Dynamic Pricing bezeichnet eine Preisstrategie, die bei Bedarf schnell an geänderte Risikosituationen, geänderte Wettbewerbssituationen, sich änderndes Kundenverhalten oder die individuelle Unternehmenssituation und –ziele angepasst wird.
Im Gegensatz dazu operieren viele Versicherer immer noch auf Basis eines „statischen“ Pricings mit vergleichsweise langen Entwicklungs- und Deployment-Zyklen, die es erschweren oder sogar verhindern, zeitnah auf neue Risiken und Markttrends zu reagieren. Dynamic Pricing hingegen arbeitet mit signifikant kürzeren Zyklen und ermöglicht so schnelles Agieren und Reagieren in einem sich kontinuierlich entwickelnden Marktumfeld. Dabei werden Schnittstellen und Systembrüche reduziert und Test- und Validierungsprozesse weitgehend automatisiert. Zugleich werden Tarife unter Berücksichtigung des individuellen Kundenverhaltens optimiert.
Während sich das klassische Pricing hauptsächlich an Schadenbedarf und Kostenaufschlägen orientiert, können beim Dynamic Pricing Informationen hinsichtlich der Positionierung von Wettbewerbern, weiterer Marktdaten und Informationen zum Kundenverhalten (Behavioral Pricing) berücksichtigt werden. Zudem ist bei Dynamic Pricing die Infrastruktur darauf ausgerichtet, dass bei Bedarf flexibel weitere Daten für die Tarifmodellierung und Optimierung verwendet werden und auch dynamische Komponenten in den Tarif einbezogen werden können.
Dynamic Pricing erlaubt es dem Versicherer auch in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben und seine Wettbewerbsposition zu behaupten und auszubauen. Die Möglichkeit, schnell auf sich ändernde Risiken und Markttrends reagieren zu können, ist eine Grundvoraussetzung, um in immer transparenteren Märkten auch in Zukunft bestehen zu können.
Dynamic Pricing ermöglicht dabei sowohl eine bessere Steuerung des Neugeschäfts als auch die Optimierung des Bestandsgeschäfts über Beitragsanpassungen. Ein besseres Verständnis des Kundenverhaltens durch Storno- und Conversionmodelle ermöglicht es zudem, sich im Spannungsfeld zwischen Wettbewerberpreisen und eigener Ergebniserwartung optimal zu positionieren und so die eigenen Ziele erfolgreich zu realisieren. Aufgrund der schnellen Zyklen können den Modellen kurzfristig neue Daten, Merkmale und Beobachtungen, hinzugefügt werden.
Wir erwarten, dass Versicherer, die weiterhin auf ein statisches Pricing setzen von ihren schnell und flexibel agierenden Konkurrenten mittelfristig abgehängt werden und/oder durch adverse Selektion und nicht optimierte Margen unter entsprechenden Ergebnisdruck geraten.
Deloitte sieht einen klaren Trend am Markt hin zu Dynamic Pricing. Mehrere Implementierungsprojekte starten derzeit bei mittelständischen Versicherern. Größere Marktteilnehmer sind derzeit teilweise etwas voraus, stehen aber häufig vor deutlich komplexeren Herausforderungen bei der IT-Integration, wodurch der Vorsprung auch schnell schrumpfen könnte.
Um Dynamic Pricing in der Praxis umzusetzen, müssen die passenden technischen, prozessualen und strukturellen Voraussetzungen geschaffen werden. Im Vordergrund stehen dabei die Bündelung von Verantwortlichkeiten und die Reduktion der Schnittstellen und Systembrüche. Während beim statischen Pricing neben dem Aktuariat auch häufig die IT- und ggf. weitere Abteilungen in Test, Validierung und Deployment eingebunden sind, sollten die Verantwortlichkeiten beim Dynamic Pricing im Aktuariat gebündelt werden.
Des Weiteren ist die Datenhaltung und -aufbereitung so zu gestalten, dass flexibel weitere Daten in die Modellierung und Optimierung einbezogen werden können. Test und Validierung der Tarife sind weiterhin wichtig, um die Korrektheit der Tarife und deren Stabilität und Konsistenz zu gewährleisten. Um ein schnelles Deployment von Änderungen überhaupt erst zu ermöglichen, ist daher eine weitgehende Automatisierung der Test- und Validierungsschritte zwingend erforderlich.
Bei aller Dynamisierung und Automatisierung müssen hohe Anforderungen an das Interne Kontrollsystem (IKS) gestellt werden – Dynamic Pricing darf nicht mit steigenden operationellen Risiken im Tarifierungsprozess einhergehen. Entsprechend hohe Anforderungen müssen an die zugrundeliegenden Systeme und Schnittstellen gestellt werden.
Die konkrete Ausgestaltung der Prozesse und Verantwortlichkeiten sowie die Auswahl der passenden Software zur Realisierung von Dynamic Pricing ist in jedem Fall individuell von den Präferenzen und konkreten Systemvoraussetzungen des jeweiligen Unternehmens abhängig. Hierbei ist sowohl die Lizensierung spezialisierter Tools als auch die Entwicklung eigener passgenauer Lösungen möglich.
Beim Dynamic Pricing sehen wir in der Regel kein „alles oder nichts“, sondern sprechen über Evolutionsstufen auf dem Weg von einem statischen zu einem vollumfänglich dynamischen Ansatz. Einige Versicherer haben bereits erste Schritte erfolgreich umgesetzt. Abhängig davon, wo Sie und Ihr Unternehmen bei der Umsetzung von Dynamic Pricing stehen, unterstützen wir Sie gerne im Rahmen eines ganzheitlichen Beratungsansatzes oder natürlich auch punktuell bei einem der folgenden Themen:
Durch unsere Erfahrung bei der Einführung von Dynamic Pricing, helfen wir Ihnen dabei, typische Fallstricke zu vermeiden und freuen uns, Sie vertrauensvoll in Ihre dynamische Zukunft zu begleiten.