Fahrräder sind ein wesentlicher Bestandteil aktueller sowie zukünftiger Mobilitätskonzepte, und insbesondere E-Bikes erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit bei den Konsumenten (siehe auch unser Consumer Industry Briefing „E-Bikes auf der Überholspur“). Unter anderem beflügelt von einem steigenden Fitness- und Gesundheitsbewusstsein sowie der COVID-19 Pandemie, die den Drang nach Bewegung an der frischen Luft weiter gefördert hat, verzeichnete der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) 2021 mit 4,7 Millionen Fahrradverkäufen in Deutschland einen deutlichen Zuwachs im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie.[1] Ein weiterer Treiber des Aufwärtstrends ist das immer populärer werdende Firmenrad-Leasing. Eine aktuelle Deloitte-Befragung zeigt, dass für das Leasing von Firmenfahrrädern noch erhebliches, ungenutztes Potenzial besteht, insbesondere da es von der Mehrheit der Befragten als attraktiv empfunden wird.
Die aktuelle Dynamik ist Grund genug, das Modell und die Durchdringung des durch den Arbeitgeber geförderten Bike-Leasings genauer unter die Lupe zu nehmen. Die dargestellten Ergebnisse basieren auf einer von Deloitte im Frühsommer 2022 durchgeführten, repräsentativen Konsumentenbefragung in Deutschland, an der insgesamt 585 Arbeitnehmer und Selbstständige ab einem Alter von 18 Jahren teilgenommen haben.
Beim vom Arbeitgeber geförderten Bike-Leasing können Arbeitnehmer (und mittlerweile auch Selbstständige – in diesem Fall entfällt die Überlassung an den Arbeitnehmer) ein Fahrrad über ihren Arbeitgeber leasen, das sowohl für berufliche als auch für private Zwecke genutzt werden kann. So müssen insbesondere hochwertige Fahrräder oder vergleichsweise teure E-Bikes nicht durch Einmalzahlungen gekauft, sondern können in monatlichen Raten finanziert werden – und sind dabei durch eine steuerlich vorteilhafte Gehaltsumwandlung auch noch preiswerter als bei einem Direktkauf. Der Bundesverband Zukunft Fahrrad beziffert das Marktpotential in naher Zukunft auf ca. 500.000 neu geleaste Firmenräder bei jährlich 4 Millionen verkauften Fahrrädern.[2]
Das Modell des Firmenleasings involviert unterschiedliche Stakeholder; vom Arbeitnehmer über den Arbeitgeber und das Leasing-Unternehmen bis hin zum Fahrradhändler (Abb. 1). Zentrales Element bildet der Leasingvertrag über das Firmenfahrrad zwischen Fahrradleasing-Unternehmen (Leasinggeber) und Arbeitgebern (Leasingnehmer) für einen Zeitraum von meistens drei Jahren. Das Leasing-Unternehmen bezieht die Fahrräder zu vergünstigten Konditionen von Fahrradhändlern, bei denen sich Arbeitnehmer ein passendes Modell aussuchen können, und die häufig auch als Reparatur- und Servicepunkt dienen.
Abb. 1 – Schematische Modelldarstellung des Firmenrad-Leasings
In der Folge überlässt der Arbeitgeber das Firmenrad seinem Mitarbeiter, zumeist in Form einer Gehaltsumwandlung, bei welcher sich der Bruttolohn des Arbeitnehmers um die monatliche Leasingrate verringert. Hierdurch sinkt das zu versteuernde Einkommen des Arbeitnehmers, welches lediglich um einen geringen geldwerten Vorteil (ca. 0,25% des Fahrrad-Bruttolistenpreises) erhöht wird. Dadurch können sich gegenüber dem Direktkauf Einsparpotenziale für den Nutzer ergeben. Zusätzlich beteiligen sich einige Arbeitgeber regelmäßig an der Leasingpauschale oder übernehmen weitere Leistungen, wie Versicherung oder Service für das Bike. Alternativ kann der Arbeitgeber seinen Arbeitnehmern das Firmenrad als zusätzlichen Gehaltsbestandteil zur Verfügung stellen. In diesem Fall ist die private Nutzung steuerfrei – zumindest bis zum Auslaufen der aktuellen Regelung im Jahr 2030.
Die von Deloitte durchgeführte Konsumentenbefragung verdeutlicht, dass noch ungenutztes Potenzial bei der Verfügbarkeit solcher Angebote in Unternehmen besteht (Abb. 2). Mit 60 Prozent schätzt mehr als die Hälfte der Befragten die Bike-Leasing-Möglichkeit als attraktiv ein. Trotz dieser sehr positiven Wahrnehmung des Angebots gaben lediglich 21 Prozent der befragten Arbeitnehmer und Selbstständigen an, von der Möglichkeit des Firmenrad-Leasings innerhalb ihrer Unternehmen zu wissen.
Abb. 2 – Einschätzung der Attraktivität vs. Möglichkeit zur Nutzung des Firmenrad-Leasings
Sofern die Möglichkeit des Firmen-Bike-Leasings gegeben ist, wird sie von mehr als einem Drittel der Befragten (35%) wahrgenommen (Abb. 3). Vor allem der Verkauf von E-Bikes, die im Durchschnitt einen deutlich höheren Kaufpreis als konventionelle Fahrräder aufweisen, kann von der zunehmenden Verbreitung des Firmenrad-Leasings profitieren. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass etwa zwei von drei (68%) der geleasten Fahrräder eine elektrische Antriebsunterstützung aufweisen. Im Vergleich dazu lag der Anteil von E-Bikes unter allen neu erworbenen Fahrrädern 2021 in Deutschland laut ZIV noch unter 50 Prozent.[1]
Abb. 3 – Nutzung des Firmenrad-Leasings und Anteil geleaster E-Bikes
Die Gründe für das Leasing eines Firmenfahrrads anstelle eines privaten Direktkaufs sind vielschichtig (Abb. 4). Fast die Hälfte der befragten Leasingnutzer (45%) nennt als Grund die Möglichkeit, das Fahrrad nach Ablauf der Leasingzeit günstig erwerben zu können. Bei der Übernahme ist jedoch zu beachten, dass mit einem Kaufpreis unterhalb des geschätzten Restwertes ein versteuerungspflichtiger geldwerter Vorteil entsteht, der zusätzlich zum Kaufpreis entrichtet werden muss. 27 Prozent der Leasingnutzer gaben an, dank Bike-Leasing immer ein aktuelles Fahrradmodell fahren zu können, was ein Indiz für die Dauernutzung der Leasing-Möglichkeit sein könnte.
Auch die finanzielle Unterstützung durch den Arbeitgeber (34%) sowie die Möglichkeit zur Finanzierung in Raten (32%) werden jeweils von rund einem Drittel der Befragten als Gründe für die Nutzung des Angebots genannt. Weitere Gründe sind der geringere Gesamtbetrag im Vergleich zu einem Direktkauf (27%) und die Attraktivität des Gesamtangebots (25%), beispielsweise durch inkludierte Versicherungsleistungen oder eine mögliche Mobilitätsgarantie im Schadensfall.
Abb. 4 – Gründe für die Nutzung des Firmenrad-Leasings
Beim Firmenleasing-Modell sinkt die Einstiegshürde für die Fahrradnutzung durch den Wegfall des vergleichsweise hohen Einmalkaufpreises, sodass auch teurere Fahrräder (z.B. qualitativ hochwertige konventionelle Räder, Lastenfahrräder oder E-Bikes) für eine breitere Masse attraktiver werden. Zudem wird das gesamte Fahrrad-Ökosystem gefördert, beispielsweise durch den steigenden Servicebedarf, die Anschaffung von zusätzlicher Ausrüstung oder den Abschluss von Fahrradversicherungen. Darüber hinaus können auch neue Geschäftsmodelle wachsen, wie etwa Second-Hand-Plattformen zur Weitervermittlung zurückgegebener Firmenräder.
Die effiziente Prozessabwicklung durch Leasing-Unternehmen erleichtert es Arbeitgebern, ihren Mitarbeitern die Möglichkeit zur Anschaffung von Firmenrädern anzubieten. Sie sollten jedoch gleichzeitig dafür sorgen, die nötige Infrastruktur im Büro mit sicheren Fahrradstellplätzen, Akkuladestationen sowie Dusch- und Umkleidemöglichkeiten für die Arbeitnehmer zur Verfügung zu stellen, sodass Angestellte das Fahrrad tatsächlich auch zum Pendeln zur Arbeit verwenden und damit einen nachhaltigen Beitrag zur Verkehrswende leisten.
Anmerkung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Quellen
[1] Zweirad-Industrie-Verband: „Marktdaten Fahrräder und E-Bikes 2021“, unter: https://www.ziv-zweirad.de/fileadmin/redakteure/Downloads/Marktdaten/ZIV_Marktdatenpraesentation_2022_fuer_Geschaeftsjahr_2021.pdf (abgerufen am 09.09.2022).
[2] Bundesverband Zukunft Fahrrad e.V.: „Leasing und Versicherungen – Dienstrad-Leasing als Treiber der nachhaltigen betrieblichen Mobilität“, unter: https://zukunft-fahrrad.org/mitglieder/arbeitsgruppen/ (abgerufen am 09.09.2022).
Autorin:
Kim Lachmann
Senior Manager | Sport Business Gruppe
Die Deloitte Industry Briefings analysieren Themen, die die Branchen bewegen, um kurzfristig und agil auf aktuelle Markentwicklungen und Branchenthemen reagieren zu können.