Daten sind das A und O im Business – in Zukunft, aber auch schon hier und heute. Doch bloße Daten an sich nützen Unternehmen wenig. Worauf es ankommt, ist ihre Verarbeitung zur relevanten Information und deren Umsetzung in die richtigen Entscheidungen. Und zwar so schnell wie möglich. Dank moderner Technologien sind diese Vorgänge jetzt nahezu in Echtzeit realisierbar.
Bislang richteten Unternehmen den Blick meist in die Vergangenheit und basierten ihre Entscheidungen auf historische Daten. Im Live Enterprise wird das anders: Der Zugriff auf reale Live-Daten direkt aus den betrieblichen Prozessen schafft ein neues Paradigma: „Manage the future, based on the present!“
Als Live Enterprise kommen Unternehmen endlich in der Gegenwart an – und gestalten so die Zukunft. Das klingt vielleicht selbstverständlich, ist aber von existenzieller Bedeutung. Seien es Prozessoptimierungen, Qualitätssteigerungen, neue Geschäftsmodelle: die Anpassung an neue Kontexte und Marktbedingungen gelingt mit Realtime-Daten viel flüssiger. Aufgaben werden nicht mehr stur als „Batch“ abgearbeitet, in linearer Reihenfolge. Stattdessen fließen Daten live und simultan in den Entscheidungsprozess ein. Rekursive Algorithmen helfen bei der Priorisierung. Wie reagiert ein Tennisspieler auf einen gegnerischen Aufschlag? Er verarbeitet blitzschnell den realen Echtzeit-Input, trifft eine Live-Entscheidung und ruft zugleich die im Training automatisierten, momentan passenden Handlungsroutinen ab. Live-Daten, kognitive Leistung und autonom ablaufende Sub-Prozesse greifen nahtlos ineinander.
Auf Unternehmen übertragen: Auch wenn das Business eher einer Mannschaftssportart ähnelt, macht der Vergleich klar, was ein Live Enterprise so schlagkräftig macht. Dank Live-Daten fokussiert es die reale Marktsituation so präzise wie der Spieler den Ball im Match und kann dabei verschiedenartige zukünftige Szenarien in die Entscheidung miteinbeziehen. Was sind die Voraussetzungen dieses spannenden Konzepts?
Wenn Sie auf das Bild klicken, gelangen Sie zum Klickdummy. Dieser gibt einen Einblick in die neue transparente Arbeitsoberfläche für eingehende Warenflüsse. LKW lassen sich in real-time mitverfolgen und man erhält eine Übersicht von aktuell anstehenden Transporten mit Detailinformationen aus verschiedenen Quellsystemen. Ebenso lässt sich eine Interaktion zwischen unterschiedlichen Abteilungen in Form von Alerts simulieren.
Daten sind heutzutage der Grundstein für eine exponentiell wachsende Anzahl unternehmerischer Entscheidungen. Die Basis für diese Erfolgsgeschichte: die Kosten für die Erfassung, Übertragung, Speicherung und Verarbeitung der Daten sind signifikant gesunken und werden auf absehbare Zeit weiter fallen. Umfassende Sensorik registriert heute so gut wie alle physischen Fakten, die man über einen Gegenstand oder einen Event wissen kann: Ort, Temperatur, Gewicht, Bewegung, Erschütterung, Feuchtigkeit – inzwischen kann fast jedes Detail digital dokumentiert und repräsentiert werden, und zwar in hoher Qualität, was für die folgenden Schritte ausschlaggebend ist. Der technische Fortschritt liefert zudem immer kleinere und schnellere Chips. Das Internet of Things erfasst und übermittelt unterschiedlichste Asset-Infos dank umfassender Internet-Konnektivität.
Im Unternehmen werden darüber hinaus heterogene Systeme integriert und Prozesse end-to-end digital erfasst. Daten fließen aus einer großen Bandbreite von Quellen: aus Produktion und Engineering, aus Apps, Logs und gezieltem Process Mining, aus der Cloud, von Zulieferern, aus einem Web-Shop oder dem Account des Kunden, aus anderen funktionalen Bereichen des Unternehmens, von externen Anbietern wie Markt- oder Wetterdaten-Providern. Big-Data-Ansätze strukturieren diese Datenströme zu nutzbaren Informationen. Selbstlernende Algorithmen werten diese aus und generieren so konkrete und handlungsrelevante Insights. Predictive Analytics sagt zukünftige Zustände voraus und findet durch Simulation den augenblicklich vielversprechendsten Pfad in der Entscheidungsmatrix.
Entscheidungen stützen sich somit auf ständig rekursiv angepasste, heuristische Modelle statt auf starre Vorgaben aus der Vergangenheit. Aus Sicht der Deloitte-Experten lassen sich die technologischen und strukturellen Aspekte des Live Enterprise in vier wesentliche Themenbereiche gliedern, die sich durch sämtliche Funktionen des Unternehmens ziehen:
1. Das Live Enterprise ist connected:
„Real life“-Prozessdaten können permanent beobachtet und aufgezeichnet werden. Ein einheitlicher Datenpool ist von überall zugänglich, unabhängig von der Plattform. Informationen zu neuen Anforderungen an das Unternehmen werden multifunktional quer durch die Bereiche verbreitet. Wichtig sind dabei die Identifizierung der richtigen, relevanten Daten, die passende Qualität, die Häufigkeit der Abfrage und der Kontext.
2. Das Live Enterprise ist transparent:
Live-Daten ermöglichen relevant zugeschnittene Insights zur Unternehmensperformance dank präziser und relevanter KPIs. Ein für alle an einem Prozess beteiligten Akteure zugänglicher „Single Point of Truth“ schafft Klarheit, Verbindlichkeit, Eindeutigkeit und damit die Grundlage für das nötige Vertrauen in die Daten. Ob im Management oder im Produktionswerk, jeder Stakeholder im Unternehmen wird Teil dieses Prozesses. Ohne echtes Vertrauen in die neuen Methoden kann der datengetriebene Ansatz keinen Erfolg haben.
3. Das Live Enterprise ist agil:
Daten nützen nur, wenn sie auch in Handlungen münden. Dafür bedarf es einer geeigneten agilen Unternehmensstruktur und einer entsprechend aufgestellten Workforce. Autonom organisierte, hoch adaptive Teams sorgen dafür, dass die Entscheidungsgeschwindigkeit nicht gebremst wird. Und das ist auch nötig in den agilen Business-Umgebungen von heute. Unter den Bedingungen solcher permanenten Unsicherheit ist es wichtig, die „Planungsdenke“ zu ändern – mit dem Ziel eines ständigen Verbesserungsprozesses („Continuous improvement“).
4. Das Live Enterprise ist predictive:
Live-Daten aus dem realen Business ermöglichen die vorausschauende Anpassung an wahrscheinliche zukünftige Zustände. Solche Anpassungen können sowohl manuell als auch automatisch ablaufen. Sie unterstützen die Arbeit von Entscheidern durch selbstlernende Analytics oder schaffen mit automatisierten Algorithmen die Voraussetzungen für die oben angesprochene kontinuierliche Optimierung.
Live-Enterprise – ein spannendes Konzept, aber was bedeutet es praktisch? Der integrative, datengetriebene Ansatz hat Auswirkungen auf alle Bereiche quer durch das Unternehmen. Eine erfolgreiche Umsetzung setzt einen weitreichenden, umfassenden Transformationsprozess voraus. Diese drei Aspekte sind dafür wesentlich:
- Eine neue Management-Kultur ist gefordert
Verantwortung muss im Live Enterprise zwangsläufig eine End-to-end-Dimension bekommen. Dafür ist es notwendig, bestehende organisatorische „Silos“ in unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens aufzubrechen, etwa in Entwicklung oder Qualitätskontrolle. Agile und autonome Teams müssen gebildet und gefördert werden. Unter dem Paradigma verstärkter Kooperation wird im Live Enterprise prozessorientiert gedacht und organisiert. Dazu gehören auch passende Incentives und entsprechende Kennzahlen, die diese kooperative Kultur fördern. Generell ist wichtig: Wenn avancierte Analytics-Methoden und Ergebnisse zur Verfügung stehen, sollten sie auch genutzt werden. Analytics-gestütztes Entscheiden muss im Management eine Selbstverständlichkeit werden.
- Prozesse werden anders gestaltet
Immer mehr Daten: ideal, wenn es um die Verfeinerung der Entscheidungsmöglichkeiten geht. Doch das führt zugleich unausweichlich zu einer exponentiell wachsenden Komplexität der Prozesse. Ihre Gestaltung muss diesem Umstand unbedingt Rechnung tragen. Die Prozessaspekte werden sowohl detaillierter als auch weitreichender, wenn sie etwa über die Grenzen des Unternehmens hinausreichen und Daten von Partnern oder Kunden betreffen. Dabei muss der Stream der Daten in beide Richtungen offen sein. Die zunehmende Verflechtung bedeutet aber auch, dass eine Prozessoptimierung immer zügiger erfolgen kann. Die zeitliche Lücke zwischen Analyse und Umsetzung schrumpft immer mehr – bis hin zur Entscheidung in Echtzeit. Die Architekturen von Prozessen werden standardisiert, modularisiert und flexibilisiert, was die Abläufe effizienter und transparenter macht. Das alles setzt nicht zuletzt eine saubere Prozessdokumentation voraus. Zudem müssen die passenden KPIs angesetzt werden, um die kontinuierliche Optimierung zu ermöglichen.
- IT wird neu gedacht
Live Enterprise ist ohne die Technologie nicht denkbar: Leistungsfähige Systeme mit modernster Software und State-of-the-Art-Elektronik sind das Fundament. Oder genauer gesagt, das Nervensystem. Technologie muss im Live Enterprise aber neu verstanden werden. Wesentlich dabei ist etwa, dass sie in Zukunft nahtlos in den jeweiligen Prozess eingebunden wird. Im Idealfall wird sie für den Anwender nicht nur „easy to use“ in der Bedienung, sondern sozusagen unsichtbar. Neue Ansätze im Interface Design mit dramatisch verbesserter Usability und Visualisierung sind hier wegweisend. Darüber hinaus wird die Systemintegration in großer Breite vorangetrieben, auch über die Grenzen des Unternehmens hinaus. Der Trend der Konvergenz von IT und operativer Technologie (IT/OT-Convergence) schreitet weiter voran und findet mit dem Internet of Things einen entscheidenden Katalysator. IT und Maschinen werden immer enger miteinander verwoben. Zunehmend kommen beim Design von Software multiple Microservices statt monolithischer Business Anwendungen zum Einsatz. Die modulare Architektur von komplexer Software ermöglicht effizientere und agilere Entwicklung und Anpassung, da sie aus zahlreichen entkoppelten Services mit jeweils autonomer Funktion und Struktur komponiert sind. Last but not least ist schließlich das übergreifende Thema IT Security zu erwähnen. Ein Aspekt, der gerade in diesem Zusammenhang keinesfalls vernachlässigt werden darf. Denn die Bedeutung von IT Security sowie natürlich auch Datenschutz / Data Privacy erstreckt sich im Live Enterprise meist über die Unternehmensgrenzen hinweg, weil auch externe Partner in die Überlegungen und Maßnahmen einbezogen werden müssen.
Integrierte IT-Landschaft (bitte klicken für größere Darstellung)
Ob es um höhere Qualität geht oder um gesteigerten Output: Seine Vorteile spielt Live Enterprise in einer Vielzahl von Bereichen aus, von der Materialbedarfsplanung bis zum Vertrieb, in der produzierenden Industrie ebenso wie in der Retail-Branche. Hier zwei Use Cases aus der Praxis von Deloitte:
Neue Dimensionen für Logistik und Lager: heutzutage kann das Inventory und Asset Management dank Echtzeit-Daten auf ganz neuen Grundlagen erfolgen. So werden umfassende Transparenz und exaktes Tracking im Lager möglich. Fortgeschrittene Lösungen, wie sie von Deloitte eingesetzt werden, gewährleisten Echtzeit-Monitoring und eröffnen so Perspektiven zur Verbesserung und Verschlankung von Warehousing Operations. Dank Technologien wie RFID Tags, Sensoren und hochauflösenden Videokameras können Waren und ganze Paletten jederzeit lokalisiert und in ihren Bewegungen analysiert werden. Anpassungen an aktuelle Veränderungen im Bedarf oder an betriebliche Abläufe erfolgen flüssig und zeitnah. Die Ressourcen werden optimal ausgeschöpft, Mitarbeiter sind effizienter.
Revolution in der verarbeitenden Industrie: Manufacturing 4.0 eröffnet neue Wege in der Produktion. Live Enterprise bedeutet hier die Integration von sehr unterschiedlichen digitalen Errungenschaften zu einem effizienten datengetriebenen Ansatz. Anhand von Live-Daten und wahrscheinlichkeitsbasierten Analytics können Ausfälle von Maschinen auf dem Shop Floor vorausgesagt werden. Deloitte arbeitet in diesem Bereich mit einem ganzheitlichen Ansatz für das Asset Health Management und die Analytics-basierte Unterstützung für Maintenance-Entscheidungen. Anomalien werden aufgespürt – mit Techniken wie hochmodernen Sensoren und Telemetrie, Spektralanalyse, Realtime Data Streaming, Big Data Storage, Predictive Modeling. Die Lösung bietet eine offene, mächtige und skalierbare Live Enterprise Platform mit einer Vielzahl von Features, die mit SAP IQ integriert ist und auf einer SAP HANA In-Memory Database fußt.
Das Resultat: Predictive Maintenance reduziert Ausfallzeiten, senkt Zusatzkosten und verhindert Langzeitschäden am Equipment, d.h. verlängert die Lebensdauer. Mehr Uptime führt zu höherer Produktivität für den Nutzer und damit zu einem Umsatzplus. Hersteller können bei Kunden Daten von laufenden Anlagen erfassen und dadurch eine neue Stufe an Servicequalität bieten – und damit für sich selbst neue Business-Felder beschreiten. Als Gesamtkonzept eröffnet Predictive Maintenance so die strategische Perspektive eines Fortschritts von einem produktbasierten Geschäftsmodell hin zu einem Dienstleistungsansatz.
Live Enterprise – ein Konzept, das die vielfältigen Technologie-Trends der Digitalisierung zu einer ganzheitlichen Vision eines agilen, adaptiven und handlungsstarken Unternehmens vereinigt. Wie funktioniert der Transformationsprozess zu diesem zukunftsträchtigen Modell? Welche Hindernisse sind typischerweise zu erwarten? Einige wurden oben schon angesprochen. Organisatorische Silos in verschiedenen Bereichen des Unternehmens können den Informationsfluss hemmen, der für das Gelingen der Umsetzung wesentlich ist. Dazu kommen die wachsenden Ansprüche an die Fähigkeiten der Workforce: Die neuen Live Enterprise Methoden erfordern neue Skillsets und bringen erhöhten Bedarf an Schulung mit sich. Eher technischer Natur, aber nicht zu unterschätzen sind die oftmals enormen Hindernisse im IT-Bereich. Im Laufe der Zeit sind meist heterogene Systemlandschaften entstanden, deren Integration sehr komplex sein kann – sei es als Folge von Mergern und Zukäufen oder durch überkommene Legacy-Technologien.
Elementar ist aber bei all dem: Live Enterprise lässt sich nicht auf Technik reduzieren. Für die Experten von Deloitte steht bei diesem Ansatz die Prozessseite im Vordergrund. Bei der Umsetzung kommt es darauf an, alle Dimensionen im Blick zu behalten. Technologie muss immer in eine strategische Logik eingebettet sein – im Live Enterprise greifen alle Aspekte ineinander. Was das konkret bedeutet, können interessierte Unternehmen bei Deloitte auch ganz praktisch erfahren: In der Digital Factory, einem Studio für digitale Innovation, können mit Hands-on-Workshops verschiedene Szenarien, Prozesse und Produktionsweisen experimentell durchgespielt werden. Vom Maturity Assessment über Geschäftsmodelle und Strategieentwicklung bis zur technischen Umsetzung: mit einem globalen, fachlich außerordentlich breit aufgestellten Expertenpool unterstützt Deloitte Unternehmen beim Schritt hin zum Live Enterprise – in die Zukunft des Managements.