Der oben beschriebene Ansatz ist insbesondere dann kritisch, wenn das entsprechende Unternehmen schon durch einige Restrukturierungs- oder Transformationsprozesse gegangen ist. Die Mitarbeiter dieser Unternehmen haben viele Konzepte und auch viele Berater kommen und gehen sehen, nicht selten ohne dass sich substantiell etwas zum Besseren gewendet hätte. Die Gruppe der „Bremser“ ist hier häufig deutlich größer als die derjenigen, die den Wandel aktiv treibt und mitgestaltet. Gerade in solchen Situationen ist die Gefahr des Scheiterns groß, wenn klare Grundregeln nicht beachtet werden.
Gelingt es jedoch, den Mitarbeitern den Sinn der getroffenen Entscheidungen zu erläutern und sie von den Maßnahmen zu überzeugen, werden sie sich weniger versucht fühlen, den Veränderungen mit Widerstand zu begegnen – im Gegenteil: sie werden diese sogar aktiv mit vorantreiben.
Notwendige Voraussetzung einer jeden Restrukturierung oder Transformation ist immer, dass man die Zahlenbasis sowie die geplanten Maßnahmen und deren Effekte fest im Griff zu hat. Zur tatsächlichen Umsetzung der operativen Maßnahmen ist es aber unerlässlich, auf die jeweils einzelnen Beteiligten einzugehen, ihre Meinungen zuzulassen und sie im Veränderungsprozess mitzunehmen. Um das zu leisten, muss das Management professionell führen und kommunizieren. Dabei reicht es bei weitem nicht aus, die Einbindung der Mitarbeiter auf einzelne interne Mitarbeiterschreiben und die allernotwendigsten und kurzfristig einberufenen Mitarbeiterversammlungen zu beschränken. Die Unternehmensführung muss vielmehr Orientierung geben, sowohl zum „Was“ und „Warum“ als auch zum „Wie“ der Veränderung. Entscheidend ist es, den Mitarbeitern eine realistische Perspektive aufzuzeigen. Dabei muss die Vergangenheit zwar aufgearbeitet werden – ohne sich aber darin zu verlieren. Der Blick muss nach vorne gerichtet werden!
In der neuen Managementliteratur wird häufig der Trend vom autoritären Manager hin zum „Primus Inter Pares“, von „Profit zu Purpose“, von Fordern hin zum Fördern postuliert. Diese Art der Führung ist allerdings nur dann erfolgsversprechend, wenn sich das Unternehmen in keiner aktuellen oder sogar existenzbefindenden Krise befindet. In solchen Situationen stehen Manager vor der großen Herausforderung, gleichzeitig die Klaviatur mehrerer Führungsstile zu vereinbaren und anzuwenden - je nach Art der Fragestellung und dem Ernst der Lage. Neben der Tatsache, dass die Führungskräfte die erforderliche ggf. neue Rolle auch aktiv annehmen („Wollen“), haben die Protagonisten oft kaum Erfahrung mit entsprechenden Situationen und sind auf ihre jeweiligen Führungsstile festgelegt („Können“).
Häufige Fehler sind hierbei auch die Widersprüche zwischen Anspruch und Realität. Zum einen können dies Uneinigkeit und mangelndes Engagement der obersten Führungsebene sein, die nicht als Team agiert. Zum anderen ist es problematisch, wenn die eigenen Chefs die notwenigen Veränderungen nicht auch selber vorleben. Je nach Dringlichkeit der Lage kann es hier also durchaus auch von Nöten sein, die Manager mit entsprechendem Coaching zu unterstützen oder zur Not auch auszutauschen.
An dieser Stelle empfiehlt es sich zudem, über die temporäre Einstellung eines entsprechend erfahrenen Chief Restructuring Officers (CRO) nachzudenken, welcher die Situationen und das Vorgehen orchestriert und gleichzeitig die wichtigsten Stakeholder einbezieht und führt.
Die Chance, Restrukturierungs- und Transformationsprozesse erfolgreich durchzuführen, steigt, wenn Führungskräfte Eigenschaften wie inhaltliches Engagement, Transparenz und klare Zielvorstellungen, Glaubwürdigkeit und Vorbildfunktion besitzen und sie die Fähigkeit haben, den Mitarbeitern die Notwendigkeit von Veränderungen zu vermitteln und diese aktiv und zur rechten Zeit in die Prozesse einzubinden. Hierfür hat sich in der Praxis die Etablierung sogenannter Program Managment Offices (PMO) als weitere Unterstützungs- und Governance-Instanz als sinnvoll herausgestellt, da Management und Mitarbeiter neben den mit der Transformation oder Restrukturierung einhergehenden Aufgaben auch noch ihr Tagesgeschäft erfolgreich bewältigen müssen.
Klassische Kernaufgaben des PMO sind die Herstellung von Transparenz, die Unterstützung bei der Konzept- und Planerstellung, die Klärung von Verantwortlichkeiten, das Controlling der jeweiligen Fortschritte auf Maßnahmen und Kostenarten-Ebene, sowie auch die Klärung und Beschleunigung von Entscheidungsprozessen. Entscheidend für den Erfolg und die Akzeptanz bzw. die aktive Unterstützung durch die Mitarbeiter sind aber nicht nur das Beherrschen der klassischen Tools, sondern vor allem folgende weitere Dimensionen:
Entscheidend für die Motivation der Mitarbeiter ist die Glaubwürdigkeit in der Kommunikation, welche in angespannten Transformations- und Restrukturierungssituationen allerdings häufig hinter den Erwartungen der Mitarbeiter und auch des Managements zurückbleibt. Leitbilder für eine solche glaubwürdige Kommunikation sollten sein:
Hierbei muss klar sein, dass diese Kommunikation zwar durchaus durch entsprechende Profis unterstützt werden kann und in vielen Situationen auch sollte, aber eben nicht delegiert werden kann. Das Top-Management und insbesondere der CEO müssen hier neben ihrer Rolle als strategische Lenker eben auch aktiv als Vorbild und Leitfigur agieren und wahrgenommen werden.
Transformations- und Restrukturierungen sind immer Sondersituationen, die das Management und die Mitarbeiter gleichermaßen vor große Herausforderungen stellen. Kommunikation und Führung haben eine besondere Bedeutung für den Erfolg oder das Scheitern solcher Prozesse. Zum erfolgreichen Umsetzen der Konzepte sollten einige Kernaspekte daher dringend beachtet werden: