Der Circularity Gap Report 2025 zeigt: Nur 6,9 Prozent der weltweit genutzten Materialien stammen aus sekundären Quellen. Für die deutsche Industrie eröffnen zirkuläre Ansätze Potentiale – insbesondere im Hinblick auf die Erhöhung der Resilienz globaler Lieferketten. Seit 2018 analysiert die Circle Economy Foundation jährlich den globalen Stand und Chancen der Kreislaufwirtschaft – seit 2023 in strategischer Partnerschaft mit Deloitte.
Die globale Nutzung von Ressourcen entfernt sich weiter von einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Das verdeutlicht der diesjährige Circularity Gap Report 2025. Der Anteil weltweit genutzter Materialien aus sekundären Quellen im Jahr 2024 ist gegenüber dem Vorjahr sogar gesunken: von 7,2 Prozent auf 6,9 Prozent. Die Abhängigkeit von primären Ressourcen nimmt demnach in einer Zeit zunehmender Lieferkettenrisiken und geopolitischer Spannungen weiter zu.
Der Report der Circle Economy Foundation, der in strategischer Partnerschaft mit Deloitte entstanden ist, verdeutlicht, vor welchen strategischen Herausforderungen rohstoffintensive Branchen wie die Automobil-, die Maschinenbau- und die Chemieindustrie stehen. Für die Studie wurden globale Materialströme analysiert, um die weltweite Ressourcennutzung zu erfassen und Handlungsempfehlungen für Unternehmen und politische Entscheidungsträger abzuleiten.
Mit dem Green Deal hat sich die Europäische Union verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden. Die Kreislaufwirtschaft ist dabei ein zentraler Hebel zur Dekarbonisierung. Eine Schlüsselrolle in dieser Transformation kommt der deutschen Industrie zu, die aufgrund ihres hohen Ressourcenverbrauchs besonders gefordert ist, innovative und ressourcenschonende Lösungen voranzutreiben.
Die Kreislaufwirtschaft bietet deutschen Unternehmen die Chance, ihre Abhängigkeit von Primärrohstoffen zu verringern, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und regulatorische Risiken aktiv zu steuern. Mit der Ökodesign-Verordnung und dem digitalen Produktpass (DPP) entstehen außerdem regulatorische Rahmenbedingungen, die zirkuläres Wirtschaften zur unternehmerischen Notwendigkeit machen. Ergänzend dazu sieht der im Februar 2025 angekündigte Clean Industrial Deal Maßnahmen zur Förderung zirkulärer Geschäftsmodelle vor, insbesondere durch gezielte Anreize und Subventionen. Der für 2026 geplante Circular Economy Act soll Investitionen in Ressourceneffizienz und Kreislaufprozesse weiter stärken.
Unternehmen, die frühzeitig auf zirkuläre Prinzipien setzen, sichern sich deshalb nicht nur Compliance-Vorteile, sondern können auch Innovationspotenziale ausschöpfen sowie Kosten reduzieren. Allerdings bestehen weiterhin zentrale Barrieren, die die Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft verzögern:
Welche Erkenntnisse lassen sich aus dem Circularity Gap Report 2025 exemplarisch für drei deutsche Schlüsselindustrien ableiten?
Maschinenbau – Modularität für verbesserte Ressourcen-Effizienz
Als Enabler industrieller Wertschöpfung trägt der Maschinenbau eine doppelte Verantwortung: Einerseits sind die Produkte auf Langlebigkeit ausgelegt, andererseits birgt gerade das Produktdesign noch erhebliche Potenziale. Modularisierung, standardisierte Schnittstellen und „Design for Disassembly“ ermöglichen eine effektivere Demontage und Materialrückführung. Erste Pilotprojekte zeigen, dass sich durch modulare Baugruppen nicht nur die Reparaturfähigkeit, sondern auch die Ressourceneffizienz signifikant steigern lässt.
Automobilindustrie – Zirkularität entlang des gesamten Lebenszyklus
Die Komplexität moderner Fahrzeugarchitekturen und globale Lieferketten erschweren derzeit die Rückführung von Materialien. Zugleich wächst der regulatorische Druck durch Vorgaben wie die EU-Batterieverordnung, die beispielsweise die Einführung eines DPP verbindlich macht. Für OEMs und Zulieferer entsteht daraus die Möglichkeit, zirkuläre Prinzipien gezielt entlang des gesamten Produktlebenszyklus zu integrieren: von der Auswahl rezyklierbarer Materialien über Second-Life-Konzepte bis hin zur digitalen Rückverfolgbarkeit.
Mehr zum Thema in unserem Beitrag „Circularity in the Automotive Industry“.
Chemiebranche – Geschlossene Kreisläufe durch chemisches Recycling
Als Ressourcennutzerin und -bereitstellerin nimmt die Chemiebranche eine zentrale Rolle in der Kreislaufwirtschaft ein. Besonders großes Potenzial bietet neben dem Ausbau mechanischer Recyclingkapazitäten das chemische Recycling: Es ermöglicht die Rückgewinnung hochwertiger Ausgangsstoffe selbst aus gemischten oder kontaminierten Kunststoffabfällen. So entstehen Rezyklate, die dem Primärmaterial gleich sind. Die Technologie bietet damit eine zusätzliche Option zur Realisierung geschlossener Stoffkreisläufe.
Mehr zum Thema in unserem Beitrag „Monetizing Circular and Sustainable Products in the Chemical Industry“.
Klar ist, dass die zirkuläre Transformation einen strategischen Fahrplan erfordert. Der Global Circularity Gap Report 2025 zeigt, dass sich erste Schritte bereits heute einleiten lassen. Konkrete, pragmatische Maßnahmen können sowohl ökologischen als auch wirtschaftlichen Mehrwert schaffen:
Zudem wird es in Zukunft entscheidend sein, Kompetenzen in den Bereichen Digitalisierung, KI-gestütztes Design und Infrastrukturentwicklung zu verknüpfen, um die Risiken der Ressourcenknappheit effektiver zu managen.
Zirkuläres Wirtschaften ist ein strategischer Baustein für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Industrie. Unternehmen, die jetzt handeln, können nicht nur Risiken minimieren, sondern sich als Vorreiter im Wandel positionieren.
Kontaktieren Sie uns, um die Ergebnisse dieses Reports und deren Relevanz für Ihr Unternehmen zu besprechen.