Deloitte und das Fraunhofer IAIS haben gemeinsam Interviews mit führenden Experten der Künstlichen Intelligenz (KI) geführt, um den Status quo der datenbasierten Verwaltung zu analysieren und Maßnahmen zur Verbesserung zu aufzuzeigen. In diesem Whitepaper zeigen wir auf, wie die Transformation zur datengetriebenen Verwaltung gelingen kann.
Die deutsche Verwaltung steht, verschärft durch den demografischen Wandel, vor einer umfangreichen Transformationsaufgabe. Durch den Austritt der Baby Boomer aus dem Arbeitsmarkt bis Ende des Jahrzehnts wird mehr als jeder vierte Beschäftigte der öffentlichen Verwaltung in den altersbedingten Ruhestand gehen. Um die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung weiterhin aufrecht zu erhalten und zu verbessern, müssen datengetriebene Anwendungen breit eingesetzt werden. Hierbei übernimmt auch der Einsatz von KI-Anwendungen eine Schlüsselfunktion.
Die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung nimmt an Fahrt auf, bleibt jedoch hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Die Technologie ist vorhanden und der politische Wille ist spürbar. Der Übergang zu einer datengetriebenen öffentlichen Verwaltung ist zudem notwendig, um handlungsfähig zu bleiben. Mitarbeitende der Verwaltung können von repetitiven Tätigkeiten entlastet werden, für die es in den nächsten Jahren an Kapazitäten fehlen wird, während für Bürger und Bügerinnen überflüssige Behördengänge wegfallen können. Der Mehrwert liegt in der Automatisierung und Beschleunigung von Prozessen.
Grundlage für eine digitale öffentliche Verwaltung sind algorithmische und datenbasierte Verfahren, die einen standardisierten Austausch von Daten ebenso ermöglichen wie ihre Nutzbarmachung durch Analysemethoden der Künstlichen Intelligenz (KI).
Das Fraunhofer IAIS und Deloitte haben führende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus dem Fachbereich KI in strukturierten Experteninterviews befragt und die Frage gestellt: „Wie kann die Transformation hin zur datengetriebenen öffentlichen Verwaltung gelingen?“
Gemeinsam mit Prof. Sabina Jeschke (CEO des KI Park e.V. und ehem. Vorständin der Deutschen Bahn),
Prof. Christian Bauckhage (Lehrstuhl für Informatik an der Universität Bonn und Lead Scientist für Maschinelles Lernen am Fraunhofer IAIS) und Prof. Dieter Rombach (Vorstandsvorsitzender der Science and Innovation Alliance Kaiserslautern, Lehrstuhl Software Engineering Informatik TU Kaiserslautern, Gründer des Fraunhofer IESE Kaiserslautern und ehem. CDO der Stadt Kaiserslautern) wurden darauf basierend Vorschläge erarbeitet, wie die öffentliche Verwaltung der Zukunft innerhalb dieser Handlungsfelder aussehen kann; nämlich datenbasiert und bürgerfokussiert.
Dabei wurden die folgenden vier Handlungsfelder Politik, Recht, Technologie und Mensch entwickelt. Diese vier Handlungsfelder bilden die tragenden Bausteine der datengetriebenen öffentlichen Verwaltung und bilden zugleich den Handlungsrahmen des Transformationsprozesses. Als Fundament dienen dabei insbesondere unser demokratisches Rechtssystem, eine leistungsfähige Wirtschaft und Wissenschaft sowie eine moderne Gesellschaft.
Die Notwendigkeit zur Veränderung ist erkannt. Die durch das OZG flächendeckend entstehenden Eingangskanäle bieten erhebliches Potential für die (Weiter-) Entwicklung von nachgelagerten und insbesondere datengetriebenen Verwaltungsprozessen. Gemeinsam mit der parallel anlaufenden Registermodernisierung entsteht die Grundlage für eine nachhaltige und datengetriebene Transformation der deutschen Verwaltungslandschaft.
Die Zeit drängt. Mehr als jeder vierte Beschäftigte wird bis 2030 in den altersbedingten Ruhestand gehen. Damit die Leistungen der öffentlichen Verwaltung weiterhin angeboten werden können, bedarf es zusätzlicher Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung. Die wohl vielversprechendste Herangehensweise, um die Handlungsfähigkeit der Behörden aufrechtzuerhalten, deren Effizienz zu erhöhen und sie als Arbeitgeber attraktiver zu machen, ist der Einsatz von Technologie zur Automatisierung von repetitiven „high Volume“ Tätigkeiten.
Politik. Um die Herausforderungen, die auf die öffentliche Verwaltung zukommen, bewältigen zu können, bedarf es von Seiten der Politik eine klare Zielvision. Das bedeute einen „Mindsetchange“ in der deutschen Politik und der öffentlichen Verwaltung, weg von der „German Angst“ hin zu einer technologieaufgeschlossenen verwaltungspolitischen Kultur.
Recht. Zudem muss das Recht zukunftsfähig angepasst und eine nachhaltige Datengrundlage geschaffen werden. Dies gelte sowohl für den Verwaltungsprozess als auch für die Vergabestrukturen und Fördermittelverfahren.
Technologie. Für die meisten verwaltungsrelevanten datengetriebenen Anwendungsfälle existieren bereits etablierte Betriebsmodelle, Softwareanwendungen und Plattformen. Für die Nutzbarmachung bedarf es allerdings des Einsatzes großer standardisierter Datenmengen. Schlussendlich müssen auch die Verwaltungsmitarbeitende selbst bei dem Prozess mitgenommen und auf den anstehenden Wandel vorbereitet werden.
Mensch. Um alle Bürger mitzunehmen, muss sich die Verwaltung als Vorbild im eigenen Land wahrnehmen. Dabei bedarf es einer transparenten und gezielt fortlaufenden Kommunikation und Aufklärung hinsichtlich des Einsatzes von datengetriebenen Anwendungen zwischen Verwaltungsangestellten und der Öffentlichkeit.
Die öffentliche Verwaltung in Deutschland steht vor einer umfangreichen Transformationsaufgabe. Ohne den flächendeckenden Einsatz datengetriebener KI-Anwendungen wird die Handlungsfähigkeit der deutschen Verwaltung zukünftig stark eingeschränkt. Daraus kann ein Standortnachteil für Bürgerinnen und Bürger, Wissenschaft und Wirtschaft entstehen, der den Wohlstand zusätzlich zu den gegenwärtigen Krisen negativ beeinflussen wird. Jenseits der Gefahren durch Nichthandeln liegen jedoch enorme Chancen in der Umsetzung dieser Transformation. Gemeinsam mit den Expertinnen, Experten und dem Fraunhofer IAIS hat Deloitte Handlungsempfehlungen aufgeführt, wie die Transformation erfolgreich gelingen kann.