Die Designation und Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen nach IFRS 9 stellt Industrieunternehmen in der Praxis meist vor große Herausforderungen. Wir zeigen Ihnen, warum es sich lohnen kann, diese Herausforderungen zu bewältigen und was es braucht, um Hedge Accounting erfolgreich anwenden zu können. Darüber hinaus können Sie sich eine detaillierte Übersicht mit weiteren Informationen herunterladen.
Der Großteil der Industrieunternehmen setzt Derivate ein, um Marktrisiken, bspw. aus Währungskurs, Zins- oder Rohstoffpreis-Änderungen, zu mittigeren. Die zur Absicherung eingesetzten Derivate, wie etwa Termingeschäfte, Swaps oder Optionen, helfen dabei, die Volatilität im unternehmerischen Cash Flow zu reduzieren und die ökonomischen Ergebnisse zu stabilisieren.
Die freistehende Bilanzierung der eingesetzten Derivate kann jedoch zu Bilanzierungsinkongruenzen und Ergebnisvolatilitäten führen. Derivate sind gem. IFRS 9 grundsätzlich als Fair Value Through Profit and Loss (FVPL) zu klassifizieren. FVPL bedeutet, dass bereits während der Laufzeit der Derivate unrealisierte Marktwertänderungen ergebniswirksam erfasst werden müssen. Gleichzeitig werden gegenläufige Effekte des abgesicherten Grundgeschäfts, wie bspw. aus dem geplanten Einkauf von Waren in Fremdwährung, meist erst bei dessen Eintritt ergebniswirksam. Dies führt zu einer zeitlichen Diskrepanz (sog. Accountig Missmatch), die dazu führt, dass die risikokompensierende Wirkung der Absicherung bilanziell nicht adressiert wird, sofern ein Berichtsstichtag zwischen Abschluss und Fälligkeit des Derivats liegt.
Daher bietet IFRS 9 ein Wahlrecht zur Anwendung von Hedge Accounting. Durch die Anwendung von Hedge Accounting werden Aufwendungen und Erträge innerhalb einer Sicherungsbeziehung zeitlich angeglichen und simultan in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) erfasst. Bei sog. Cash Flow Hedges werden effektive Marktwertänderungen, der als Sicherungsinstrumente designierten Derivate, zunächst im sonstigen kumulierten Konzernergebnis (sog. OCI) erfolgsneutral im Eigenkapital abgegrenzt. Dadurch werden Ergebnisvolatilitäten während der Laufzeit reduziert. Bei Eintritt des Grundgeschäfts werden schließlich die im OCI kumulierten Beträge in die GuV reklassifiziert, sofern das Grundgeschäft nicht zur Erfassung von nicht-finanziellen Vermögenswerten, wie bspw. Vorräten, führt. In diesen Fällen würden die im OCI kumulierten Beträge unmittelbar gegen die Vorräte reklassifiziert werden, um diese zum Sicherungskurs zu erfassen.
Neben der Reduzierung von Ergebnisvolatilitäten werden auch Informationsasymmetrien zwischen Unternehmen auf der einen und Investoren auf der anderen Seite abgebaut. Insbesondere für gelistete Unternehmen besteht daher ein Anreiz, Hedge Accounting anzuwenden, um Investoren und Analysten verlässliche Informationen über die Fähigkeiten des eigenen Risikomanagements zu vermitteln. Dadurch können auch wichtige Kennzahlen, wie Gewinnprognosen oder Renditeerwartungen, verbessert werden.
Die Anwendung von Hedge Accounting ist jedoch auch mit Herausforderungen verbunden. Zunächst müssen die qualifizierenden Kriterien für die Anwendung erfüllt werden. Nach diesen darf die Sicherungsbeziehung nur aus qualifizierenden Grundgeschäften und Sicherungsinstrumenten bestehen, sie muss im Einklang mit der Risikomanagementstrategie und -Zielsetzung stehen, was formal zu dokumentieren ist, und die Anforderungen an die Effektivität erfüllen (IFRS 9.6.4.1). Die Erfüllung dieser Anforderungen und auch der laufende Prozess zur Anwendung von Hedge Accounting, bspw. die Effektivitätsmessung, erhöhen die Komplexität für die Unternehmen.
Daneben sind für die Anwendung von Hedge Accounting auch organisatorische und systemseitige Veränderungen erforderlich. Unternehmen müssen unter Umständen ihre internen Prozesse und Systeme anpassen, um die Anforderungen des Hedge Accountings erfüllen zu können. Außerdem ist es wichtig, dass die Abteilungen Treasury und Accounting ihre Expertise und ihr Verständnis füreinander ausbauen. Im Rahmen der Implementierung und erstmaligen Anwendung sind daher neben Systemerweiterungen auch Schulungen für die Mitarbeitenden sowie ein Change-Management erforderlich, wodurch zusätzliche Kosten entstehen können.
Trotz dieser Herausforderungen und Kosten bietet Hedge Accounting aber vor allem zahlreiche Vorteile, die bereits viele Unternehmen für sich nutzen. Der Großteil der Industrieunternehmen wendet Hedge Accounting an, um das eigene Risikomanagement im Geschäftsbericht abzubilden und Ergebnisvolatilitäten zu reduzieren. Letztlich bleibt Hedge Accounting aber ein Wahlrecht. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie der Komplexität gerecht werden und bereit sind in die Anwendung von Hedge Accounting zu investieren, um von den Anreizen und Vorteilen profitieren zu können.
Wie auch Sie in der Praxis von diesen Vorteilen profitieren können und worauf bei der Anwendung zu achten ist, haben wir Ihnen in unserem PDF zum Download ausführlich zusammengefasst.
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