Zum Hauptinhalt springen

Wie gehen Audit Committees weltweit mit dem Klimawandel um?

Erste Studie der neuen Deloitte-Reihe The Audit Committee Frontier: Addressing Climate Change

Der Klimawandel ist eines der dringlichsten globalen Probleme unserer Zeit. Doch welche Rolle spielt er in den Audit Committees der Unternehmen? Die weltweiten Erhebungen für die neue Studie belegen, dass hier noch erheblicher Nachholbedarf herrscht. Knapp 60 Prozent der global befragten Mitglieder geben an, dass Klimaaspekte im Gremium nicht regelmäßig angesprochen werden. Der Report liefert detaillierte Einsichten über die Hintergründe und skizziert Handlungsoptionen.

Die erfolgreiche Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft für Menschen und Umwelt erfordert zwingend die Mitwirkung der Unternehmen. Sie sind dazu auch bereit, allerdings erscheint die Verankerung in den Kontrollstrukturen noch nicht ausreichend. So könnte man die Botschaft der neuen Deloitte-Studie The Audit Committee Frontier – Addressing climate change zusammenfassen. Eine umfangreiche Befragung von mehr als 350 Ausschussmitgliedern aus 40 Ländern macht die aktuellen Praktiken der Audit Committees zum Thema Klimaschutz transparent, ergänzt durch ausführliche Statements von ausgewählten Stakeholdern und Diskussionen von Best Practices durch Experten. Aus der Bestandsaufnahme werden also auch mögliche Ansätze für Aufsichtsräte abgeleitet, um diese existenzielle Thematik in Zukunft effektiver steuern zu können.

Ausgangslage und interne Herausforderungen

 

Nur sechs Prozent der Teilnehmer geben an, dass der Klimawandel bei jedem Audit Committee Meeting Thema ist. Das ist aber nur eine der Dimensionen, in denen die Studie noch deutliche Entwicklungspotenziale ausmacht. Knapp die Hälfte der Mitglieder schätzt das Klima-Wissen (climate literacy) ihres Ausschusses als nicht ausreichend ein. 42 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Klimastrategie ihrer Unternehmen nicht schnell und substantiell genug umgesetzt wird. Fast die Hälfte der Ausschussmitglieder schätzt außerdem die regulatorische Compliance als nicht ausreichend ein. Was sind die Ursachen für diese Situation? Gefragt wurde in der Erhebung, welche internen und externen Herausforderungen für einen effektiveren Umgang mit ESG-Themen bestehen. Für die eigene Organisation liegt die größte Hürde aus Sicht von 65 Prozent der Teilnehmer in der Etablierung einer klaren Strategie für die Emissionsreduktion, eines handlungsorientierten Plans und eindeutiger Verantwortlichkeiten im Management. Genannt werden außerdem unzureichende Datenverfügbarkeit (46 Prozent), Schwierigkeiten mit der Abbildung von Fortschritten in der Vergütungsstruktur (37 Prozent) sowie ein Mangel an entsprechend ausgebildeten Arbeitskräften (34 Prozent).

Externe Hürden und Empfehlungen

 

Was die externen Herausforderungen angeht, so nennen die meisten Teilnehmer (60 Prozent) das derzeitige Fehlen einheitlicher globaler Reporting-Standards als Problem. Mit jeweils 46 Prozent folgen die kontinuierliche Veränderung der regulatorischen Landschaft, die langsame Umsetzungsgeschwindigkeit und Schwierigkeiten beim Aufbau der notwendigen Partnerschaften über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus. Als positiven Ausblick verweisen die Studienautoren allerdings in diesem Zusammenhang auf die Aussicht, dass das International Sustainability Standards Board der IFRS Foundation zukünftig für größere Einheitlichkeit bei den globalen Standards sorgen könnte. Es wurde außerdem auch gefragt, welchen Rat die Ausschussmitglieder anderen Audit Committees für die Beschäftigung mit dem Klimawandel geben würden. Dazu gehören vor allem verstärkter Wissenserwerb zum Thema (87 Prozent), ein Fokus auf gute Management-Informationen (79 Prozent) und eine einheitliche Ausrichtung auf die Klimastrategie des Unternehmens (78 Prozent).

Verantwortlichkeiten in den Boards

 

Die Verantwortung der Ausschüsse zur Überwachung bzw. Prüfung für Unternehmensberichte umfasst – aus globaler Perspektive - in vielen, aber nicht in allen Fällen Klimaschutz-Aspekte. Am häufigsten zählt dazu die Verantwortung für das Management von klimabezogenen Risiken (64 Prozent). 63 Prozent der Ausschussmitglieder nennen die schlüssige Abstimmung von klimabezogenen und anderen Risiken im Geschäftsbericht. Es folgt mit 60 Prozent die Darstellung der Effekte von klimabezogenen Maßnahmen im Jahresabschluss. Im Vorstand ist in 70 Prozent der Unternehmen direkt der CEO für Nachhaltigkeit und Klima verantwortlich, bei elf Prozent der Chief Sustainability Officer. In den Boards herrscht bei 61 Prozent eine Gesamtverantwortung aller Mitglieder für die Thematik, bei 12 Prozent liegt die Verantwortung beim Risiko-Ausschuss. Besonders die Zentrierung auf den CEO ist aus Sicht der Studienautoren im globalen Kontext strukturell ein gutes Zeichen, da sie einer effektiven Verankerung von Klimaschutzzielen in der Kernstrategie der Unternehmen förderlich sein dürfte.

Klima-Assessment und Reporting

 

Für erfolgreiche Nachhaltigkeitsmaßnahmen ist es nötig, die Auswirkungen des Klimawandels auf Betrieb, Lieferkette, Kunden und Ökosystem des Unternehmens zu erfassen und dies auch in den Finanzberichten abzubilden. Hierfür eignet sich ein Klima-Assessment, doch eine solche umfassende Bewertung haben über die Hälfte aller global Befragten noch nicht vorgenommen. 18 Prozent haben eine Bewertung vorgenommen und die Ergebnisse in die Berichterstattung des Unternehmens einfließen lassen. 12 Prozent haben eine solche Bewertung zwar durchgeführt, aber noch nicht in der Berichterstattung abgebildet. Genauer nachgefragt wurde in der Studie, wie es sich mit dem Reporting zum Thema Scope-3-Emissionen verhält. Dabei handelt es sich um Treibhausgas-Emissionen, die zwar durch die Tätigkeit des Unternehmens in seiner Wertschöpfungskette verursacht, aber nicht direkt von ihm verantwortet werden. Weltweit berichten nur 36 Prozent der Teilnehmer derartige Emissionen gemäß TCFD (Task Force on Climate Related Financial Disclosures) bzw. haben diesbezügliche Pläne gefasst. Als Herausforderung bei dieser Berichterstattung nennen die in diesem Bereich schon aktiven Teilnehmer zu 78 Prozent die mangelnde Eindeutigkeit der Messmethoden und zu 71 Prozent das Fehlen verlässlicher Informationen aus der Wertschöpfungskette. Da Scope-3-Emissionen bei vielen Unternehmen den größten Teil des CO2-Fußabdrucks darstellen dürften, ist auf diesem wichtigen Feld also noch einige Arbeit zu leisten.

Über die Studie

 

Mit der neuen Studienreihe The Audit Committee Frontier liefert das Deloitte Global Boardroom Program wertvolle Einsichten in die Agenda der Audit Committes, die sich heutzutage in einem kontinuierlichen und dynamischen Wandel befindet. An der Erhebung für die erste Ausgabe nahmen 353 Mitglieder aus über 40 Ländern teil, von denen 56 Prozent den Vorsitz des Audit Committees innehaben. Im ausführlichen Report werden die einzelnen Ergebnisse auch nach Regionen differenziert. Stakeholder-Interviews und Hintergrundartikel vertiefen die Thematik, Fragenkataloge für die Umsetzung im Ausschuss sowie für den Geschäftsbericht liefern praktische Hinweise.

Fanden Sie dies hilfreich?

Vielen Dank für Ihr Feedback

Wenn Sie helfen möchten, Deloitte.com weiter zu verbessern, füllen Sie bitte folgendes aus: 3-min-Umfrage

Weitere Inhalte