Im September 2020 verabschiedete die Europäische Kommission das Digital Finance Package, das eine Strategie für das digitale Finanzwesen in Kombination mit Gesetzesvorschlägen zu Krypto-Assets umfasst. Die sich daraus ergebende Regulierungslandschaft wird den ganzheitlichen Rahmen bilden, der ein klares Regelwerk für die Marktteilnehmenden bietet und Innovationen vorantreibt. Dies wird zu neuen Geschäftsmodellen und neuen Technologien führen. Seit 2020 wurden auf europäischer und auf nationaler Ebene weitere Vorschriften erlassen (siehe Abb. 1).
Die Auswirkungen der Einführung dieser Vorschriften können wie folgt zusammengefasst werden:
Eine klare Regulierung, die früher als Hindernis betrachtet wurde, ist heute ein Wettbewerbsvorteil für das europäische Ökosystem auf dem Weltmarkt. Institutionelle Anleger, die ein regelkonformes und transparentes Umfeld für die Anlage ihrer Gelder suchen, finden in Europa ein gut reguliertes System vor.
Institutionelle Anleger beobachten weiterhin den Markt und zeigen damit ihr Interesse an einer Teilnahme. Erste Aktivitäten sind ebenfalls zu beobachten: Die großen Marktteilnehmer im Assetmanagement gehen verschiedene Kooperationen ein, um erste Tests durchzuführen, sich zu positionieren und langfristige Lösungen zu entwickeln3. Insgesamt gibt es genügend Engagement-Möglichkeiten.
Die Konzentration auf von institutionellen- und privaten Anlegern stark nachgefragten Bereichen ist entscheidend, um genügend Zugkraft zu erzeugen. Dies könnte der Bereich Kunst und Musik sein, in welchem Anleger konkret in die Rechte an einem Gemälde oder einem Song investieren könnten. Nur Produkte, die auf ausreichendes Interesse stoßen, werden in großem Umfang angenommen, während andere wahrscheinlich in Nischen verbleiben.
In der Vergangenheit konnten wir eine starke Korrelation zwischen der Entwicklung der verschiedenen Klassen von Digital Assets und vor allem zwischen der prominentesten Klasse, den Kryptowährungen, beobachten. Als Kryptowährungen und insbesondere Bitcoin an Wert gewannen, stieg auch das Interesse am gesamten Bereich der Digital Assets. Zwar gilt dies für die Vergangenheit, doch dürfte diese Verflechtung im Laufe der Zeit allmählich abnehmen, da neue Produkte entwickelt und von Konsumenten und Investoren angenommen werden. Mit der Entwicklung der Technologie und dem Aufbau neuer Anwendungsfälle werden weitere Digital Assets einen eigenen Stellenwert erlangen.
Digital-Asset-Klassen, die nicht nur als reines Anlageobjekt gesehen werden, sondern auch emotionale Aspekte, wie z.B. bei Musik, beinhalten, bieten insbesondere für Kleinanleger die Möglichkeit, sich besser mit den Assets zu identifizieren. Als solche enthalten diese Vermögenswerte eine zusätzliche Komponente, die die Kaufentscheidung beeinflussen, die Anlegergruppe vergrößern und die Affinität zu Digital Assets erhöhen könnte, was mit der Zeit die Akzeptanz in allen Anlageklassen steigern dürfte.
Während sich digitale Vermögenswerte kontinuierlich entwickeln, werden Plattformen, die über Primär- oder Sekundärhandel Zugang zu ihnen bieten, versuchen, so viele Anlageklassen wie möglich abzudecken, um Größenvorteile zu erzielen. Dieser Prozess könnte jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen. Zunächst werden sich verschiedene Plattformen als bevorzugte Anlaufstellen für bestimmte Anlageklassen etablieren, was den Bedarf an Zusammenarbeit und Interoperabilität erhöht.
Die Zusammenarbeit zwischen den Marktteilnehmern entlang der Wertschöpfungskette wird in der nächsten Zeit der Status quo sein. Einerseits sind die Dienstleistungsanbieter (einschließlich der Start-ups) meist auf einen begrenzten Teil der Wertschöpfungskette spezialisiert und andererseits möchten Emittenten und (Klein-)Anleger ganzheitliche Dienstleistungsangebote haben. Das zwingt Dienstleister dazu, ihr Portfolio durch die Zusammenarbeit mit anderen Anbietern zu erweitern.
Mittelfristig werden wir in einer Konsolidierungsphase beobachten, wie Unternehmen ihre Kompetenzen erweitern werden. Auch der Markteintritt großer etablierter Finanzinstitute wird eine entscheidende Rolle spielen. Dabei können zwei parallele Entwicklungen eintreten:
Es ist anzunehmen, dass einige wenige, konsolidierte Unternehmen den Markt anführen werden. Fusions- und Übernahmetätigkeiten, die Wachstum ermöglichen oder den Fortbestand des Unternehmens sichern, werden das Ökosystem in Zukunft prägen.
Investitionen in Digital Asset Ventures wurden durch die seit 2021 zu beobachtenden Marktturbulenzen eingeschränkt, da stabil aufgestellte Unternehmen sich dafür entschieden haben, die Mittelbeschaffung zu verschieben, um niedrigere Bewertungen zu vermeiden. Bald werden diese Akteure gezwungen sein, mit der Mittelbeschaffung zu beginnen. Andernfalls werden sie sich nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten umsehen müssen. Die sich abzeichnende Markterholung wird dies noch weiter beschleunigen, da die Unternehmen Kapital zur Finanzierung ihres Wachstums benötigen. Ein weiterer Aufschub der Mittelbeschaffung birgt die Gefahr, dass sich die Bedingungen aufgrund von Liquiditätsengpässen im Unternehmen verschlechtern.
Erforderliche Barmittel können von Family Offices, Venture Capital und Private Equity bereitgestellt werden. Unternehmen im Bereich der Digital Assets können die hohen Renditeanforderungen dieser Akteure bedienen. Darüber hinaus wird die Segmentierung des Marktes die Nachfrage nach Interoperabilität verstärken. Die Konsolidierung von Plattformen könnte eine Lösung sein, um Marktanteile zu gewinnen. Da der Aufbau von Wissen kostspielig ist und Zeit in Anspruch nimmt, sowie die Gewinnung von Kunden viele Ressourcen kosten könnte, sind Fusionen und Übernahmen ein potenziell leichterer Weg für das Wachstum etablierter und neuer Akteure.
Digital Assets werden sich weiter in Richtung Mainstream entwickeln. Die rechtlichen Rahmenbedingungen auf europäischer und nationaler Ebene werden neue Anwendungsfälle zur Folge haben. Die dynamische Marktentwicklung wird sich fortsetzen. Unsere fünf Hypothesen geben einen komprimierten Ausblick auf einige wichtige Richtungen, die den Bereich der Digital Assets in Zukunft prägen werden. Auch wenn es nach wie vor schwierig ist, solche Entwicklungen vorherzusagen, sind einzelne dieser Trends bereits auf dem Markt erkennbar.
Vor diesem Hintergrund unterstützt Deloitte Sie als führendes, weltweit tätiges Beratungs- und Prüfungsunternehmen. Mit unserer breiten Palette an Dienstleistungsangeboten können wir Sie bei der Entwicklung Ihres Geschäftsmodells und beim Aufbau der für die Einhaltung der neuen Vorschriften erforderlichen Prozessinfrastruktur begleiten. Wir bieten Marktanalysen an, um alle Hindernisse eines schwierigen Marktumfelds zu überwinden und erstellen Machbarkeitsanalysen für neue Geschäftsvorhaben. Darüber hinaus unterstützen wir Sie bei der Suche nach potenziellen Übernahmezielen und bieten Ihnen eine sorgfältige Due-Diligence-Prüfung sowie Unterstützung bei Fusionen und Übernahmen an.
Für weitere Informationen zu unseren Services kommen Sie gerne jederzeit auf uns zu.
1 Berücksichtige Emissionen bis zum 3. Mai 2023.
2 Für den Begriff "Digital Asset" gibt es noch keine einheitliche Definition. Wir verstehen darunter jedoch alles, was elektronisch gespeichert und übertragen werden kann und mit Eigentums- oder Nutzungsrechten verbunden ist, die auf einer Distributed-Ledger- oder ähnlichen Technologie beruhen. Diese Definition umfasst verschiedene Anlageklassen, die von Kryptowährungen über NFTs bis hin zu tokenisierten Sachwerten und Wertpapieren ("elektronische Wertpapiere") reichen.
3 Deutsche Finanz Presse Agentur (DFPA) (2023): DWS und Galaxy. Strategische Allianz zur Entwicklung digitaler Asset-Management-Lösungen, zuletzt abgerufen am 25.05.2023; Arkets Media (2023): Deutsche Bank and Memento Blockchain Complete Project DAMA, zuletzt abgerufen am 25.05.2023.