Die Smartphone-Innovationen der letzten Jahre haben auf Verbraucherseite nur wenig Begeisterung ausgelöst. Nun setzen Gerätehersteller auf das Potenzial von künstlicher Intelligenz (KI). Smartphones sollen durch KI effizienter, individueller und noch universeller werden. Aber stoßen die neuen Features auch auf das Interesse der Nutzerschaft? Kann KI vielleicht sogar zum Umstieg auf ein neues Smartphone motivieren? Unsere aktuelle Befragung1 zeigt: Fast ein Viertel der Deutschen würde das Smartphone schneller austauschen, um bessere KI-Funktionen nutzen zu können.
Bei neuen KI-Smartphones ist die künstliche Intelligenz tief in die Geräte integriert. Sie verfügen über entsprechende Betriebssysteme und Chips, die KI lokal unterstützen. Dadurch werden Anwendungen nicht mehr auf externen Servern berechnet und sind spürbar schneller. Bis Ende 2025 dürften bereits über 30 Prozent2 der weltweit ausgelieferten Smartphones KI-fähig sein. Damit machen die Hersteller künstliche Intelligenz zu einem wesentlichen Faktor für das künftige Smartphone-Nutzungserlebnis. Dieses profitiert in zweierlei Hinsicht:
Neben der Anwenderseite könnten auch Gerätehersteller von KI-optimierten Smartphones merklich profitieren. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn KI-Features positive Effekte auf den Austausch der bestehenden Smartphone-Gerätebasis haben. Tatsächlich sind bei einer Smartphone-Verbreitung von hierzulande 95 Prozent zügige Replacements für Hardware-Anbieter von enormer Bedeutung. Die Aussichten diesbezüglich sind derzeit jedoch alles andere als optimal: Im Rahmen unserer Studie gaben 30 Prozent der Befragten an, im letzten Jahr ein neues Smartphone gekauft zu haben. In der aktuell angespannten Wirtschaftslage planen dies in den nächsten zwölf Monaten jedoch nur noch 18 Prozent. Die Hersteller brauchen also zusätzliche Argumente, um ihre Kundschaft vom Kauf eines neuen Smartphones zu überzeugen. Vieles deutet darauf hin, dass diese Kaufimpulse durch neue KI Funktionalitäten ausgelöst werden könnten.
Altersübergreifend ist es 48 Prozent der Deutschen wichtig, dass ihr künftiges Smartphone KI-Funktionen lokal unterstützt.3 In den jüngeren und mittleren Segmenten liegt die Zustimmung sogar noch höher, und selbst in der Generation 65+ legt über ein Drittel der Befragten Wert auf KI-Features (s. Abb. 1). Die Zahlen sind beachtlich, denn nur ein kleinerer Teil der Befragten dürfte bislang mit KI-optimierten Smartphones und den entsprechenden Anwendungen in Berührung gekommen sein. Deren Potenzial wird dennoch mehrheitlich wahrgenommen – sicherlich auch, weil viele User bereits erste positive Erfahrungen mit GenAI-Tools wie ChatGPT gemacht haben.
Aber inwieweit können Gerätehersteller vom anhaltenden KI-Hype profitieren? Wird der zusätzliche Nutzen von KI-Funktionalitäten tatsächlich als so groß empfunden, dass ein nennenswerter Teil der Deutschen ihr Smartphone früher als geplant ersetzen wird? Die Zeichen dafür stehen nicht schlecht. Rund ein Viertel der Befragten möchte möglichst rasch ein KI-optimiertes Smartphone nutzen und würde den nächsten Gerätetausch vorziehen (s. Abb. 2). Dadurch ergibt sich für die Gerätehersteller hierzulande ein wahrnehmbarer Effekt. Dieser steht im Einklang mit der im Rahmen der Deloitte TMT Predictions veröffentlichten Prognose, dass 2025 die weltweiten Smartphone-Verkäufe gegenüber dem Vorjahr um etwa 7 Prozent steigen werden – wobei ein Teil dieser Zuwächse in der Analyse auf ein durch KI ausgelöstes Vorziehen der typischen Replacements zurückgeführt wird.
Wesentlich für die Nachfrage nach KI-Smartphones ist das Wertversprechen neuer oder deutlich optimierter Use Cases. Bei der Frage, welche davon hierzulande als besonders nützlich erachtet werden, wird deutlich: Das Interesse konzentriert sich keinesfalls auf eine bestimmte KI-Anwendung, stattdessen ist ein ganzes Bündel unterschiedlicher Einsatzfelder gefragt (s. Abb. 3). Am häufigsten genannt werden Live-Dolmetscher noch vor der Erzeugung von Inhalten mit GenAI-Tools, die auf Platz zwei der Beliebtheitsskala folgen. Aber auch intelligente Assistenten, visuelle Suchfunktionen und KI-basierte Bildbearbeitungslösungen erhalten nahezu die gleiche Zustimmung.
Smartphones werden auf absehbare Zeit die meistgenutzte Consumer Hardware bleiben. Daher ist es umso wichtiger, mit innovativen Gerätefeatures Nutzerinteresse und Replacement-Zyklen in Schwung zu halten. Die dargestellten Zahlen zeigen: Künstliche Intelligenz (KI) ist hierfür ein echter Faktor. Die Anbieterseite tut gut daran, entsprechende Anwendungen konsequent weiterzuentwickeln und KI in den Mittelpunkt der Gerätevermarktung zu stellen. Moderate Effekte auf Smartphone-Verkäufe werden absehbar schon in den nächsten Monaten sichtbar.
Die Strahlkraft von KI sollte unbedingt richtig eingeordnet werden: Die Nachfrage nach Smartphones wird keinesfalls durch die Decke gehen. Schließlich ist der deutsche Markt extrem gesättigt. Außerdem zeigt die im Rahmen der Befragung geäußerte Kaufabsicht für Consumer Technology aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation eine generelle Zurückhaltung auf Verbraucherseite. In dieser Ausgangslage ist es bereits beachtlich, wenn die zusätzliche Nachfrage nach KI-Smartphones die Gesamtabsatzzahlen im Jahresvergleich moderat ins Plus bewegt.
Unabhängig vom Umfang der Replacements werden Smartphones in den kommenden Monaten zu einer riesigen Testumgebung für neue KI-Dienste und damit verbundene Nutzerinteraktionen. Die Zahl derer, die künstliche Intelligenz verwenden, wird durch die zunehmende Verbreitung von KI optimierten Smartphones auch in Deutschland einen beträchtlichen Anstieg erfahren. Zunächst noch verfügen in erster Linie neue Premium-Smartphones über KI-Features. Im Laufe des Jahres dürften aber auch erste Mittelklasse Hardwareprodukte mit KI-Chips und optimierten Betriebssystemen auf den Markt kommen und damit die künstliche Intelligenz weiterverbreiten.
1Im Rahmen einer repräsentativen Online-Erhebung wurden im Januar 2025 1.000 Personen aus Deutschland im Auftrag von Deloitte befragt.
2Deloitte US (2025): On-device generative AI could make smartphones more exciting – if they can deliver on the promise, zuletzt abgerufen am 22.1.2025.
3Die technischen Hintergründe wurden den Befragten zuvor kurz erläutert.
Die Deloitte Industry Briefings analysieren Themen, die die Branchen bewegen, um kurzfristig und agil auf aktuelle Markentwicklungen und Branchenthemen reagieren zu können.