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Supply Chain Control Tower: Die ganze Lieferkette im Blick

Volle Kontrolle über die Supply Chain: Mit diesem End-to-End-Ansatz wird die Vision Wirklichkeit

Just-in-time-Produktion, weltweite Logistik, komplexe Fertigungsabläufe: Eine intelligente Steuerung des Supply Networks wird heutzutage immer anspruchsvoller. Zugleich fallen durch die Digitalisierung entlang der Wertschöpfung exponentiell wachsende Datenströme an. Ideal wäre, beides zu verknüpfen. Wenn alle digitalen Informationen in ein einheitliches „zentrales Nervensystem“ fließen, ermöglicht dies umfassende Kontrolle und zeitnahe Reaktion. Genau diese Idee verwirklicht der Supply Chain Control Tower – ein integriertes Daten-Cockpit mit Zugriff auf alle Ebenen und Systeme der Lieferkette.

Lückenlose Übersicht – das ist es, was einen Tower auf einem Flughafen auszeichnet. Seien es Bewegungen in der Luft oder auf dem Rollfeld, Verspätungen oder Logistikprobleme: Weil die Experten im Tower drohende Schwierigkeiten früh erkennen, können sie rechtzeitig eingreifen und gegensteuern. Ein überzeugender Ansatz, dessen Übertragung etwa auf einen globalen Konzern der verarbeitenden Industrie erhebliche Potenziale eröffnet – operativ, taktisch und strategisch.

Mit einem Supply Chain Control Tower (SCCT) kann das Unternehmen frühzeitig auf Lieferengpässe reagieren, balanciert Logistikkapazitäten, federt unvorhergesehene Zwischenfälle ab. Taktische Weichenstellungen, z.B. an einem Produktionsstandort, können frühzeitig eingeleitet werden. Aktuelle Insights sind jederzeit grafisch aufbereitet abrufbar und können so in weitreichende strategische Entscheidungsprozesse einfließen. Der Supply Chain Control Tower macht die Organisation zum schlagkräftigen "Live Enterprise".

Beobachten und entscheiden in Echtzeit: Live Enterprise in Aktion

 

In der jüngsten Phase der digitalen Revolution wird ein grundlegend neuer Umgang mit Daten möglich. Bislang werden Entscheidungen auf mehr oder weniger weit zurückliegende Informationen gestützt – auf die Vergangenheit. Mit Industrie 4.0-Technologien gelingt nun der Quantensprung in die Gegenwart. Denn statt nur historischer Infos stehen im Supply Chain Control Tower jetzt Realtime-Daten zur Verfügung. Die Unternehmenssteuerung wird „live“. Und dank Methoden der künstlichen Intelligenz wie Machine Learning und Predictive Analytics kann der Horizont der Entscheidungsfindung demnächst sogar um fundierte statistische Projektionen zu wahrscheinlich bevorstehenden Ereignissen erweitert werden. Kurz gesagt: um einen Blick in die Zukunft. Die Vorteile? Ungeahnte Transparenz, Agilität im Handeln, datengetriebene Optimierung der Effizienz.

Ein Beispiel aus der operativen Praxis, wie dies aussehen kann: Eine Lieferung wichtiger Bauteile verzögert sich. Per GPS-Daten erhält der Supply Chain Control Tower diese Information und generiert bei Überschreiten des Schwellenwertes einen Alert. Nun können der Materialplaner oder auch das Yard Management System umdisponieren und die anstehenden Anlieferungen optimieren. Gegebenenfalls wird die Produktion angepasst. Vielleicht wurde das Bauteil außerdem durch die Verzögerung zu lange erhöhten Temperaturen ausgesetzt und ist deshalb nun beschädigt. Auch solche Informationen kann der Supply Chain Control Tower via IoT-Sensoren verarbeiten. Womöglich ist diese Meldung aber gar nicht überraschend. Denn durch eine umfassende Szenario-Analyse inklusive Wetterdaten war das Risiko schon in der Vorausschau antizipiert worden, und entsprechende Lösungsmaßnahmen sind bereits vorbereitet. Wie müssen der Supply Chain Control Tower und sein „Ökosystem“ aufgebaut sein, um so präzise Insights und Handlungsempfehlungen zu ermöglichen?

Der Kontrollturm und sein Fundament: SCCT und Digital Core

 

Die Basis für einen digitalen Kontrollturm ist eine reibungslose Datenversorgung. Als Grundlage benötigt das Unternehmen daher einen stabilen Digital Core. Vier Ebenen sind für dieses Fundament relevant, die in den meisten Firmen sowieso schon Standard sind. Die erste Ebene umfasst IT-Systeme bzw. Enterprise Ressource Planning Systeme, Business-Anwendungen und IoT-Sensoren. Die nächste Ebene besteht aus den nötigen Network Systems und der Datensynchronisation z.B. in einer Cloud-Plattform. Dazu kommt drittens die Ebene für die Speicherung und die Datenintegration, die einen einheitlichen Zugang für das gesamte Supply Chain Netzwerk bereitstellen muss. Auf der vierten Ebene laufen schließlich die Workflows der Datenverarbeitung des Unternehmens ab. Diese Ebene enthält auch die gesamte relevante Business-Logik, auf der die Prozesse und Abläufe fußen. Über dem dergestalt konfigurierten Digital Core kann dann der Supply Chain Control Tower aufsetzen.

Auch der Kontrollturm verfügt über mehrere funktionale Ebenen: Auf der Visualisierungsebene werden Daten für die grafische Darstellung aufbereitet – ein wesentlicher Aspekt für die praktische Effektivität des Systems für den Nutzer. Auf der zweiten Ebene werden mit diesen Daten und Darstellungen handlungsrelevante Analysen durchgeführt, die in operative oder taktische Entscheidungshilfen einfließen. Durch die kontinuierliche, intelligente Datenaufbereitung stehen außerdem auf der dritten Ebene ständig aktuelle Insights und Darstellungen als Grundlage für langfristige strategische Entscheidungen zur Verfügung.

Von diesen Ebenen aus besteht im SCCT durch die Datenverbindung in Echtzeit direkter Zugriff auf alle Detailaspekte der Planung und Execution. Bei der Umsetzung dieses datengetriebenen Ansatzes liegt dabei ein wesentlicher Vorteil in der nahtlosen End-to-End-Einbindung. Sie reicht auch über die Unternehmensgrenzen hinweg und hinein ins umgebende Ecosystem, etwa zu Lieferanten, Logistik- und Vertriebspartnern. Auch weitere externe Datenquellen z.B. für Demand Sensing fließen in das System ein (News, Wirtschaftsdaten etc.).

Sind die Systeme des SCCT erst einmal entsprechend „verdrahtet“, kann das kleine, aber effektive cross-funktionale SCCT Team die ganzen Optionen und Stärken des Ansatzes ausspielen: End-to-End-Transparenz der ganzen Supply Chain in Echtzeit, zeitnahe Alerts und automatisch generierte Empfehlungen, zielführende Fehler-Ursache-Analysen, verbesserte Agilität und optimiertes Performance-Management. Das Ergebnis: eine kontinuierliche Verbesserung der Supply Chain Planung und Ausführung, jederzeit überprüfbar durch die Visualisierung in grafischen Dashboards.

Komplette Inbound-Transparenz in einem einzigen Dashboard: Praxis-Beispiel aus der Automobilindustrie

 

Lieferketten in der Autoindustrie zeichnen sich durch eine besonders komplexe Struktur aus. Es liegt daher nahe, dass sich in dieser Branche besonders attraktive Use Cases für den Supply Chain Control Tower finden lassen. So haben die Experten von Deloitte in einem Projekt für einen OEM aus dem Premium-Segment den SCCT-Ansatz in der Praxis umgesetzt. Die Herausforderung: Die wachsende Produktion an vielen globalen Standorten und die immer feiner verzweigten internationalen Zuliefererbeziehungen stellen die Materialversorgung und Logistik im Supply Network vor immer schwierigere Aufgaben. So muss die Logistikfunktion des OEMs derzeit jährlich etwa sieben Milliarden Materialbewegungen managen. Gleichzeitig liegt eine überaus heterogene IT-Landschaft vor, vom ERP-System bis zum externen Lieferantenportal. Um beispielsweise den Status eines bestimmten Bauteils zu ermitteln, mussten sich Nutzer bislang regelmäßig in diverse Systeme einloggen und bei der Datenrecherche oft manuell nacharbeiten. Der aktuelle Lieferstatus glich dadurch eher einer Blackbox. Diese fehlerträchtigen Prozesse können nun durch den SCCT massiv verbessert werden.

Die zentrale Vision für dieses SCCT-Projekt war vor diesem Problem-Horizont naheliegend: die Verwirklichung eines interaktiven Dashboards, das vollständige Inbound-Transparenz der Materialien und Prozesse gewährleistet. Für den Kunden bedeutet das eine umfassende Echtzeit-Sichtbarkeit für alle Lieferungen und den aktuellen Status sämtlicher lagernder Teile, Just-in-Time- bzw. Just-in-Sequence-Materialien und aller Warenbewegungen zwischen einzelnen Werken. Etwaige Abweichungen von der Planung lassen sich mit diesem Wissen operativ optimal managen, die Planung selbst wird ständig verbessert.

Der Inbound-SCCT für diesen Kunden bietet so beispielsweise ein Dashboard für die geschätzte Ankunftszeit eines Lkw (ETA / Estimated Time of Arrival) mit interaktiver Landkarte und unter Einbeziehung von Wetterdaten. So können Verspätungen und ihre Ursachen frühzeitig erkannt und Lösungsmaßnahmen ergriffen werden. Eine andere Dashboard-App gewährt einen Überblick über alle eintreffenden Lieferungen des Tages. Automatische Push-Meldungen machen auf besondere, problematische Vorgänge aufmerksam, wie etwa Verspätungen, spezielle Dringlichkeiten oder Zollanforderungen.

Einfache Bedienung, komplexe Technologie

 

Ein sehr nützliches System, dessen Funktionalitäten sich simpel und einleuchtend anhören. Um einen Supply Chain Control Tower dieser Art zu verwirklichen, ist aber umfangreiche technische Feinarbeit notwendig. Die geforderte End-to-End-Transparenz der Daten war bei dem angeführten Automotive Use Case schließlich nur möglich, indem die vielen heterogenen Datensysteme des Kunden integriert wurden. Als Lösungsweg für diese sehr komplexe Aufgabe wurde in diesem Fall ein Private Cloud Ansatz gewählt (Red Hat OpenShift), der einen einheitlichen Anknüpfungspunkt für den Datenaustausch liefert. Daten von Zulieferern, Spediteuren und anderen externen Quellen werden dabei u.a. durch Microservices verarbeitet, die teilweise auch auf der Microsoft Azure Public Cloud gehostet werden („Platform as a Service“). Der Zugang zum Datensystem ist z.B. per API Schnittstelle möglich.

Grundsätzlich muss als Voraussetzung zur Implementierung eines SCCTs sichergestellt werden, dass die Datenqualität im Unternehmen für den komplexen datengestützten Ansatz überhaupt ausreicht. Aber auch organisatorisch ist vieles zu beachten. Wichtig sind in diesem Zusammenhang z.B. die Beziehungen zu Zulieferern und anderen externen Partnern, die rechtzeitig ausreichend umgestaltet und dann auch weiterhin entsprechend gepflegt werden sollten. Etwa durch neue Verträge, die den Austausch von Daten und die Verwendung von Sensoren rechtlich und praktisch regeln. Für Zulieferer ist es dabei aus verschiedenen Gründen attraktiv, ihrerseits bei diesem Ansatz zu kooperieren. Unter Umständen haben sie unter den neuen Bedingungen direkten Zugriff auf Lagerbestandsinformationen, können ihre Liefertreue und die Kundenbindung verbessern oder profitieren selbst von mehr Transparenz und Effizienz.

Der SCCT muss darüber hinaus natürlich auch sinnvoll in die eigene Organisation integriert werden. Mit Change-Management-Maßnahmen werden die betroffenen Mitarbeiter in unterschiedlichen Bereichen „mitgenommen“ – durch frühzeitige Information, aktivierende Einbindung und offenen Austausch sowie mit umfassender Fortbildung. Denn nur mit motivierten und qualifizierten Mitarbeitern kann der Ansatz auch im konkreten Betriebsalltag funktionieren.

Das Supply Network der Zukunft: intelligent, agil, autonom

 

Mit dem beschriebenen Automotive-Projekt zeigt Deloitte schon heute, was mit einem Live Enterprise Ansatz in der Praxis möglich ist. In einem naheliegenden weiteren Schritt könnte die dargestellte Inbound-Perspektive für den OEM um die genauso wichtigen Aspekte Outbound und Produktion ergänzt werden, damit wirklich die gesamte Supply Chain in den Blick des SCCT rückt. Doch das wäre immer noch erst der Anfang. Denn in der nächsten Ausbaustufe kann der Supply Chain Control Tower mit kognitiven Zukunftstechnologien wie Predictive Analytics und Machine Learning erweitert werden. Das mittelfristige Ziel dieser ambitionierten Entwicklung: eine autonom operierende, intelligente, atmende Lieferkette – die „self-driving supply chain“.

Mit diesem wegweisenden „Upgrade“ wird der SCCT für die neue Welt des Supply Chain Managements gerüstet sein, die in unterschiedlichen Branchen bald bevorsteht. Deloitte sieht für das Jahr 2025 ein Szenario voraus, bei dem Lieferketten vollkommen digitalisiert sein werden: permanent aktiv und vernetzt, mit Sensoren ausgestattet, agil und adaptiv – sowie kollaborativ, sicher und effizient. Diese Merkmale und Vorteile werden durch den SCCT zukünftig einer Vielzahl von Bereichen quer durch die Organisation zugutekommen.

Ein Control Tower für die Lieferkette: Erfolgreiche Umsetzung mit Deloitte

 

Die revolutionär neuen Daten-Technologien sind faszinierend – aber zahlen sie sich auch in der Praxis aus? Wie in vielen Bereichen der Digitalisierung kommt es auch beim Thema Supply Chain Management darauf an, wie der Ansatz in der konkreten Business-Wirklichkeit umgesetzt wird. Die erfahrenen Experten von Deloitte arbeiten hier mit einem bewährten mehrdimensionalen Skillset und ganzheitlichen Ansatz. Fortgeschrittenes Technologie-Know-how in Verbindung mit umfassender Business-Kenntnis und dem Wissen um die typischen Hürden bei der Einführung eines zentralen Control Towers für die Lieferkette – diese Kombination schafft die Voraussetzungen für den Erfolg. Sämtliche notwendigen Fähigkeiten für die verschiedenen Aspekte eines SCCT-Projektes bietet Deloitte dabei aus einer Hand, von der Software-Architektur bis zum Change-Management.

In unserem White Paper „Supply Chain Control Tower“ zum Download erfahren Sie viele weiterführende Details über diesen zukunftsweisenden Ansatz. Und wenn Sie ganz konkret wissen wollen, wie sich das Interface im Control Tower „anfühlt“, werfen Sie einfach einen Blick auf unsere Simulation.

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