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Supplier Risk Monitor 2023

Traditional technologies at the crossroad

Aktuell sehen sich die Automobilzulieferer mit den Nachwirkungen verschiedener Herausforderungen wie der COVID-19-Pandemie und der weltweiten Halbleiterkrise konfrontiert. Auch in Zukunft werden ein anhaltendes hohes Zinsniveau, hohe Rohstoff- und Energiekosten sowie eine mögliche (globale) Rezession die Industrie vor weitere Komplexitäten stellen. Gleichzeitig muss die Transformation der automobilen Wertschöpfungskette hin zu alternativen Antrieben unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsanforderungen vorangetrieben werden. In diesem Umfeld ist es entscheidend, die verschiedenen Unternehmens- und Marktrisiken zu kennen, um frühzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten und zielgerichtet zu transformieren. Das sind zentrale Aussagen des aktuellen Supplier Risk Monitor von Deloitte. Das Risiko-Analyse-Framework für Automobilzulieferer identifiziert Fahrzeugkomponenten-Cluster-spezifisch die größten Herausforderungen in diesem Sektor und zeigt Lösungsmöglichkeiten auf.

Externe Ereignisse und Strukturwandel beeinflussen Automobilindustrie und Zulieferer

 

Auch wenn sich die Produktions- und Absatzzahlen der Automobilindustrie nach der COVID-19-Pandemie derzeit erholen, sind die Lieferketten nach wie vor fragil. Diese Instabilität wird durch den Krieg in der Ukraine und durch den existierenden Kostendruck (hohe Energiepreise und Logistikkosten) weiter verstärkt. Die Unsicherheit über die weitere Absatz- und Kostenentwicklung ist auf einem historischen Höchststand und erschwert somit die Planung.

Gleichzeitig steigt der Anteil von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben und somit der Transformationsdruck, Nachhaltigkeitsaspekte in allen Dimensionen zu berücksichtigen. Die Kosten der Transformation werden zu großen Teilen durch die Zulieferindustrie getragen. In Zeiten dieser vielfältigen Herausforderungen konnten die OEMs ihre Gewinnmargen in den letzten ein bis zwei Jahren steigern, während vor allem die mittleren und kleinen Zulieferer eine rückläufige Profitabilität verzeichneten. Die Bilanzen sind nachhaltig geschwächt und viele Zulieferer haben kaum genug finanzielle Rücklagen, um die zukünftigen Herausforderungen der Transformation meistern zu können.  

Die aktuellen Analysen zeigen, dass nur 56 Prozent der betrachteten Zulieferer als finanziell gesund betrachtet werden können. 13 Prozent der Lieferanten weisen sowohl kritische EBIT-Margen als auch eine kritische Verschuldung auf.  

Herausforderungen durch gestörte Lieferketten, CO2-Regulatorik und Elektrifizierung

 

Die aktuelle Gesamtsituation birgt für viele Zulieferer enorme Risiken: Unternehmen, die zu langsam sind, um die neuesten Technologie- und Verbrauchertrends umzusetzen oder neue Vorschriften einzuhalten, riskieren zu scheitern. Dazu zählen vor allem die spezifischen Herausforderungen, die sich beispielsweise aus der Elektrifizierung und Digitalisierung, aber auch aus Nachhaltigkeitsanforderungen ergeben. Produkte rund um den Verbrennungsmotor stehen unter starkem Druck, während die Elektromobilität stark an Bedeutung gewinnt. Die verschiedenen Zulieferunternehmen sind unterschiedlich stark externen und internen Risiken ausgesetzt:

  • Externe Risiken sind unkontrollierbare Faktoren wie beispielsweise Wettbewerbsdruck oder regulatorische Entwicklungen, die einen Einfluss auf die gegenwärtige oder zukünftige Performance eines Unternehmens haben, aber weitgehend dem Einfluss des Managements entzogen sind.
  • Interne Risken können grundsätzlich vom Unternehmen beeinflusst werden und sind entweder ein Multiplikator oder ein Mitigator für externe Risiken. Während alle Unternehmen innerhalb eines Fahrzeugkomponenten-Cluster in gleichem Maße von externen Faktoren betroffen sind, unterscheidet sich jedes Unternehmen in Bezug auf seine internen Risiken.

Die radikalen Marktveränderungen, aber auch die unterschiedlichen – und ebenfalls drastischen Änderungen unterliegenden – Risikoprofile jedes einzelnen Unternehmens verdeutlichen, dass die strukturierte und systematische Erkennung von Risiken und die richtige Vorbereitung darauf essenziell für den zukünftigen Unternehmenserfolg sind. Dabei ist die Kombination aus Szenario-basiertem Denken und strategischem Handeln unerlässlich, um auf verschiedene Entwicklungen vorbereitet zu sein und diese zu reflektieren. Diese Kombination hilft Zuliefern, deren Kunden sowie auch Finanzierungspartnern, proaktiv Risikobereiche zu erkennen sowie eine priorisierte Reihe von Gegenmaßnahmen, abhängig von der weiteren Entwicklung, zu definieren und zu ergreifen, um auf die möglichen Bedrohungen für ihr Geschäft zu reagieren.

Unterstützung bei der strategischen Weichenstellung

 

Deloitte hat den Supplier Risk Monitor entwickelt, um die Zulieferer bei der strukturierten Bewertung der Risiken und der Ausrichtung ihrer Strategie zu unterstützen. Dabei wurde der Automobilzulieferermarkt nach dem gleichen Ansatz wie in der Studienreihe „Future of the Automotive Value Chain“ in 19 Fahrzeugkomponenten-Cluster aufgeteilt. Ziel ist es, die clusterspezifischen Risiken zu identifizieren, deren potenzielle Auswirkungen zu skizzieren und mögliche Gegenmaßnahmen aufzuzeigen. So werden Automobilzulieferer und deren wichtigste Stakeholder – von den OEMs bis hin zu den Kapitalgebern – in die Lage versetzt, Risiken zu managen und deren Auswirkungen zu mindern.

Systematik und Methodik: Risiko-Analyse-Framework für Automobilzulieferer

 

Der Deloitte Supplier Risk Monitor 2023 ermöglicht es Unternehmen, Risiken in 19 separaten Clustern kontinuierlich und systematisch zu überwachen. Jeder dieser Cluster wird anhand von drei externen Risikokategorien und drei internen Risikokategorien auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet. Zu den externen Risikofaktoren zählen Marktstruktur und -druck, das regulatorische und gesellschaftliche Umfeld sowie die zukünftige Marktrelevanz. Während alle Unternehmen innerhalb eines Clusters in gleichem Maße von diesen externen Faktoren betroffen sind, unterscheiden sie sich jedoch hinsichtlich ihrer internen Risiken. Diese umfassen die Kraft, Cash zu generieren, die Anpassungsfähigkeit und Innovationsfähigkeit innerhalb des Clusters sowie die Bonität.

Der Wert, der den Risikokategorien zugewiesen wird, ergibt sich aus in Summe 25 verschiedenen Risikoindikatoren, die auf der Grundlage umfangreicher Recherchen und Benchmarks von mehr als 750 Zulieferern bewertet werden. Damit wird bei der Identifizierung der relevanten Risiken für ein bestimmtes Cluster eine ganzheitliche und laufend aktuelle Sichtweise sichergestellt. 

Dieses Vorgehen bietet eine solide Grundlage für die Risikoidentifizierung und die Entwicklung von Gegenmaßnahmen. Anhand der Position können innerhalb der Risikomatrix erste Hypothesen über den Ursprung oder den primären Treiber jedes Risikos entwickelt und Initiativen zur Risikominderung erarbeitet werden.

Die höchsten und geringsten Risiken für Automobilzulieferer

 

Die größten Herausforderungen bestehen derzeit in Fahrzeugkomponenten-Clustern, die sich auf ICE (Internal Combustion Engine) und Frame konzentrieren. So weist das Cluster ICE das höchste externe Risiko auf. Dieser Bereich ist mit einem sinkenden Marktvolumen, einer hohen Marktkonsolidierung und starken negativen Auswirkungen seitens der Gesetzgebung konfrontiert. Das höchste interne Risiko wurde auf Basis aktueller Auswertungen im Fahrzeugkomponenten-Cluster Axles festgestellt, das von geringer Profitabilität und schlechten Bilanzstrukturen gekennzeichnet ist.

Die geringsten Risiken sind eindeutig in den Clustern ADAS & Sensors und Electric Drivetrain zu finden. Das Cluster ADAS & Sensors weist sogar in vier von sechs Risikokategorien das geringste Risiko auf. Besonders positiv wirken sich hier vor allem die Faktoren Anpassungs- und Innovationsfähigkeit (z.B. Forschungs- und Entwicklungsausgaben oder Patente), Bonität (z.B. Verschuldung und Zinsspread) und Innenfinanzierungskraft (z.B. Profitabilität, Cashflow oder Working Capital) aus.

Im Vergleich zur letzten Ausgabe des Supplier Risk Monitor weisen die verschiedenen Komponenten des Verbrennungsmotors (z.B. ICE, Transmission und Exhaust System) weiterhin das höchste Risiko auf, während Technologien im Zusammenhang mit Connected Driving and electronics (z.B. ADAS & Sensors und Infotainment) ein geringes Risiko aufweisen. Auffällig ist, dass sich die Gesamtrisikobewertung von Zulieferern im Frame-Cluster um 15 Positionen im Risikoranking verschlechtert hat. Hintergrund sind vor allem eine aktuell niedrige Profitabilität und die pessimistische Entwicklung des Marktvolumens aufgrund eines erwartet hohen Preisdrucks.

Fast alle Fahrzeugkomponenten-Cluster, die als Traditional Technologies bezeichnet werden(z.B. Frame, Body und Axles), verzeichnen im Vergleich zur letzten Ausgabe ein Anstieg des Risikos. Insbesondere zeichnen sie sich durch ein hohes internes Risiko aus (z.B. geringe Profitabilität, hohe Zinsspreads, schlechte Ratings und Bilanzstrukturen). Gleichzeitig sind die externen Risiken im Bereich Traditional Technologies noch vergleichsweise gering, da beispielsweise ein Marktwachstum, wenn auch auf geringem Niveau, zu erwarten ist. Dennoch befinden sich diese Technologien an einem entscheidenden Scheideweg: Es müssen Maßnahmen ergreifen werden, um interne Schwächen zu beheben und sich für ein zukünftig noch schwierigeres Marktumfeld zu positionieren.

Fazit

 

Für Zulieferer, deren Kunden und Finanzierungspartner ist es unerlässlich, einen kontinuierlichen und systematischen Ansatz zur Überwachung und Bewertung von internen und externen Risiken zu etablieren, um den langfristigen Unternehmenserfolg sicherzustellen. Das setzt eine strukturierte Methodik voraus, die es möglich macht, Risiken frühzeitig und ganzheitlich zu erkennen und darauf mit den richtigen Gegenmaßnahmen zu reagieren.

Der Supplier Risk Monitor von Deloitte wird weiterhin fortlaufend aktualisiert und bietet hilfreiche Unterstützung bei der Risiko-Analyse und zeigt Optionen auf, wie Risiken mitigiert werden können.

Laden Sie hier die komplette Studie herunter und erfahren Sie alle Ergebnisse im Detail.

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