Laut dem aktuellen Report befürworten 89 Prozent der befragten Stakeholder die Einbeziehung von Kunst und Sammlerstücken in die Dienstleistungen von Vermögensverwaltungen (zum Vergleich: 2011 waren es 65 Prozent). Dies markiert den höchsten Prozentsatz seit der Einführung des Art & Finance Reports vor zwölf Jahren. Dieser deutliche Wandel ist auf die Kundennachfrage nach neuen Produkten und Dienstleistungen zurückzuführen, einem Bedarf an ganzheitlichen Vermögensverwaltungsangeboten (94 Prozent bei den Privatbanken und 81 Prozent bei den Family Offices), aktuellen technologischen und rechtlichen Entwicklungen und einem steigenden Interesse an den Potenzialen von Kunst und Wertgegenständen als Kapitalanlagen.
Bei Ultra-High-Net-Worth-Individuals (UHNWIs) wurde das 2023 in Kunst angelegte Vermögen auf 2,174 Billionen US-Dollar geschätzt. Der diesjährige Bericht prognostiziert, dass diese Zahl bis 2026 auf schätzungsweise 2,861 Billionen US-Dollar ansteigen könnte, da die Anzahl der UHNWIs weltweit zunimmt und sie ihr Vermögen verstärkt in Kunst und Sammlerstücke investieren.
Das Verständnis für die Bedürfnisse der verschiedenen Generationen ist ein entscheidender Aspekt der Vermögensverwaltung. Die NextGen-Sammler:innen - 35 Jahre oder jünger - werden die Zukunft der Kunst- und Vermögensverwaltungsbranche gestalten. Investitionen in Kunst und Kultur mit sozialer Wirkung sind für 41 Prozent der NextGen-Sammler:innen und fast ein Drittel der Family Offices ein Hauptmotiv, was auf deren wachsendes Interesse an der Ausrichtung von Investitionen auf soziale und kulturelle Werte hinweist.
Trotz höherer Zinssätze wird geschätzt, dass der Gesamtumfang der Kredite, die mit Kunstgegenständen besichert sind, im Jahr 2023 ein Marktvolumen zwischen 29,2 und 34,1 Milliarden US-Dollar erreichen könnte, was einem Anstieg von 11 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Potenziell könnten Einnahmen von bis zu 2,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf dem Markt für Kunst besicherte Darlehen erzielt werden, wobei sich Asien und Europa als strategisch wichtige Märkte herauskristallisieren.
Nach dem Artnet’s Index dient Kunst in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit als eine Methode, Kapital abzusichern, und fungiert als stabiles Wertaufbewahrungsmittel. Die beliebteste Anlageform für Kunst und Wertgegenstände bleibt nach wie vor die Direktinvestition. In den letzten drei Jahren hat jedoch auch das weltweite Interesse an Investitionen in Kunst und Sammlerstücke in Fractional Ownership (bei der sich mehrere unabhängige Parteien das Eigentum an einem Kunstwerk teilen) zugenommen, vor allem NextGen-Sammler:innen sind zunehmend daran interessiert. Mit einem Anteil von 50 Prozent im Vergleich zu 14 Prozent bei älteren Sammler:innen wird das verwaltete Vermögen in Fractional Ownership im Jahr 2023 schätzungsweise 1 Milliarde US-Dollar übersteigen.
Der technologische Fortschritt führt zu einem neuen Zeitalter der engeren Zusammenarbeit von Kunst und Finanzen – ausschlaggebend ist, wie diese Vermögenswerte behandelt, gesammelt, monetarisiert, geschützt und innovativ weiterentwickelt werden. Die befragten Vermögensverwaltungen (64 Prozent) sehen die Technologie als Katalysator für die Integration von Kunst und Wertgegenständen in bestehende Vermögensverwaltungsdienste. NextGen-Sammler:innen haben ein starkes Vertrauen in Blockchain als Vermögensregister (80 Prozent) und erkennen das Potenzial von Technologien zur Identifizierung von Kunstwerken und um aktuell bestehende Herausforderungen auf dem Kunstmarkt zu adressieren (79 Prozent).
76 Prozent der Vermögensverwalter:innen, 82 Prozent der Kunstsachverständigen und 70 Prozent der Sammler:innen sind sich einig, dass der Kunstmarkt modernisiert werden muss. Zu den wichtigsten Herausforderungen zählen mangelnde Transparenz und Provenienz, Fragen der Authentizität, Fälschungen und Attribution sowie die Notwendigkeit von internationalen Standards für berufliche Qualifikationen auf dem Kunstmarkt. In diesem Zusammenhang gaben etwa 80 Prozent aller Befragten an, dass die Technologie als ein Katalysator für mehr Transparenz auf dem Kunstmarkt dienen könnte.
Die Meinungen zur Regulierung des Kunstmarktes sind geteilt. Von den befragten Family Offices sind 70 Prozent der Meinung, dass Selbstregulierung der geeignetste Weg sei, um die Herausforderungen des Kunstmarktes zu bewältigen, nur 30 Prozent befürworten eine staatliche Regulierung. Allerdings sind 44 Prozent der Vermögensverwalter:innen der Ansicht, dass durch staatliche Regulierung mehr Vertrauen und Glaubwürdigkeit auf dem Kunstmarkt geschaffen werden kann. In diesem Jahr gaben zudem 50 Prozent der Kunstexpert:innen an, dass eine Regulierung eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung des Vertrauens spielen könnte (ein Anstieg von 36 Prozent gegenüber 2021). Dies ist der höchste je verzeichnete Prozentsatz und weist darauf hin, dass die Stakeholder der Kunstbranche staatliche Ordnungsmaßnahmen zunehmend positiver sehen.