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Telco Industry Briefing: Satelliteninternet – mehr als ein Lückenfüller für abgelegene Regionen

Der satellitenbasierte Zugang zu Internetdiensten hat sich zu einer echten Alternative entwickelt und wird technologisch noch weiter rasant an Leistungsfähigkeit und Preisattraktivität zulegen. Aktuelle Tarifangebote können bereits bei Preis und Leistungsversprechen problemlos mit höherwertigen DSL-Verträgen mithalten. Ihr großer Vorteil: Satelliten-Internet ist überall verfügbar. Doch das Interesse geht deutlich über die Anbindung unversorgter Regionen hinaus. Mehr als ein Drittel der im Auftrag von Deloitte Befragten zeigt sich grundsätzlich offen für Internetdienste über Satellit. Besonders Jüngere sind interessiert. 

Mit Geschwindigkeiten von bis zu 150 Mbit/s im Download sind satellitenbasierte Internetdienste im Wettbewerb mit DSL, TV-Kabel, Glasfaser oder Mobilfunk durchaus konkurrenzfähig. Tatsächlich kam Satelliten-Internet in der Vergangenheit immer dann ins Spiel, wenn es um die Versorgung abgelegenerer Regionen ohne leistungsfähige Breitbandanbindung ging. Besonders betroffen sind jene Haushalte, die mit weniger als 16 Mbit/s im Internet surfen müssen. Dies ist laut dem aktuellem Breitbandatlas bei etwas mehr als ein Prozent der Haushalte in Deutschland der Fall.

 

Interesse nicht nur in unversorgten Regionen

Im Rahmen des Deloitte Broadband Consumer Survey wurden im Februar 2025 rund 2.000 Personen in Deutschland nicht nur zu ihrer aktuellen Nutzung von Telekommunikationsdiensten interviewt, sondern auch zu ihrem Interesse an neuen Infrastrukturtypen. Dabei zeigte sich: Altersübergreifend sind 35 Prozent der Befragten grundsätzlich an Satelliten-Internet interessiert (s. Abb. 1). Entsprechende Angebote sind also längst nicht nur für jene kleine Gruppe relevant, der es am Wohnort an leistungsfähigen Alternativen fehlt – ein umfassenderer Einsatz hat verbraucherseitig durchaus Potenzial. Nicht zuletzt hat sicherlich auch die gestiegene mediale Präsenz dieses Interesse befeuert.

 

Abb. 1 – Satellitenbasiertes Internet stößt besonders bei jüngeren Nutzern auf breites Interesse.

Frage: Wären Sie an einem satellitenbasierten Internetangebot grundsätzlich interessiert?  (nach Altersgruppen)

 
Parallelen zu Fixed Wireless Access

Als besonders aufgeschlossen für Satelliten-Internet erweist sich die junge Nutzergruppe. Im Segment unter 35 Jahren ist fast jeder Zweite interessiert. Sind die Befragten 65 Jahre oder älter, liegt der Anteil dagegen nur bei knapp 20 Prozent. Die mit steigendem Alter abnehmende Offenheit für neue Infrastruktur-Technologien ist dabei keinesfalls spezifisch für satellitenbasierte Internet-Dienste. Ein sehr ähnliches Bild zeigt sich auch bei Fixed Wireless Access (FWA), also beim Mobilfunk-basierten Home Internet. Auch hier sind die Jüngeren deutlich aufgeschlossener. Und noch eine weitere Gemeinsamkeit haben FWA- und Satelliten-Internet: Das altersübergreifende Interesse liegt mit etwa 35 Prozent auf einem bemerkenswert hohen, fast identischen Niveau. Dies zeigt: Ein erheblicher Teil der Befragten ist inzwischen bereit, beim Internetanschluss zu Hause auf drahtgebundene Technologien zu verzichten.

 

Internet per Satellit profitiert von positivem Image

Schnell, zukunftssicher, innovativ und zuverlässig: Satellitenbasierte Internetdienste verbinden die Deutschen zuallererst mit diesen Eigenschaften (s. Abb. 2). Internet über Satellit wird somit in vielerlei Hinsicht als performant eingeschätzt. Dabei übertrifft es im Meinungsbild der Befragten sogar Glasfaser-Anschlüsse, deren wahrgenommener Mehrwert sich stark auf das Versprechen zusätzlicher Geschwindigkeit konzentriert1. Die positiven Einschätzungen sind jedoch mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, denn nur ein kleiner Teil verfügt über echte, belastbare Erfahrungen mit den neuen Infrastrukturen. Und auch der vergleichsweise langsame Upload in Satellitennetzwerken dürfte vielfach unbekannt sein. Dennoch zeigen die Studienergebnisse eine erhebliche Strahlkraft von Internetdiensten aus dem Weltall, die zuletzt eine hohe Medienpräsenz genossen haben.

 

Abb. 2 – Internet über Satellit wird als leistungsfähige Infrastruktur-Alternative geschätzt.

Frage: Warum sind Sie an einem satellitenbasierten Internetangebot interessiert?* (Mehrfachauswahl möglich)

 
Ergänzendes Infrastruktur-Angebot

Die vorliegenden Studienergebnisse zeigen: Internet über Satellit hat nachfrageseitig durchaus das Potenzial, im Consumer-Markt eine relevante Position einzunehmen, zumal Preis und Bandbreite dem Wettbewerb standhalten und die Kunden hohes Vertrauen in die Performanz zeigen. Insgesamt werden satellitenbasierte Dienste im B2C-Infrastrukturmix jedoch auch künftig nur ein ergänzendes Angebot bleiben. Satelliten-Internet hat aufgrund seiner Netzarchitektur eine begrenzte Nutzerzahl, denn als Shared Medium teilen sich seine Anwender die zur Verfügung stehende Bandbreite. Läuft ein Gebiet in Überlast, reicht es nicht, nur einen Satelliten zur Kapazitätserhöhung ins All zu schießen. Da Internetsatelliten in der Regel in 500 bis 100 Kilomenter Höhe operieren, kreisen diese permanent um die Erde. Zwecks Kapazitätserhöhung müsste die gesamte Umlaufbahn mit zusätzlicher Kapazität, in der Regel etwa 15 bis 20 neuen Satelliten, erweitert werden. Geld verdienen werden die Betreiber von Satelliten-netzwerken auch weiterhin in erster Linie mit spezifischen Use Cases wie beispielsweise maritimen oder militärischen Anwendungen, der Umsatzbeitrag von Konsumenten wird aber hier stetig zunehmen.

Als aussichtsreich erweist sich hier der Bereich, in dem Satelliten-Anbieter ihre unausgelasteten Kapazitäten auch dem privaten Internetuser als stationären Dienst anbieten. Hier ist das Wachstumspotenzial bei der Nutzerzahl zwar begrenzt und die Konkurrenz durch etablierte Infrastrukturanbieter hoch, ein willkommenes Nebengeschäft ist es für sie allemal. Auch der Aspekt der Ausfallsicherheit durch die Unabhängigkeit von terrestrischer Infrastruktur, zum Beispiel bei Stromausfällen, wird mit Sicherheit ein Nachfragetreiber für manche Nutzergruppen sein. Das offensichtlich vorhandene Verbraucherinteresse spielt den Satellitenanbietern hier stark in die Hand und kann für zusätzliche Monetarisierung der teuren Netze sorgen. Anbieter sollten daher das Momentum durch gezielte Vermarktungsstrategien nutzen, diese aber gezielt dimensionieren und die begrenzten Kapazitäten der Satellitennetze unbedingt berücksichtigen.

 

1Daten zur Konsumentenperspektive auf Glasfaseranschlüsse enthält die Deloitte-Studie „Broadband Consumer Survey 2025 - Von Gigabit-Träumen und Verbindungsabbrüchen“

 

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