf dem Smartphone: Die digitale Transformation kann nicht nur Patienten eine effizientere Behandlung bieten, sondern auch das medizinische Personal entlasten. Dass dies dringend notwendig ist, zeigt die COVID-19-Pandemie. Das neuartige Virus hat in vielen Ländern als Digitalisierungsbeschleuniger gewirkt. Doch wie ist der digitale Reifegrad von Krankenhäusern in den Märkten? Wie unterscheiden sich die verschiedenen europäischen Gesundheitssysteme in puncto digitaler Transformation? Dies untersucht eine aktuelle Studie von Deloitte, für die medizinisches Personal in sieben europäischen Ländern befragt wurde.

Auch unabhängig von der aktuellen Pandemie ist der Bedarf an digitalen Technologien im Gesundheitswesen hoch – und Investitionen in die digitale Infrastruktur sind entscheidend, um die Zukunft im Ökosystem Gesundheit zu gestalten. Digitale Technologien kommen im Gesundheitswesen mittlerweile schon an einigen Stellen zum Einsatz, es besteht derzeit in Deutschland aber noch Nachholbedarf, da viele Technologien noch zu wenig genutzt werden. Hier gibt es weiterhin große Potenziale, die gehoben werden können. So auch das Fazit der deutschen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer: 95 Prozent der Befragten, die in Krankenhäusern tätig sind sowie 78 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Tageskliniken und Arztpraxen haben großes Vertrauen in digitale Technologien und glauben, dass diese die Patientenversorgung verbessern können. 

Viele Technolgien kommen im Gesundheitswesen heute noch nicht zum Einsatz, obwohl das medizinische Personal große Potenziale für die Patientenversorgung sieht. Das gilt vor allem für elektronisch ausgestellte Rezepte, während die elektronische Patientenakte schon jetzt vielfach genutzt wird.

Zusammengefasst hier die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

 

Digitale Krankenakte am beliebtesten 

Aktuell werden digitale Technologien im Medizinbetrieb vor allem für administrative und planerische Aufgaben eingesetzt. Allem voran steht die digitale Krankenakte, die von drei Viertel der Befragten genutzt wird. Die Technologie erbringt zudem den erwarteten Nutzen: 78 Prozent der Befragten sehen in der digitalen Krankenakte Vorteile für effizientes Arbeiten und eine gute Patientenversorgung. Weitere Technologien, die vielerorts zum Einsatz kommen, sind digitale Dienstpläne (52 Prozent) sowie spezifische Apps für Klinikpersonal (44 Prozent). Beides wird auch mit Blick auf die Versorgung positiv bewertet.

Potenzial von Telemedizin noch nicht ausgeschöpft

Ein gegensätzliches Bild zeichnet sich bei der sogenannten Telemedizin ab, also Technologien zur Betreuung von Patienten via Telefon und Videochat. Nur 30 Prozent des medizinischen Personals gibt an, Telemedizin zu nutzen. Einen Vorteil für die Patientenversorgung sehen hier jedoch mehr als doppelt so viele Befragte (64 Prozent). In Ländern wie Dänemark und den Niederlanden nutzen bereits um die 60 Prozent der Befragten diese Technologien erfolgreich zum Patientendialog. Derzeit viel diskutierte Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) und Virtual Reality (VR) werden im europäischen Vergleich überall bisher eher vereinzelt genutzt. Auch im deutschen Gesundheitswesen spiegelt sich dieses Ergebnis wider (KI zu 7 Prozent und VR zu 4 Prozent). Immerhin glaubt ein Drittel der Befragten, dass diese Technologien Vorteile für die Patientenversorgung bringen könnten. Genauso viele Befragte sind sich bei diesen fortschrittlicheren Technologien – darunter auch Genomdaten und Robotertechnik – jedoch unsicher. 

Hürden beim Einsatz digitaler Technologien 

Bevor neue Technologien eingeführt werden, sind im deutschen Gesundheitssystem vor allem organisatorische Hürden zu überwinden. Das medizinische Personal sieht sich konfrontiert mit Bürokratie (61 Prozent), hohen Kosten (57 Prozent) und Schwierigkeiten, die passende Technologie zu finden (42 Prozent). Zudem fühlen sich viele Befragte noch zu wenig in digitale Strategien eingebunden. Sie finden auch, dass der Arbeitgeber noch nicht gut auf den Einsatz der Technologien vorbereitet ist.Mit 46 Prozent gibt fast die Hälfte der Befragten an, noch nicht genügend Unterstützung bei der Anwendung der Technologien zu erhalten. Einen Ausweg aus dieser Situation bieten Trainings. Immerhin 44 Prozent der Befragten finden, dass sie bereits genügend Trainings erhalten – 53 Prozent sind allerdings entgegengesetzter Meinung. Gut ein Drittel der Allgemeinmediziner (32 Prozent) und ein Fünftel der Fachärzte (21 Prozent) wurde bisher noch gar nicht trainiert. 

Zukunftsprogramm Krankenhäuser

Bis zur vollkommen digitalisierten medizinischen Organisation ist es aus Sicht vieler Befragter noch ein längerer Weg. Maximal fünf Jahre wird es nach Einschätzung von mehr als der Hälfte der Befragten (54 Prozent) noch dauern. Viele geben an, dass der Zeithorizont eher bei 8 bis 10 Jahren liegen wird (38 Prozent). Das vier Milliarden Euro schwere Investitionsprogramm von Bund und Ländern im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes dürfte jedoch in deutschen Krankenhäusern als Digitalisierungsbeschleuniger wirken. 

Mit diesem Investitionsschub werden erste Weichen gestellt, um die Effekte der unzureichenden Finanzierung abzumildern. Das ist eine echte Chance für ein digitales Update in Krankenhäusern.“Ibo Teuber, Director Health Care Deloitte

Ibo Teuber, Director Health Care Deloitte

Wenn sie über das Gesundheitssystem Ihres Landes in fünf Jahren nachdenken, welche drei Worte würden Sie wählen, um den Fortschritt der digitalen Transformation zu beschreiben?

Ausführliche Informationen zur Digitalisierung in den einzelnen Gesundheitsmärkten finden Sie in der Deloitte Studie „Closing the digital gap – Shaping the future of European healthcare“.

In der multinationalen Studie wurden 1.800 in der Patientenversorgung tätige Mediziner und Pflegekräfte aus sieben europäischen Ländern zum Stand der digitalen Transformation und zu den Auswirkungen von COVID-19 befragt. Allein in Deutschland haben 400 Personen aus dem Gesundheitswesen an der Befragung teilgenommen. Ergänzt wurde die Studie durch Interviews mit über 40 relevanten Stakeholdern aus diesen Ländern.

Digitale Transformation

 

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