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Wie kann der Energiesektor dem Fachkräftemangel begegnen?

Wettbewerb um die besten Fachkräfte

Bei der Diskussion um die Energiewende kommt ein Aspekt häufig zu kurz: die benötigten Fachkräfte. Bereits heute steht fest, dass ohne diese die Energiewende nicht gelingen wird. Daher stellt sich die Frage, welche Strategien zu entwickeln sind, um den Fachkräftemangel im Energiesektor begegnen zu können. Vor diesem Hintergrund wird der Fachkräfteengpass vor allem in den Bereichen Asset Management, Tiefbau und Energieservices besonders spürbar sein.

In den nächsten zehn bis 15 Jahren werden voraussichtlich ca. 70 Prozent der Mitarbeiter in Energieversorgungsunternehmen in Ruhestand gehen und somit altersbedingt das Unternehmen verlassen. Laut einer Studie der Grünen werden in der Energiewirtschaft bis 2035 über 750.000 Fachkräfte fehlen, die dringend benötigt werden, um Deutschland klimaneutral zu gestalten1 . Hierbei sind vor allem Berufe in der Technik und im Ausbau betroffen. Sobald diese Erkenntnisse auf die Unternehmensorganisation von Energieversorgern übertragen werden, wird deutlich, dass besonders drei Bereiche vom Fachkräftemangel betroffen sind:

Whitepaper "Fachkräftemangel im Energiesektor"

1) Asset Management

Das Asset-Management wird oft als das Herzstück in der Energieerzeugung bzw. -versorgung angesehen, da dieser Bereich auch für die Versorgungssicherheit verantwortlich ist. Entsprechend ist dieser Bereich vollständig und redundant ausgeprägt. Ein Fachkräftemangel würde das Asset-Management stark treffen. Daher kommt die Frage auf, wie die Prozesse entschlackt werden können, sodass sich Fachkräfte auf relevante und wertschöpfende Aufgaben konzentrieren können und somit Energieversorger durch höhere Effektivität und Effizienz attraktiver werden.

2) Tiefbau

Der Tiefbaumarkt wird die Achillesferse der Energiewende werden – insbesondere durch den Nachwuchsmangel. Oft scheinen Netzbetreiber und Energieversorger für Baufirmen wenig attraktiv zu sein. Folglich werden die Tiefbauleistungen in andere Bereiche wie z.B. den Glasfaserausbau gelenkt. Doch wie können Energieunternehmen die tradierten Wege verlassen, um sich kritische Ressourcen frühzeitig zu sichern?

3) Energieservices

Neue Kundenbedürfnisse führen dazu, dass Energieservices zunehmend höhere Wertbeiträge generieren werden. Für eine optimale Adressierung dieser Kundenbedürfnisse bedarf es spezialisierter Fachkräfte, neuartiger Plattformen und Ökosysteme. Dabei ist zu berücksichtigen, was für Dienstleistungen Kunden benötigen und was die Lessons Learned aus anderen Industrien sind.

Fachkräftestrategie für Asset-Management: Attraktiver werden durch Effektivität und Effizienz

Historisch bedingt agieren die einzelnen Unternehmensbereiche auch heute noch autark. In den jeweiligen Asset-Klassen ist immer noch ein Silodenken zu beobachten, sodass Prozesse und Systeme kaum verzahnt sind. Infolgedessen werden eigene und fremde Ressourcen ineffizient genutzt, beispielsweise durch Doppelarbeiten, unnötige repetitive Tätigkeiten oder Prozessschritte, die immer noch händisch erfolgen, obwohl sie sehr gut automatisiert werden könnten. Durch eine Fokussierung auf Effektivität, Effizienz und Verfügbarkeiten entlang des Asset-Managementlebenszyklus könnte der Anteil an nicht-produktiven bzw. nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten minimiert werden. Darüber hinaus sind die erwähnten betrieblichen Optimierungen die Grundlage für weitere Technologiesprünge, wie z.B. Predictive Maintenance (PdM) , Augmented Reality (AR)  und Künstliche Intelligenz (KI) . Der Einsatz von neuen Technologien kann somit auch zu einem Attraktivitätsschub bei den Fachkräften führen.

Verbesserungspotentiale im Asset-Management

Fachkräftestrategie für Tiefbau: Kooperationen neue Potenziale erschließen

Tiefbauleistungen sind auf dem Beschaffungsmarkt eine knappe Ressource und aufgrund des Nachwuchsmangels ist auch keine Besserung in Sicht. Doch wie lässt sich die Attraktivität am Beschaffungsmarkt erhöhen? Zum einen könnte die Attraktivität durch einfachere Präqualifikations- und Ausschreibungsprozesse verbessert werden. Zum anderen könnten auch Bauleistungen durch straffere Asset-Management-Prozesse früher am Markt platziert werden (siehe Abschnitt „Asset Management“). Insgesamt zielen diese Maßnahmen auf kurzfristige Verbesserungen ab, die allerdings nicht die Ursache der Ressourcenknappheit berühren. Für die Erweiterung des Beschaffungsmarkts benötigen Baufirmen konkrete und verlässliche Zusagen, um in den Markt investieren zu können. Das Risiko aus den verbindlichen Zusagen könnte dadurch begegnet werden, indem Bauleistungen beispielsweise in einem Verbund gesteuert werden. 

Übersicht über die verschiedenen Formen der Kooperation und deren Bewertung

Fachkräftestrategie für Energieservices: Kritisches Know-how durch Allianzen sichern

Das bisherige Geschäftsmodell der meisten Energieversorger besteht aus dem Verkauf von kWh oder aus dem Wertbeitrag für die Überlassung von Assets. Allerdings wird sich der Energiemarkt in Zukunft grundlegend ändern. Aus anderen Industrien (wie z.B. der Telekommunikation) ist dieser Wandel bereits bekannt: Dienstleistungen bzw. Content rücken in den Vordergrund. Energieservices und Daten werden im Vertrieb eine bedeutende Rolle spielen. Damit neue Kundenbedürfnisse besser adressiert werden können, werden Spezialisten und hochqualifizierte Fachkräfte benötigt. Allerdings werden nicht alle benötigten Qualifikationen durch interne Maßnahmen zur Verfügung stehen können, sodass Energieunternehmen auch am externen Arbeitsmarkt aktiv werden müssen. Dabei könnte eine strategische Überlegung sein, für Tätigkeiten mit einem hohen Fixkostenanteil wie z.B. Entwicklungskosten, Kooperationsplattformen (Partnerschaften und Allianzen) zu implementieren. Somit könnten kritische Ressourcen effizient gesichert werden.  

Laden Sie hier das Deloitte Whitepaper herunter und erfahren Sie mehr dazu,
wie der Energiesektor dem Fachkräftemangel begegnen kann.

Übersicht über die Energieservices für Prosumer im Bereich des Ladens

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