Die privaten Krankenversicherer sind mit der Geschäftsentwicklung im Geschäftsjahr 2021 größtenteils zufrieden. Gute Neugeschäftsentwicklungen, der Erfolg neuer Produkte und akzeptable Gesamtbestandsentwicklungen lassen die Branche positiv auf das Geschäftsjahr 2021 zurückblicken. Großes Sorgenkind ist die Pflegezusatzversicherung. Gründe sind – neben schlechten Absatzzahlen – hohe Beitragsanpassungen und unsichere politische Rahmenbedingungen.
Die COVID-19-Pandemie hat vor allem Digitalisierungsprojekte beschleunigt. Große Unsicherheit herrscht weiterhin hinsichtlich der zukünftigen Leistungsausgabenentwicklung durch Long-COVID, psychische Spätfolgen oder Nachholeffekte.
Einige Veränderungstreiber im Markt- und Wettbewerbsumfeld – wie Digitalisierung und sich ändernde Kundenerwartungen – sind bereits seit einigen Jahren auf dem Radar der privaten Krankenversicherer und erfordern weiterhin ein konsequentes Handeln. In den letzten zwei Jahren hat sich der Fachkräftemangel zu einer immer größeren Herausforderung für die Krankenversicherer entwickelt. Dieser Faktor wird zukünftig verstärkt an Bedeutung gewinnen. Auch das Thema Nachhaltigkeit (ESG) wird relevanter für die PKV. Hier liegt der Fokus vor allem auf dem Aspekt „Umwelt“ bei Kapitalanlagen und Prozessen sowie dem Aspekt „Sozial“ bei den Produkten.
Regulatorische Vorgaben und das „Kostenerstatter“-Image stellen für private Krankenversicherer Herausforderungen bei der Positionierung als Gesundheitsdienstleister dar. Kunden vertrauen in Gesundheitsfragen Ärzten und binden Krankenversicherer erst spät in den Prozess ein. Laut den Versicherern werden bereits angebotene Gesundheitsservices von Kunden zwar häufig als wichtig erachtet, dennoch werden diese bislang wenig genutzt. Dabei variiert die Annahme der Angebote je nach Krankenversicherer. Auch die Erfolgsmessung von Gesundheitsmanagementaktivitäten ist nicht einfach und beschränkt sich meist auf Nutzerzahlen und Befragungen.
Ein Hauptaktivitätsfeld bleibt die Einführung von neuen Produkten vor allem im betrieblichen Bereich. Viele Krankenversicherer haben in den letzten zwei Jahren neue betriebliche Krankenversicherungsprodukte eingeführt. Gleichzeitig steigt der Wettbewerb in diesem Marktsegment. Im Pflegebereich agieren die Krankenversicherer zurückhaltender.
Die Digitalisierung von Prozessen, IT- und Kundenschnittstellen bleiben weiterhin wichtige Maßnahmen, um sich im Markt- und Wettbewerbsumfeld zu positionieren und dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Predictive Analytics, Künstliche Intelligenz und andere Datenanalysemethoden werden in den nächsten Jahren vermehrt bei der Optimierung von Serviceangeboten, im Leistungsmanagement und im Antragsprozess eingesetzt.
Die Studie „PKV der Zukunft – neue Chancen, neue Herausforderungen“ verfolgt das Ziel, einen breiten Überblick über die Herausforderungen und Chancen im privaten Krankenversicherungsmarkt zu verschaffen sowie Zukunftspotenziale für das Geschäftsmodell der privaten Krankenversicherung zu identifizieren. Dazu wurden im Zeitraum von Mai bis August 2022 fragebogengestützte Interviews mit Entscheidungsträgern von 19 deutschen privaten Krankenversicherungsunternehmen durchgeführt. Gemessen an den Bruttoprämien erreicht die Studie eine Marktabdeckung von circa 66 Prozent des PKV-Marktes. Die Studie wurde in ähnlicher Form bereits im Jahr 2020 durchgeführt. Sie ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Hochschule RheinMain, Wiesbaden Business School, dem Institut für Versiche-rungswissenschaft an der Universität zu Köln (IVK) und Deloitte.
Laden Sie hier die vollständige Studie herunter und lesen Sie alle Ergebnisse im Detail.