Der Deloitte CFO Survey reflektiert die Einschätzungen und Erwartungen von CFOs deutscher Großunternehmen zu makroökonomischen, unternehmensstrategischen und finanzwirtschaftlichen Themen. Der Survey erscheint halbjährlich und hat zum Ziel, Trends und Trendbrüche zu identifizieren. Die Herbst-Ausgabe 2024 zeigt, dass die konjunkturelle Erholung weiter ausbleibt. Vor allem die deutsche Industrie leidet unter anhaltenden Risiken. Entsprechend werden Investitionen im Ausland immer wichtiger für die Unternehmen. Dadurch sollen vor allem in Europa und Nordamerika internationale Absatzmärkte erschlossen werden und eine kostengünstigere Produktion aufgebaut werden. Investitionen in IT und Forschung & Entwicklung sollen allerdings weiterhin in Deutschland erfolgen. Weitere Produktionssteigerungen erhoffen sich die CFOs auch durch den Einsatz von Generativer KI (GenAI).
Deep Dive Verarbeitendes Gewerbe
Deep Dive Real Estate
Deep Dive Mittelstand
Im Vergleich zum Frühjahr 2024 haben sich die Geschäftsaussichten wieder verschlechtert. Die Differenz der Prozentwerte der positiven und negativen Einschätzungen fällt im Herbst drastisch um 26 Punkte auf -17. Über ein Drittel der CFOs schätzen die aktuellen Aussichten damit schlechter ein als noch vor drei Monaten. Die Branchenunterschiede setzten sich dabei weiter fort. Die Geschäftsaussichten für die deutschen Kernindustrien Auto, Maschinenbau, und Chemie verschlechtern sich noch einmal drastisch. Auch in der Konsumgüterindustrie und im Handel sind die Aussichten mittlerweile wieder ins Negative gedreht. Nur die Aussichten in der Dienstleistungsbranche bleiben knapp positiv.
Die schwierige konjunkturelle Lage ist vor allem durch anhaltende Risiken getrieben. Die schwache Inlandsnachfrage bleibt weiterhin der wichtigste Risikofaktor für die Unternehmen, gefolgt von zunehmender Regulierung und geopolitischen Risiken. Für Großunternehmen und exportorientierte Unternehmen bleiben letztere der wichtigste Faktor.
Kostensenkungen haben entsprechend für den Großteil der Unternehmen weiterhin Priorität. Allerdings sollen trotz der schlechten Aussichten Investitionen und Beschäftigung im Durchschnitt immerhin nur stagnieren. Vor allem die Pläne für stärkere Investitionen und mehr Beschäftigung aus der Dienstleistungsbranche stützen den Durchschnitt. Im verarbeitenden Gewerbe dürften dagegen Beschäftigung und Investitionen zurückgehen. In der Automobilbranche wollen sogar mehr als die Hälfte der Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten weniger investieren und fast alle Befragten wollen Beschäftigung abbauen. Weitere Details zu Konjunktur und Kennzahlen liefert das aktuelle Deloitte Economic Trend Briefing: Flash-Ergebnisse des Deloitte CFO Survey Herbst 2024.
Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten in Deutschland werden Auslandsinvestitionen für die Unternehmen immer wichtiger. Aktuell sehen noch 82 Prozent der Unternehmen ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland, aber auf die Frage, wie sie die voraussichtliche Situation in 5 Jahren einschätzen, sind es nur noch 63 Prozent. Mit Ausnahme von China sollen Investitionen vermehrt ins Ausland, vor allem nach Europa und Nordamerika, fließen. Im verarbeitenden Gewerbe fällt der Trend in Richtung Nordamerika besonders stark aus.
Hauptmotivation für die Investitionen außerhalb von Deutschland sind der Zugang zu internationalen Absatzmärkten und kostengünstigere Produktionsbedingungen. Für Großunternehmen kommt noch die Diversifikation von Risiken hinzu. Die Dienstleistungsbranche investiert, um strategische internationale Partnerschaften aufzubauen, die einen besseren Zugang zu Absatzmärkten bieten können.
Allerdings sehen die CFOs auch Risiken bei ihren Investitionen im Ausland. Regulatorische Risiken und Compliance Risiken werden als besonders wichtig wahrgenommen, gefolgt von Handelsrisiken. Vor allem die Investitionen der Export-getriebenen Industrien wie der Chemieindustrie und dem Maschinenbau sind neuen Handelsbarrieren in Form von Zöllen oder Sanktionen ausgesetzt. Großunternehmen sehen zudem ein hohes Risiko in einer politisch motivierten Benachteiligung gegenüber lokalen Unternehmen.
Entsprechend planen die CFOs ihre Investitionen im Ausland differenziert. Während fast 40 Prozent der Befragten ihre Produktionserweiterungen im Ausland ansiedeln wollen, sollen für einen Großteil der Unternehmen Investitionen in IT, Forschung und Entwicklung weiterhin in Deutschland bleiben. Vor allem die Dienstleistungsbranche und hier besonders der Finanzsektor agieren bei ihren Auslandsinvestitionen mit Vorsicht und wollen datenintensive Operationen in Deutschland halten.
Auch über Investitionen in neue Technologien wollen die deutschen Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben. Der Großteil der Firmen hat Generative KI (GenAI) bereits in ihren Innovationszyklus übernommen. Allerdings sind sie bei den Budgets für die neue Technologie noch sehr zurückhaltend: Mehr als die Hälfte der Unternehmen plant, weniger als ein Prozent ihres Budgets für GenAI zu allokieren.
Dennoch erwartet über ein Viertel der CFOs Produktivitätssteigerungen von über 10 Prozent durch den Einsatz der Technologie. Vor allem in Bereichen wie Berichtswesen, Planung und Budgetierung wird GenAI als zukunftsweisend gesehen. Großunternehmen sind hier Vorreiter und setzen auf interne Ressourcen, während der Mittelstand vermehrt externe Dienstleistungen nutzt, um die notwendigen Fähigkeiten aufzubauen.
Für den 26. deutschen Deloitte CFO Survey wurden vom 12. September bis 2. Oktober 2024 185 Finanzvorstände deutscher Unternehmen befragt. 46 Prozent der Unternehmen erzielen einen Umsatz über 500 Millionen Euro, dreizehn Prozent über fünf Milliarden Euro. Die häufigste Branche ist der Maschinenbau mit vierzehn Prozent, gefolgt von der Konsumgüterindustrie und dem Handel.