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Governance of AI 2024: Bei KI herrscht in den Boards noch Nachholbedarf

Neuer Deloitte-Survey über kritische KI-Herausforderungen für den Aufsichtsrat: Fast die Hälfte der Boards hat das Thema noch nicht auf der Agenda

Künstliche Intelligenz (KI) eröffnet neue Wachstumspotenziale. Doch während die Unternehmen Anwendungen erkunden und in innovative Technologien investieren, widmen die Aufsichtsgremien dem Thema noch nicht genug Aufmerksamkeit. Das zeigt die neue Deloitte-Studie, für die Aufsichtsräte aus aller Welt zu KI befragt wurden. Nur zwei Prozent geben an, dass ihr Board sehr kompetent und erfahren in Bezug auf KI sei, 46 Prozent bemängeln eine unzureichende Thematisierung im Gremium.

Die Ausgaben der Unternehmen für IT-Investitionen steigen 2024 weiter an. Der Hauptgrund dafür dürften KI-bezogene Initiativen sein, insbesondere im Bereich der Generativen KI  (Generative Artificial Intelligence, GenAI). Damit KI vom Hype-Thema zum realen Erfolgsfaktor wird, muss sich der Blick aber auch auf die nötige Governance richten: Aufsichtsräte müssen durch geeignete Leitplanken für Risikomanagement und Implementierung den KI-Erfolg langfristig sichern. 

Dafür ist jetzt ein deutlich verstärktes Engagement erforderlich, wie der neue Survey von Deloitte aufzeigt, für den knapp 500 Aufsichtsräte aus 57 Ländern befragt wurden. Insgesamt besteht viel Nachholbedarf bei der Thematisierung von KI im Board, den KI-Kenntnissen und der Klärung der Verantwortlichkeiten. Neben detaillierten Befragungsergebnissen und Expert:innen-Insights liefert die Studie auch Handlungsempfehlungen für eine schnelle und einfache Behebung dieser Mängel.

Ausbaufähiges Engagement, Klärungsbedarf bei Verantwortlichkeiten

 

Bislang beschäftigen sich die Boards nur begrenzt mit KI. Lediglich 14 Prozent der Befragten diskutieren dieses Thema bei jeder Sitzung, 25 Prozent zweimal jährlich und 16 Prozent einmal. Bei 45 Prozent stand KI überhaupt noch nie auf der Agenda. Dem entspricht ein eher zögerlicher KI-Einsatz in den Unternehmen. Viele KI-Projekte befinden sich noch in der Pilot- oder Testphase, so die Ergebnisse einer US-Studie von Deloitte zu GenAI . Dazu passt, dass laut 41 Prozent der Befragten ihre Unternehmen noch nicht bereit für die umfangreiche KI-Nutzung sind. Nur drei Prozent halten ihre Organisation in hohem Maß für „AI ready“, 44 Prozent wünschen sich ein beschleunigtes Tempo bei der KI-Implementierung. 

Auch bei der Zuständigkeit für KI ergibt sich ein uneinheitliches Bild. In manchen Unternehmen berät der volle Gremienkreis darüber: Wenn KI explizites Sitzungsthema ist, dann ist dies bei 46 Prozent der Fall. Teilweise wird KI aber auch in Ausschüssen thematisiert, etwa im Risikoausschuss (25%) und/oder Prüfungsausschuss (22%). Die meisten Befragten bringen KI-Themen gemeinsam mit der Technologie-Führung voran, z.B. mit CIOs und CTOs (69%). 50 Prozent nennen CEOs als Partner, 26 Prozent CFOs. In einigen Gremien wird KI auch als Unterthema der digitalen Transformation behandelt und kommt dann in diesem Kontext zur Sprache. Viele Aufsichtsräte sind sich bewusst, dass ihr aktuelles KI-Engagement noch nicht ausreicht: 46 Prozent äußern sich unzufrieden oder besorgt über das Maß an Aufmerksamkeit, das KI-Fragen bislang im Gremium zuteilwird. 

In vielen Gremien mangelt es an KI-Expertise

 

Die richtige Balance zwischen schnellem Fortschritt und effektiver Skalierung bei der KI-Einführung hat hohe Priorität. Eine Voraussetzung dafür ist ein ausreichendes Maß an Erfahrungswerten und Wissen zu KI im Aufsichtsrat. 79 Prozent der Befragten sehen diese aber als nur teilweise, minimal oder überhaupt nicht gegeben an. Lediglich zwei Prozent halten ihr Gremium für sehr kompetent und erfahren im Bereich KI. Daher muss die „AI Literacy“ im Board gezielt erhöht werden, um Chancen und Risiken identifizieren zu können. 37 Prozent der Befragten setzen hierfür auf Wissensvermittlung durch externe Expert:innen. Andere greifen auf interne operative Kompetenz zurück. Bei der Rekrutierung neuer Gremienmitglieder wird eher selten auf KI-Expertise fokussiert. Nur bei acht Prozent der Befragten sind unter den Neubesetzungen ausgewiesene KI-Spezialist:innen.

Nur wenige Unternehmen planen, KI kurzfristig umfassend einzusetzen

 

In den nächsten zwölf Monaten ist KI lediglich bei vier Prozent der Unternehmen durchgängig in der Geschäftsplanung verankert. 31 Prozent planen KI-Implementierungen in bestimmten Bereichen, bei 32 Prozent liegen überhaupt keine solchen Planungen vor. Unternehmen mit KI-Einsatzplänen verfolgen am häufigsten die strategischen Ziele Steigerung von Produktivität und Effizienz, bessere Kundenerfahrung und Entwicklung neuer Produkte und Services. Entsprechend sehen auch die KI-Investitionspläne aus: Die wichtigsten Bereiche sind Technologie, Kundenerfahrung und Core Operations. 

Ein KI-Governance-Modell für das Board

 

Aufsichtsräte kommt eine wichtige Rolle bei der Steuerung einer KI-Implementierung zu, die langfristig Wert erzielt und die Organisation stärkt. Um dieser Rolle gerecht zu werden, müssen sie eine effiziente, transparente Governance für die KI-Skalierung aufbauen. Dazu gehört eine klare Definition der Verantwortlichkeiten im Gremium, wirksame Leitplanken für das Risiko-Management und der Austausch mit relevanten Stakeholdern. Insbesondere der Dialog mit regulatorischen Instanzen wird zukünftig stärkere Bedeutung bekommen, etwa durch die EU-Vorgaben zur KI. Vorrangige Governance-Handlungsfelder sind für die Befragten Ethik, Strategieentwicklung (inkl. KI) und das Management von Risiken und Chancen. Als weitere Voraussetzung für den KI-Erfolg wird im Survey der ausreichende Zugang der Belegschaft zu geprüften internen KI-Fähigkeiten genannt, der längst noch nicht überall gegeben ist. Sollten Mitarbeitende stattdessen unkontrollierte Drittlösungen nutzen, kann das mit erheblichen Risiken einhergehen.

Abschließend werden im Survey auch Handlungsempfehlungen für eine schnelle Schließung bestehender Lücken angeboten. Dafür ist ein Engagement in drei Bereichen nötig:

  • KI auf die strategische Agenda setzen: Gremien sollten KI gezielt thematisieren und dafür eine Reihe von Grundsatzfragen klären. Dazu gehören die optimale Frequenz der KI-Beratung, Abhaltung von Sondersitzungen und Strategie- und Szenarioplanung mit dem Management zur Klärung von Chancen, Risiken und KI-Ambition. Management-Aufsicht, regulatorisches Monitoring sowie Erfolgsmetriken sind weitere wichtige Handlungsfelder.

  • Governance-Struktur definieren: Die Zuständigkeit für KI muss strukturell und personell festgelegt werden. Dazu gehört die Klärung der Verantwortlichkeit im Gremium (was im Plenum, was in die Ausschüsse?), die Informationsbeschaffung vom Management, der Austausch mit dem Vorstand und die Sicherstellung einer ausgewogenen Aufsicht.

  • KI-Kenntnisse prüfen und aufbauen: Durch Upskilling und Schulungen können Aufsichtsräte ihre KI-Kompetenz erhöhen, etwa durch externe oder interne Expert:innen. Außerdem sollten bei Rekrutierung und Nachfolgeplanung KI- und Technologie-Expertise berücksichtigt werden. 

Erfahren Sie mehr über diese Handlungsfelder, die detaillierten Studienergebnisse sowie über die Sichtweisen erfahrener Expert:innen aus führenden Unternehmen im neuen Survey „Governance of AI: A critical imperative for today’s boards“.

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