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Insights zur aktuellen wirtschaftlichen Lage im deutschen Mittelstand

Ergebnisse des CFO Survey Frühjahr 2025 für mittelständische Unternehmen

Für den aktuellen CFO Survey hat Deloitte Finanzverantwortliche großer Unternehmen in Deutschland befragt – darunter auch 148 aus dem Mittelstand. Der deutsche Mittelstand blickt vorsichtig, aber zuversichtlich nach vorn, so die Einschätzung von Dr. Christine Wolter, Lead Deloitte Private, im Interview über die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Prioritäten mittelständischer Unternehmen. Trotz anhaltender Unsicherheiten und geopolitischer Spannungen zeigt sich der Mittelstand investitionsbereit.

CFO-Survey Frühjahr 2025 / Auswertung Mittelstand

Wie sehen die aktuellen Geschäftsaussichten im Mittelstand aus? 

Dr. Christine Wolter: Die Lage bleibt angespannt, auch wenn sich die Geschäftsaussichten im Vergleich zum Herbst letzten Jahres leicht verbessert haben. Geopolitische Risiken sorgen für Verunsicherung, und auch die schwache Inlandsnachfrage macht vielen Unternehmen zu schaffen. Zusätzlich belasten eine rückläufige Auslandsnachfrage und Wechselkursrisiken, die von vielen als zentrale Unsicherheitsfaktoren wahrgenommen werden. Zwar schätzen mittelständische CFOs ihre Lage etwas optimistischer ein als der gesamtwirtschaftliche Durchschnitt – doch im Vergleich zu Großunternehmen agieren sie deutlich vorsichtiger. 

Wie wirkt sich diese Entwicklung auf die strategische Ausrichtung mittelständischer Unternehmen aus? 

Dr. Christine Wolter: Die Herausforderungen schlagen sich klar in den Unternehmensstrategien nieder. Für rund zwei Drittel der befragten CFOs steht Kostensenkung ganz oben auf der Agenda. Gleichzeitig setzen viele auf organisches Wachstum. Also auf das, was aus eigener Kraft möglich ist. Die Entwicklung neuer Produkte oder Services hat dagegen an Priorität verloren. 

Welche Rolle spielen die angesprochenen geopolitischen Spannungen für den Mittelstand? 

Dr. Christine Wolter: Eine große Rolle. Etwa 85 % der CFOs sagen, dass geopolitische Entwicklungen ihre strategischen Ziele im letzten Jahr beeinflusst haben. Die gute Nachricht: Viele Unternehmen fühlen sich gut vorbereitet. Fast die Hälfte sieht sich in der Lage, Risiken frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Nur ein kleiner Teil plant aktuell keine Maßnahmen. Die Mehrheit setzt auf Szenarioanalysen und überdenkt ihre Abhängigkeiten in Lieferketten und Absatzmärkten. Das Ziel: mehr Resilienz. Im Vergleich zu Großunternehmen zeigt sich aber ein klares Gefälle, dort sieht man sich deutlich besser aufgestellt. Meine Empfehlung: Insgesamt ist es ratsam, nicht in Aktionismus zu verfallen. Der Mittelstand sollte geopolitische Risiken aktiv beobachten, Frühwarnsysteme auf- und ausbauen und flexibel bleiben. 

Wie wirkt sich das auf die Investitionsentscheidungen mittelständischer Unternehmen aus? 

Dr. Christine Wolter: Trotz aller Unsicherheiten steigt zum ersten Mal seit rund eineinhalb Jahren die Investitionsbereitschaft wieder spürbar. Knapp 30 % der mittelständischen Unternehmen planen, ihre Investitionen zu erhöhen – vor allem am Standort Deutschland, aber auch innerhalb Europas. Außerhalb Europas bleibt man eher zurückhaltend. Im Fokus stehen Digitalisierungsprojekte, aber auch der Aufbau von Resilienz gewinnt an Bedeutung. Was den Investitionsmotor zusätzlich antreiben könnte: Weniger Bürokratie und gezielte staatliche Unterstützung bei Zukunftstechnologien. Das würde viele Mittelständler ermutigen, noch mehr zu investieren. Zudem bleibt es wichtig, Stärken zu stärken, was sich auch positiv auf die Innovationskraft in Unternehmen auswirkt.

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