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Neue Befragung: Der Aufsichtsrat und die „Twin Transformation“

Im Aufsichtsrat-Panel 2023 von Deloitte und „Der Aufsichtsrat“ äußern sich Mandatsträger:innen zu Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Doppelte Herausforderung für die Unternehmen: Nachhaltigkeit und Digitalisierung sorgen für dringenden Handlungsbedarf. Dabei beeinflussen sich diese beiden Trends auch wechselseitig. So können digitale Innovationen etwa die Qualität von Nachhaltigkeitsinformationen verbessern. Dieser Auffassung sind jedenfalls 69 Prozent der Teilnehmenden des neuen Aufsichtsrat-Panels zum Thema „Twin Transformation“. Befragt wurden sie außerdem zum Umsetzungsstand in den von ihnen überwachten Unternehmen und vielen weiteren wichtigen Aspekten.

 

Zum 23. Mal wurde 2023 das „Aufsichtsrat-Panel“ durchgeführt, bei dem Aufsichtsrät:innen zu aktuellen Themen befragt werden. Bei der Erhebung durch die Fachzeitschrift „Der Aufsichtsrat“ in Zusammenarbeit mit Deloitte und der Leuphana Universität Lüneburg standen mit Nachhaltigkeit und Digitalisierung zwei besonders drängende Transformationsthemen im Fokus, die häufig unter dem Begriff „Twin Transformation“ zusammengefasst werden. Hier geben wir einen Überblick der wichtigsten Befragungsergebnisse. 

Wechselwirkungen von Nachhaltigkeit und Digitalisierung

 

Die Erhebung und Auswertung von Nachhaltigkeitsinformationen gestaltet sich in vielen Unternehmen komplexer als die von klassischen Finanzinformationen. Vor diesem Hintergrund bietet die Digitalisierung nach Meinung von 69 Prozent der Befragten Chancen für eine Verbesserung der Qualität dieser Informationen hinsichtlich ihrer Gremientätigkeit. 20 Prozent sind davon weniger überzeugt, elf Prozent bezweifeln den Zusammenhang. Zur Begründung der positiven Einschätzungen wurden zumeist die qualitative Verbesserung der Datenbasis insbesondere durch KI genannt, gefolgt von der entscheidenden Bedeutung der Digitalisierung für das Nachhaltigkeits-Reporting (Mehrfachnennungen möglich).

Umsetzungsstand in den überwachten Unternehmen

 

Wie nehmen die Mandatsträger:innen die Umsetzung in den von ihnen überwachten Unternehmen wahr? Mit gut bis sehr gut bewerten 45 Prozent den Stand bei der Digitalisierung, bei der Nachhaltigkeit sind dies 41 Prozent. Ein größerer Anteil der Teilnehmenden schätzt demgegenüber jeweils den Umsetzungsstand als noch gut bis noch befriedigend ein (Digitalisierung: 53% / Nachhaltigkeit: 51%). Bei der Nachhaltigkeitstransformation sehen 88 Prozent wesentliche Verbesserungspotenziale in allen drei ESG-Dimensionen (Umwelt, Soziales, Governance). Schwerpunktbereiche sind beispielsweise CO2-Reduzierung, Energieeinsparungen, Lieferketten und die Professionalisierung der Nachhaltigkeitsdatenerfassung. Im Bereich der digitalen Transformation nennen hingegen weniger Teilnehmende (48%) wesentliche Verbesserungspotenziale, etwa bei Standardisierung und Ausbau von datenbasierten Prozessen oder beim KI-Einsatz. Was die organisatorische Verortung der Verantwortung für die „Twin Transformation“ angeht, ergibt das Panel ein heterogenes Bild. Die Mehrheit der Mandatsträger:innen spricht sich aber dafür aus, die Kompetenzen für sowohl Nachhaltigkeit als auch Digitalisierung in der Person des CEO zu bündeln.   

Digital- und Nachhaltigkeitsexpertise im Gremium

 

Die Befragten wurden außerdem gebeten, die Digitalexpertise ihrer Gremien zu bewerten. 39 Prozent schätzen diese als gut bis sehr gut ein, 55 Prozent dagegen eher als befriedigend, sechs Prozent als ausreichend bis mangelhaft. Abhilfe könnte hier aus Sicht der Teilnehmenden neben Fortbildungen vor allem die Berücksichtigung von Digitalkompetenzen bei der Neubesetzung schaffen („Digital Experts“). Digitale Analyseverfahren werden nur von 43 Prozent der Mandatsträger:innen genutzt, 24 Prozent planen immerhin den zukünftige Einsatz. Eine Kodexempfehlung im Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) oder eine gesetzliche Vorschrift zur Berücksichtigung von Digitalexpertise im Kompetenzprofil des Aufsichtsrats lehnt eine deutliche Mehrheit ab (70%). Im Bereich Nachhaltigkeit dominieren Umweltthemen, was im Einklang mit den Prioritäten der EU-Taxonomie steht. In diesem Zusammenhang wird die höchste eigene Kompetenz unter den verschiedenen umweltbezogenen Nachhaltigkeitsdimensionen beim Klimaschutz (knapp 60%) gesehen. 

Bedeutung von Nachhaltigkeits- und Finanzinformationen sowie anderer aktueller Themen

 

Zusätzlich wurden auch nach der Relevanz von Nachhaltigkeitsinformationen im Vergleich zu klassischen finanziellen Informationen für die Tätigkeit des Aufsichtsrats gefragt. 61 Prozent schätzen die Finanzinformationen als wichtiger ein, 35 Prozent sehen eine gleichwertige Bedeutung. Nur vier Prozent halten Nachhaltigkeitsinformationen für wichtiger. Abschließend gaben die Mandatsträger:innen ihre Einschätzung zu den aktuellen Themen für den Aufsichtsrat allgemein. Am häufigsten nennen sie hier Human Resources und Personal, gefolgt von der geopolitischen Situation und sich verändernden Märkten, Digitalisierung und Cyber-Security sowie Nachhaltigkeit (Mehrfachnennungen möglich).

Laden Sie hier das Aufsichtsrat-Panel 2023 herunter und erfahren Sie alle Ergebnisse im Detail. 

Aufbau und Ansatz des Panels

 

Von Juli bis September 2023 wurden für das neue Aufsichtsrat-Panel 100 Telefon- und Video-Interviews mit 33 Frauen und 67 Männern durchgeführt. 63 Prozent der Teilnehmenden sind Vorsitzende oder stellvertretende Vorsitzende in mindestens einem Gremium, 46 Prozent in einer AG, SE oder KGaA. 33 Prozent haben vier oder mehr Mandate inne, durchschnittlich sind es knapp drei. Durch diese Datenbasis konnten Erkenntnisse aus der Perspektive von insgesamt 299 Gesellschaften berücksichtigt werden.

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