Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich zum Ziel gesetzt, das Meldewesen und die Informationspflichten für Banken europaweit zu vereinheitlichen. Seit 2015 arbeitet deshalb ein aus rund 30 europäischen Geschäftsbanken bestehendes Konsortium, angeführt von der EZB, an BIRD – dem „Banks‘ Integrated Reporting Dictionary“. Dabei handelt es sich um einen einheitlichen Standard für ein umfängliches Datenmodell, das unter anderem auch den von der Aufsicht künftig verpflichtenden „Integrated Reporting Framework“ (IReF) umfasst. Nach aktueller Planung strebt die EZB eine Umsetzung von IReF im Zeitraum von 2024 bis 2027 an. Derzeit ist die Anwendung von BIRD ausschließlich auf freiwilliger Basis. Dennoch kann es sich aus einer Kosten-Nutzen-Perspektive rentieren, das BIRD-Datenmodell in Ihrem Haus zu integrieren. Denn BIRD zielt darauf ab, den Austausch von Meldedaten zwischen Banken und den Aufsichtsbehörden zu vereinfachen, sodass im Idealfall Anfragen der Aufsichtsbehörden per Knopfdruck beantwortet werden können.
Der Anfang wurde bereits mit dem „European Reporting Framework“ (ERF) gemacht. Mit dem Ziel, dass Finanzdienstleister ihre Daten an Zentralbanken und Aufsichtsbehörden künftig nicht mehr aggregiert, sondern granular liefern.
Aktuell werden in dem BIRD-Datenmodell IReF-Meldungen wie zum Beispiel AnaCredit, Statistik über Wertpapierinvestments sowie die Bilanz- und MFI-Zinsstatistik abgebildet. Darüber hinaus wurden die Meldeanforderungen zu FINREP und Asset Encumbrance in das Datenmodell aufgenommen. Zukünftig werden unter anderem auch die COREP- und LCR-Meldungen vollumfänglich in BIRD integriert.
Stimmen aus der Bankenbranche:
Die Banken müssen ihre Hausaufgaben machen und die interne Datenlandschaft zu einem Single Point of Truth konsolidieren, damit sie flexibel und schnell meldefähig sind.
Ich möchte gerne, dass sich die verschiedenen Aufsichtsbehörden auf ein gemeinsames Dictionary einigen.
BIRD ist kein IT-Tool und es soll durch diese Initiative auch keines bereitgestellt werden. Die internen Banksysteme werden durch die Initiative selbst nicht direkt geändert, da das Datenmodell lediglich die logisch-semantische Ebene behandelt. Zudem werden keine Mappings von den bankinternen Systemen auf den Input-Layer im Rahmen dieser Initiative erarbeitet.
BIRD ist aber auch keine regulatorische Vorgabe beziehungsweise keine neue Regelung. Vielmehr werden die aufsichtsrechtlichen Anforderungen durch BIRD operationalisiert. Es liefert damit einen formalen Rahmen wie Reporting-anforderungen in Zukunft erfüllt werden könnten. Länderübergreifende Validierungen werden vereinfacht und die Rolle der Meldewesensoftware wird sich deutlich verändern.
Wir haben uns mit dem Thema bislang zurückgehalten und warten, bis die Anforderungen konkret sind. Erfahrungsgemäß ist da noch viel Luft drin.
Was bedeutet das nun für die Finanzdienstleister? Wird aus der Freiwilligkeit zukünftig eine Verpflichtung werden? Ist es ein Angebot der EZB, dass man nicht ablehnen kann? Auch wenn sich die deutschen Banken aufgrund von Unklarheiten in der konkreten Ausgestaltung – über die fachliche Beschäftigung in Arbeitsgruppen hinaus – bislang nur zögerlich mit den neuen Anforderungenbeschäftigt haben, ist eines sicher: Abwarten und so weitermachen wie bisher, ist keine Alternative. Das spiegelt sich auch in unserer Marktsicht zu dem Stand in den Bankhäusern wider.
Aus unseren Gesprächen erfahren wir, dass die größten Herausforderungen der Banken darin gesehen werden, dass die Meldeanforderungen nicht harmonisiert sind, das heißt die gleichen Daten werden von unterschiedlichen Aufsichtsbehörden unabhängig voneinander angefordert und entsprechend jeweils auch anders interpretiert. Weiterhin werden die angeforderten Datenmengen immer größer, ebenso wie die Datengranularität. Dies führt die Banken zunehmend an ihre Belastungsgrenze, da in vielen Häusern noch kein einheitlicher Datenpool zu Verfügung steht, der alle Meldungen bedienen kann und häufig auch nicht dem geforderten Granularitätslevel genügt. Dies führt mitunter zu Inkonsistenzen in den Meldungen, welche wiederum mit einem hohen, teilweise manuellen, Arbeitsaufwand behoben werden müssen. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Situation hat sich gezeigt, dass die Aufsicht immer schneller auf Marktsituationen mit Ad hoc-Anfragen auf die Häuser zugeht. Auch dies stellt die Banken vor große Herausforderungen, zumal die Daten häufig nicht in der Kürze der Zeit erhoben werden können.
Wir würden uns mehr Beteiligung bei der Entwicklung der Methodik und die Berücksichtigung der Geschäftsmodelle wünschen. Der eingeschlagene kooperative Weg im Zuge von BIRD sollte fortgesetzt werden.
Die Banken haben kaum Transparenz darüber, was die Aufsicht mit den abgefragten Informationen anfängt.
Hinsichtlich der Wünsche an die Aufsicht wird häufig erwähnt, dass die Meldeanforderungen konkreter und interpretationsfrei formuliert werden sollen. Zudem sollte eine Möglichkeit geschaffen werden um schnell Antworten auf offene Fragen zu bekommen, da der Q&A-Prozess mitunter sehr langwierig ist. Weiterhin wünschen sich viele Banken, dass die Meldeanforderungen auf das jeweilige Geschäftsmodell der Banken zugeschnitten werden.