Beim globalen Medien- Services- und Bildungsunternehmen Bertelsmann arbeiten mehrere Einheiten an neuer Software – innovativ, aber in divisionalen Einheiten. Die Technologie-Strategen des Konzerns starteten deshalb ein Plattform-Projekt mit Deloitte. Das Ergebnis: Dank des neuen Software-as-a-Service-Marketplace können alle Neuentwicklungen auf der Bertelsmann Collaboration Platform (BCP) nun international im Konzern geteilt und skaliert werden.
In der Digital-Ära entstehen ständig neue Technologien. Insbesondere in einem weltweiten Medienkonzern wie Bertelsmann, der sich immer digitaler aufstellt. Innovative Beispiele aus dem Unternehmen sind eine Anwendung, die Video-Inhalte mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) automatisch umformatiert, eine Software zur Adressprüfung, ein Tool zur Sentiment-Analyse sowie eine KI, die automatisch Prominente auf Bildern erkennt. Doch bislang war es kaum möglich, solche Eigenentwicklungen aus den Tochtergesellschaften auch an anderer Stelle im Konzern zu nutzen. Eine Reihe von Hürden stand dem im Weg. Deshalb suchten die Verantwortlichen bei Bertelsmann eine Lösung, um die hauseigene Kollaborationsplattform „Bertelsmann Collaboration Platform (BCP)“ fit fürs Tech-Sharing der Zukunft zu machen.
Mit Deloitte CAMPfire wurden sie fündig. Diese Plattform, deren Benutzeroberfläche sich individuell für jedes Unternehmen anpassen lässt und bei unterschiedlichen Cloud-Anbietern gehostet werden kann, ermöglicht das reibungslose und rechtlich-konforme Bereitstellen, Teilen, Bepreisen und Abrechnen von digitalen Assets. So kann der Plattformeffekt über alle Bereiche und Märkte hinweg voll zum Tragen kommen, um unternehmensweite Software-Innovation zu fördern.
Bertelsmann Senior Vice President Technology & Data Rhys Nölke erklärt Ausgangslage und Ziel: „Die konzernweite Zusammenarbeit ist das Ziel unser Bertelsmann-weiten Tech & Data Alliance. Da Innovationszyklen immer schnelllebiger werden, wollten wir Know-how und Technologieaustausch auf einer digitalen Plattform vereinen. Dazu haben wir in den letzten zwei Jahren die Bertelsmann Collaboration Platform aufgebaut. Heute sind bereits knapp 4.000 Kolleginnen und Kollegen auf der Plattform vereint. Aber gerade bei Softwareentwicklung und Co-Development fehlte unseren Business Units ein Marktplatz, um Lösungsansätze über APIs, Apps und Tools professionell und eigenständig auszutauschen. Unser Ansatz: Lieber Lösungen austauschen und weiterverwenden, als jedes Mal das Rad neu zu erfinden.“ Mit der BCP gab es schon eine Grundlage für das Teilen von APIs, aber es fehlten noch entscheidende Funktionen, beispielsweise in den Bereichen Asset Pricing, Consumption Tracking, Onboarding, Container Hosting und Dokumentation von Assets.
Genau hier konnte Deloitte helfen.
Gemeinsam mit Deloitte konnten wir auf umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit konzerninterner Technologienutzung zurückgreifen. Ählich wie mit unserer Bertelsmann Collaboration Platform wurde CAMPfire ganz praxisnah an den Bedürfnissen ausgerichtet entwickelt, und somit brauchte es wenig Überzeugungsarbeit, CAMPfire mit dem BCP Ansatz für den konzerninternen Austausch zu verbinden.
Rhys Nölke, Bertelsmann Senior Vice President Technology & Data
Dr. Jan-Niklas Keltsch, Director bei Deloitte und Lead deloitte.ai und CAMPfire: „Deloitte hat mit CAMPfire eine Lösung für das Teilen von Apps im globalen Deloitte-Netzwerk entwickelt, den deloitte.ai Marketplace. Diese Lösung wird nun auch Partnern und Kunden von Deloitte zur Verfügung gestellt.“ Nach einer Prüfung möglicher Alternativen kam Bertelsmann zu dem Entschluss, dass der Einsatz dieser Plattform effizienter ist als der Ausbau der Eigenentwicklung. Gemeinsam mit Deloitte wurde CAMPfire an die eigenen Bedürfnisse angepasst und in einem Proof of Concept (POC) erprobt.
Der neue Marktplatz auf der Bertelsmann Collaboration Platform wurde also passenderweise ebenfalls im Geist der offenen Kooperation unter Partnern erarbeitet. Ganz wichtig war dabei die interdisziplinäre Expertise von Deloitte, um kritische Aspekte wie Transfer Pricing zu identifizieren und passende Lösungen zu entwickeln. Von beiden Seiten waren in diesem Prozess Experten-Teams aus Business und Technologie beteiligt, sowie aus den Bereichen Tax, Legal und Cyber. Die ersten Schritte des Projekts sind inzwischen erfolgreich abgeschlossen: In jeweils rund vier Monaten wurde zunächst in Workshops eine Machbarkeitsstudie durchgeführt und dann der Proof of Concept entwickelt, einschließlich Onboarding von ersten APIs. Nach umfangreichen Tests wurde der CAMPfire SaaS-Marketplace im nächsten Schritt vollumfänglich implementiert. Den Ausschlag gab für Bertelsmann dabei die Leistungsfähigkeit der Lösung in drei Dimensionen: Time to Market, Total Cost of Ownership und Funktionsumfang.
Damit ist ein guter Startpunkt für die Zukunft gesetzt. Rhys Nölke erläutert: „Das Thema Kollaboration ist eine große Challenge für Unternehmen wie Bertelsmann, dessen Geschichte bis ins Jahr 1835 zurückreicht. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, ein führender Anwender von AI/ML, Cloud und Datentechnologien zu werden. Dazu wollen wir unsere vielseitigen Kompetenzen und Kenntnisse im Konzern nutzen und haben mit der BCP einen Grundstein für ein Experten-Netzwerk und Technologie-Austausch geschaffen. “
Der neue CAMPfire SaaS-Marketplace hilft dem Konzern, die dafür nötigen Voraussetzungen zu schaffen. CAMPfire steht für „Corporate Application Management Platform“, der Name ist aber natürlich auch im übertragenen Sinn gemeint. Dr. Jan-Niklas Keltsch dazu: „Das Campfire, also das Lagerfeuer, ist der zentrale Treffpunkt in einem Camp, an dem alle zusammenkommen und sich austauschen. Es hält aber auch unerwünschte Eindringlinge fern – auf die IT bezogen, die ‚intruders & bugs‘. Genau das ist auch beim SaaS-Marketplace fundamental: Schadsoftware und Hacker werden abgewehrt.“ Die zentrale Struktur erleichtert dabei die effektive Umsetzung höchster Cyber- und Security-Standards.
Das bedeutet aber nicht, dass es sich hier um ein grundsätzlich geschlossenes System handelt. Prinzipiell lässt sich der SaaS-Marketplace auch für externe Akteure öffnen. Der Plattformeffekt wird auf diese Weise potenziert und das Ökosystem wächst. Aktuell ist das aber noch Zukunftsmusik. Der nächste Schritt liegt nun für die beiden Partner Bertelsmann und Deloitte erst einmal darin, das digitale Lagerfeuer für die interne Kollaboration konzernweit zu entzünden – und möglichst viele Bertelsmann-Talente aus aller Welt dafür zu gewinnen, sich mit ihren kreativen Ideen gemeinsam über den neuen SaaS-Marketplace auszutauschen.
Real connections. Real impact.
In Zukunft werden wir viel öfter sehen, dass Unternehmen sich auch untereinander vernetzen und vielleicht dann auch bald nicht nur intern ihre digitalen Assets miteinander teilen, sondern auch in Meta-Marktplätzen über Unternehmensgrenzen hinweg.
Dr. Jan-Niklas Keltsch, Director bei Deloitte und Lead deloitte.ai und CAMPfire