Die 100 größten börsennotierten Bauunternehmen der Welt erwirtschafteten 2022 einen Gesamtumsatz von über 1,940 Billionen US-Dollar, das entspricht einem Plus von 6,3 Prozent gegenüber 2021, so der neue Deloitte Report Global Powers of Construction (GPoC).
Der chinesische Baugigant China State Construction Engineering Corp. Ltd. (CSCEC) führt wie im Vorjahr die Rangliste an und erzielte 2022 einen Gesamtumsatz von rund 305 Milliarden USD – 2021 waren es noch knapp 293 Milliarden USD. Mit deutlichem Rückstand folgen weitere chinesische Unternehmen wie China Railway Group Ltd. (CREC) auf Rang 2 mit rund 171 Milliarden USD Umsatz (+3,1% gegenüber Vorjahr) und China Railway Construction Corp. Ltd. (CRCC) auf Rang 3 mit circa 163 Milliarden USD (+3,0% gegenüber Vorjahr).
Unter den Top 10 befinden sich weiterhin insgesamt acht chinesische Unternehmen. Dazu kommen die beiden französischen Bauunternehmen Vinci auf Platz 7 und Bouygues auf Rang 9. Nur ein einziges deutsches Bauunternehmen platziert sich im Umsatzrating in den Top 100, auf Rang 92. Die Dominanz der chinesischen Unternehmen im globalen Ranking ist vor allem auf die Größe ihres heimischen Baumarktes zurückzuführen.
„Die Baubranche steht weiterhin vor erheblichen Herausforderungen, u.a. durch Unterbrechungen in den Lieferketten sowie durch Rohstoff- und Arbeitskräftemangel, was die Baukosten in die Höhe treibt und die Bauzeit in die Länge zieht. Hinzu kommen die Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine in Form von steigenden Energie- und Materialkosten. Zusätzliche Hürden sind die weiterhin hohe Inflation und die durch gestiegene Zinssätze bedingte Unsicherheit in Bezug auf Investitionsentscheidungen."
Michael Müller, Partner und Real Estate Leader
Key-Facts im Überblick
Obwohl sich die Wirtschaft in vielen Bereichen im Jahr 2022 erholte und das Baugewerbe in den meisten Ländern weiterhin ein wichtiger Wirtschaftszweig ist, unterbrachen der Krieg in der Ukraine die erwartete Erholung von den vielfältigen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Die aktuellen Aussichten für das Baugewerbe deuten darauf hin, dass für das Jahr 2023 mit einem verhaltenen Wachstum zu rechnen ist.
Die Ursachen hier ergeben sich aufgrund der schwachen Wirtschaftslage und der ungünstigen Bedingungen, die aus den steigenden Kosten für Baumaterialen und dem erheblichen Arbeitskräftemangel resultieren. Nach Einschätzungen des Deloitte-Reports könnten sich mit zunehmender wirtschaftlicher Stabilität bestimmte Bereiche wie Investitionen in die Infrastruktur und in den Energie- und Versorgungssektor als wichtige Wachstumsfaktoren für die gesamte Bauproduktion erweisen.
Marktkapitalisierung: Weltweiter Rückgang
Die gesamte Marktkapitalisierung der weltweit 30 größten Bauunternehmen sank im Jahr 2022 um 10,1 Prozent auf circa 462 Milliarden USD (2021: 487 Milliarden USD). Dabei zeigt sich, dass der Rückgang des Marktwerts in allen geografischen Regionen zu erkennen ist: Bei den US-Konzernen ist ein Rückgang um 20 Prozent zu beobachten, bei den asiatischen Unternehmen eine vergleichsweise moderate Abschwächung um 6,5 Prozent. Insgesamt konnten nur sieben der Top-30-Bauunternehmen des Report-Rankings ihren Marktwert im vergangenen Jahr steigern.
Internationalisierung
Obwohl für den Bausektor in den nächsten Jahren Wachstum prognostiziert wird, wurden die aktuellen Schätzungen bereits angepasst, um die tiefgreifenden Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die weltweiten Preissteigerungen zu berücksichtigen. Dabei sind die Aussichten für die einzelnen geografischen Gebiete laut Deloite-Report unterschiedlich und hängen vom jeweiligen Infrastrukturbedarf und den Auswirkungen der Inflation sowie von wirtschaftspolitischen Entscheidungen ab.
Dieses Umfeld stellt für jene Unternehmen eine Herausforderung dar, die in der Vergangenheit auf Internationalisierungsstrategien gesetzt hatten und stark auf internationale Verkäufe angewiesen sind. Die aktuellen Rahmenbedingungen könnten zu einer Neubewertung der Risiken führen, die mit den von ihnen als prioritär eingestuften Märkten verbunden sind.
Aus dem Deloitte-Report geht hervor, dass die Top 30 Bauunternehmen im Jahr 2022 rund 16 Prozent ihres Gesamtumsatzes außerhalb ihres jeweiligen Heimatmarktes erzielten, gegenüber 15 Prozent im Jahr 2021 (2019 waren es noch 19 Prozent). Wie bereits in den Vorjahren sind die europäischen Konzerne mit einem Anteil von 61 Prozent ihres Umsatzes außerhalb ihres Heimatmarktes am stärksten internationalisiert.
Ausblick für die Baubranche
Die Transformation der Bauindustrie, in der die Digitalisierung eine Schlüsselrolle spielen wird, verändert die Art und Weise, wie Bauunternehmen wirtschaften. In Kombination mit neuen Ansätzen für das Risikomanagement, neuen Vertragsmodellen, ESG-Investitionen und einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor kann dies Unternehmen in die Lage versetzen, die steigende Nachfrage nach neuer Infrastruktur zu bedienen und gleichzeitig eine langfristige Rentabilität zu erzielen.
Das Baugewerbe ist nach wie vor ein wichtiger globaler Wirtschaftszweig, der in den meisten Ländern einen beträchtlichen Anteil des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht. Laut Experteneinschätzung soll das weltweite Bauvolumen in den nächsten 15 Jahren um mehr als 4,2 Billionen USD steigen.
Auf die zehn größten globalen Baumärkte werden bis 2037 voraussichtlich 70 Prozent der gesamten Bauleistungen entfallen, und damit einen Marktwert von über 9,7 Billionen USD erreichen, was dem Wert aller heute weltweit ausgeführten Bauleistungen entspricht. Die Aussichten für die globale Bauindustrie bleiben den Report zufolge trotz der Turbulenzen, mit denen die Branche aktuell konfrontiert ist, positiv.
Erfahren Sie mehr über die wirtschaftliche Entwicklung der weltweit größten Bauunternehmen und laden Sie hier unseren aktuellen Report Global Powers of Construction herunter.