Deutsche Büros und die Zukunft der digitalen Arbeitswelt
Flexibles Arbeiten in unterschiedlichen Raumsituationen oder an alternativen Arbeitsorten (z.B. Homeoffice), die Durchführung von virtuellen Workshops sowie das Halten von Kundenpräsentationen mittels Videokonferenz – diese Elemente der digitalen Arbeitswelt rücken in der aktuellen Lage verstärkt in den Fokus. Die vorliegende Deloitte Publikation zum Thema „Arbeitsplatz der Zukunft“ zeigt jedoch, dass nur eine Minderheit der Befragten über die technischen Voraussetzungen für mobiles Arbeiten, beispielsweise aus dem Homeoffice, verfügen. Der Report zu “Future of Workplace“ basiert auf einer Befragung von mehr als 1.000 deutschen Büronutzern vor der COVID-19 Pandemie und analysiert, inwieweit die Immobilien- und Arbeitsplatzstrategie, die Unternehmenskultur sowie die IT-Infrastruktur deutscher Unternehmen bereit für die Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt sind, wo dringender Handlungsbedarf besteht und wie der Wandel aktiv gestaltet werden kann.
Angetrieben durch eine zunehmende Vernetzung, neue Technologien sowie flexible Arbeitsmodelle wird die Art und Weise, wie, wo und wann wir arbeiten, stark verändert. Gerade die derzeitige COVID-19 Pandemie wirkt auf diese Veränderungen wie ein Brandbeschleuniger und stellt sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmen vor die enorme Herausforderung, die gewohnten Arbeitsweisen in kürzester Zeit verändern zu müssen. Zudem müssen Unternehmen eine Strategie für ein „Next Normal“ für die Zeit nach der Pandemie entwickeln, das gilt auch und insbesondere für den Umgang mit Arbeit im Allgemeinen, mit den Arbeitsbedingungen (und damit auch dem Arbeitsort) sowie der Unternehmensorganisation.
Obwohl die zugrundeliegende Befragung diese spezielle Situation noch nicht widerspiegelt, verdeutlicht die Befragung den Status-quo vor COVID-19 und die daraus resultierenden Herausforderungen für deutsche Unternehmen, welche durch COVID-19 offensichtlich und weiter verstärkt wurden. Zudem zeigt sie Handlungsfelder für Entscheider auf, wie sie die Veränderungen der Arbeitswelt und bisheriger Arbeitsweisen aktiv gestaltet können. Implikationen durch COVID-19 wurden bei einzelnen Erkenntnissen ergänzt, um einen aktuellen Bezug herzustellen.
1. Die Zukunft der Arbeit benötigt neue Arbeitsplatzkonzepte
2. Neue Arbeitsplatzkonzepte erhöhen Nutzerzufriedenheit und Flächenauslastung
3. Ohne eine gezielte Begleitung des Veränderungsprozesses scheitern neue Arbeitsplatzkonzepte
4. Veraltete Arbeitsmodelle und Führungskultur arbeiten gegen die eigenen Mitarbeiter
5. Unzureichende technische Ausstattung ist ein Bremsklotz für neue, flexiblere Arbeitsplatzkonzepte
Denken Sie strategisch
Einerseits ergibt die vorliegende Untersuchung, dass es einen großen Bedarf in deutschen Unternehmen gibt, sich mit neuen, flexibleren Arbeitsmodellen und Arbeitsplatzkonzepten auseinanderzusetzen, um den Veränderungen der Future of Work sowie den Anforderungen junger Generationen zu begegnen. Andererseits zeigt unsere Erfahrung, dass es dabei keine allgemeingültige Patentlösung gibt. Vielmehr bedarf es einer strategischen Auseinandersetzung mit den Themen auf Management-Ebene, um eine Immobilien- und Arbeitsplatzstrategie zu definieren, welche die Unternehmensstrategie sowie aktuelle und zukünftig geplante Geschäftsmodelle optimal unterstützt. So können beispielsweise moderne Arbeitsplatzkonzepte wie Activity-Based Working in ihrer Ausprägung innerhalb des Unternehmens variieren, um die unterschiedlichen Arbeitsweisen, aber auch Veränderungsgeschwindigkeiten zwischen verschiedenen Bereichen zu berücksichtigen. Darüber hinaus werden die Erfahrungen, welche Unternehmen während COVID-19 mit Remote Working machen, zu einer veränderten Sicht auf die Arbeitsumgebung führen: welchen Zweck sollen die eigenen Büroflächen zukünftig erfüllen, wenn ein Großteil der Arbeit auch außerhalb des Büros erfolgen kann?
Erzeugen Sie Erlebnisse
Die Arbeitsumgebung sollte von Unternehmen als Chance im zunehmenden Wettbewerb um Fachkräfte und junge Talente gesehen werden und nicht als reiner Kostenträger, den es zu minimieren gilt. Dabei wird es in Zukunft wichtiger werden, ein reibungsloses und umfangreiches Erlebnis für die Büronutzer und Gäste zu erzeugen, um so die eigene „Employee Experience“ und „Visitors Experience“ zu steigern. Dies kann beispielsweise durch die Einführung von Services und Annehmlichkeiten innerhalb des Büros (Concierge-Services, kostenloses Obst und Getränke etc.), aber auch schon außerhalb des Büros (z.B. Mobilitätskonzept zur Verbesserung der Erreichbarkeit) erreicht werden. Die Einführung flexibler Arbeitsmodelle und die Schaffung der notwendigen IT-Infrastruktur erweitern die Arbeitsumgebung des Büros um alternative Arbeitsorte und bieten dem Mitarbeiter dadurch mehr Flexibilität und Entscheidungsfreiheit. Darüber hinaus kann über intelligentere Gebäude und digitale Lösungen wie eine Büro-App zur Raumbuchung und Indoor-Navigation ein reibungsloses, benutzerfreundliches Erlebnis kreiert werden, um das eigene Büro als Wettbewerbsvorteil zu nutzen, indem es dank flexibler und Mobile-Working-Konzepte als attraktive Arbeitsumgebung für Fachkräfte und junge Talente gestaltet wird. COVID-19 wird diesen Trend weiter verstärken. Dabei wird der Fokus zukünftig verstärkt auf Gesundheits- und Sicherheitsaspekten liegen.
Denken Sie digital – denken Sie an die IT
Die Umsetzung flexiblerer Arbeitsmodelle und Arbeitsorte erfordert gewisse Voraussetzungen hinsichtlich der IT-Infrastruktur (z.B. sicherer, mobiler Zugriff auf Unternehmensdaten, Ausstattung mit mobilen Endgeräten). Gleichzeitig ermöglichen digitale Services wie Raumbuchung oder digitale Assistenten ein besseres Erlebnis für die Mitarbeiter. Die Einbindung der IT und die enge Verknüpfung mit der IT-Strategie sind daher zwingende Voraussetzungen bei der Entwicklung von zukunftsgerichteten Immobilien- und Arbeitsplatzstrategien. Dies bietet Ihnen die Möglichkeit, den richtigen Fokus bei der Gestaltung der physischen Arbeitsumgebung zu setzen (z.B. Interaktion mit Kollegen, Projektarbeit) und diese bestmöglich mit den Optionen eines digitalen Arbeitsplatzes zu ergänzen. COVID-19 zeigt bereits, dass die technische Ausstattung und IT-Infrastruktur einen noch stärkeren Stellenwert bekommen. Dabei wird die digitale/technische Integration zukünftig wichtiger werden, um beispielsweise bei einem Verdachtsfall Kontaktpunkte schnell zu identifizieren und Mitarbeiter zu informieren; digitale Erfassung, ob und wann Arbeitsplätze gereinigt wurden und für den nächsten Mitarbeiter zur Verfügung stehen.
Vergessen Sie niemanden
Eine erfolgreiche Immobilien- und Arbeitsplatzstrategie muss ganzheitlich betrachtet werden und sie muss die oftmals voneinander getrennten Silos „Mitarbeiter“, „Technologie“, „(Arbeits-)Ort“ und „(Arbeits-)Fläche“ miteinander kombinieren. Wie unsere Befragung zeigt, benötigen moderne und flexiblere Flächenkonzepte wie Activity-Based Working auch die dazu passenden Regelungen und Führungsprinzipien aus dem HR-Bereich, etwa eine Mobile-Working-Regelung, sowie die notwendige IT-Infrastruktur. Es darf nicht vergessen werden, die Mitarbeiter – dazu gehören auch die Führungskräfte – auf die Veränderung vorzubereiten und während der Transformation einzubeziehen. Eine Mobile-Working-Regelung ist beispielsweise ohne das Coaching von Mitarbeitern und Führungskräften nicht umsetzbar. Bei größeren Unternehmen ist zudem auch der Betriebsrat als notwendige Instanz frühzeitig und zwingend in die Veränderungsreise mit einzubinden. Dies ist in Zeiten von COVID-19 und danach umso wichtiger.
Autoren
Steffen Skopp
Senior Manager | Real Estate Consulting
sskopp@deloitte.de
Tobias Linzmaier
Manager | Real Estate Consulting
tlinzmaier@deloitte.de
Ben Martins
Consultant | Real Estate Consulting
benmartins@deloitte.de