Direkt zum Inhalt

TMT Industry Briefing: Anschluss gesucht. Warum das Verbraucherinteresse an 5G überschaubar bleibt

5G ist bei deutschen Konsumenten1 auch im Jahr 2024 kein wesentliches Thema – und wird es absehbar auch nicht werden. Stattdessen treibt maßgeblich die Anbieterseite die Migration in die neueste Mobilfunkgeneration: Netzbetreiber bieten zunehmend Tarife mit kostenloser 5G-Option und Gerätehersteller etablieren 5G-Fähigkeit als Standard-Feature von Smartphones. Verbraucher nehmen diese Evolutionsschritte gerne mit, Priorität hat das Thema für sie aber nicht. Sechs von zehn der im Auftrag von Deloitte Befragten2 stehen 5G gleichgültig gegenüber, für nur 13 Prozent ist 5G-Fähigkeit ein wesentliches Auswahlkriterium beim Kauf eines Smartphones. Doch es gibt auch erfreuliche Signale: In den jüngeren und mittleren Altersgruppen wird 5G deutlich stärker geschätzt, und auch die Nutzererfahrung mit den neuen Netzen wird immer positiver wahrgenommen.

 

Mitte Mai 2024 nutzten 43 Prozent der deutschen Smartphone-Kunden nach eigenen Angaben mobile 5G-Infrastrukturen, neun Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Damit haben sich die Zuwächse der 5G-Nutzerbasis wieder verlangsamt (s. Abb. 1). Die moderate Entwicklung kommt eher überraschend, da Netzbetreiber in den vergangenen Monaten zahlreiche ihrer Tarifangebote kostenlos mit 5G aufgewertet haben. Vor diesem Hintergrund dürfte der Großteil der neuen 5G-Nutzer weniger aus eigenem Antrieb in den Genuss der neuen Netze gekommen sein, sondern durch automatische Upgrades. Wenn nach wie vor etwas mehr als die Hälfte der Deutschen ausschließlich 4G verwendet, zeigt dies auch die wenig ausgeprägte Eigenmotivation, in neue Netzinfrastrukturen zu wechseln.

Der 5G-Nutzeranteil unterscheidet sich derzeit noch erheblich in den Alterssegmenten. Mehr als sechs von zehn der Befragten unter 45 Jahren verwenden bereits 5G. In der Gruppe der Konsumenten über 54 liegt der Anteil nicht einmal halb so hoch (s. Abb. 2). Auch hier sind die Tarifstrukturen der Netzbetreiber primär ursächlich für die Diskrepanz. Denn jüngere Heavy User3 nutzen deutlich häufiger höherwertige Angebote. Diese enthalten nicht nur mehr Datenvolumen, sondern in der Regel auch den Zugriff auf 5G.

Stellenwert ausbaufähig und altersabhängig

 

Auch vier Jahre nach dem Start der ersten Netze wird 5G in Deutschland nach wie vor häufig als entbehrlich wahrgenommen. 63 Prozent der Befragten stehen dem Thema entweder neutral gegenüber, halten 5G für unwichtig oder haben dazu keine Meinung (s. Abb. 3). Bei diesen Verbrauchern kann 5G seine technologische Überlegenheit ganz offensichtlich nicht ausspielen. Auf der anderen Seite bezeichnen es gerade einmal 37 Prozent der Befragten als wichtig, Mobilfunk über 5G-Infrastrukturen verwenden zu können, wobei sogar nur ein kleiner Teil davon die eigene 5G-Nutzung als „sehr wichtig“ bezeichnet. 

Erfreulicher aus Anbietersicht sind jedoch die Rückmeldungen von Konsumenten jüngeren und mittleren Alters. Innerhalb dieser Gruppen ist es bereits deutlich mehr als der Hälfte wichtig, Mobilkommunikation über 5G-Infrastrukturen zu nutzen (s. Abb. 4). Damit liegt der Stellenwert von 5G gerade in den aus Perspektive der Netzbetreiber attraktiven Verbrauchersegmenten mit intensiver Nutzung und höherwertigen Verträgen signifikant über dem altersübergreifenden Durchschnitt.

5G kein Thema beim Smartphone-Kauf

 

Bei der Anschaffung eines neuen Smartphones steht 5G kaum im Fokus der Käufer. Nur 13 Prozent von ihnen zählen die 5G-Fähigkeit zu ihren drei wichtigsten Auswahlkriterien beim Smartphone-Kauf (s. Abb. 5). Das sind immerhin drei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Im Mittelpunkt stehen jedoch nach wie vor andere Attribute wie lange Batterielaufzeit, Nutzerfreundlichkeit oder eine üppige Speicherkapazität. Auch Nachhaltigkeit spielt demgegenüber nur eine untergeordnete Rolle. Relevante Kriterien wie die CO2-Bilanz oder Reparaturfreundlichkeit rangieren ganz am Ende der Wunschliste.

Tatsächlich zeigt sich bei der Consumer Hardware eine bemerkenswerte Parallele zu den 5G-Tarifangeboten. Hier wie dort treibt primär die Anbieterseite den Übergang in die neue Mobilfunkgeneration. Denn die Unterstützung von 5G gehört inzwischen auch bei Mittelklasse-Smartphones zu den Standard-Features. Selbst viele Einstiegsmodelle können heute in den neuen Infrastrukturen verwendet werden. Konsumenten nehmen diese Entwicklung dankend an, haben aber nicht wesentlich dazu beigetragen.

Gute Erfahrungen mit 5G

 

Sind Smartphone-Nutzer erst einmal in 5G-Netze gewechselt, so nehmen sie in der Regel eine Verbesserung wahr. Für zwei Drittel der 5G-Nutzer haben die neuen Infrastrukturen bei Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit die Nase vorn (s. Abb. 6). Ein deutlich geringerer Teil erkennt keinen Unterschied zu 4G, und nur eine vernachlässigbar kleine Gruppe empfindet die alten Infrastrukturen als überlegen. Auch der jüngste Entwicklungstrend ist erfreulich: Gegenüber 2023 ist der Anteil jener 5G-Nutzer, welche die neuen Netze als überlegen betrachten, um beachtliche sieben Prozentpunkte gestiegen.

Für die Anbieterseite sind dies grundsätzlich erfreuliche Signale. Die Migration in 5G könnte tatsächlich an Fahrt aufnehmen, wenn Berichte über positive Erfahrungen zunehmend unter Smartphone-Nutzern kursieren. Zusätzliche Monetarisierungsoptionen ergeben sich daraus jedoch nicht, da 5G-Optionen inzwischen in großer Zahl kostenlos von den Netzbetreibern zur Bindung und Gewinnung von Kunden zur Verfügung gestellt werden.

5G-Monetarisierung bleibt komplex

 

Trotz immer intensiverer Smartphone-Nutzung4 und zunehmend positiver Erfahrungen ist die aktive Migration in überlegene 5G-Infrastrukturen für deutsche Konsumenten weiterhin kein relevantes Thema. Offenbar besteht für die überwiegende Mehrheit kein Handlungsanreiz, in das schnellere 5G-Netz zu wechseln. Anfang 2024 zeigten sich im Rahmen einer anderen Deloitte-Befragung 81 Prozent der Deutschen mit ihren aktuellen Mobilfunkanbietern und deren Netzen zufrieden. Der hohe Anteil ist nicht weiter verwunderlich, denn die üblicherweise genutzten Consumer-Anwendungen bis hin zu Video-Diensten stellen vorhandene 4G-Infrastrukturen kaum vor Probleme. Neue Technologietrends wie XR, in denen 5G seine Vorzüge zur Geltung bringen könnte, spielen dagegen bislang im Alltag von Konsumenten noch keine Rolle.

Bislang ebenfalls in Deutschland nicht angekommen ist das Thema „Fixed Wireless Access“ (FWA). Der Einsatz von 5G-Mobilfunk anstelle von Festnetzbreitbandanschlüssen erweist sich beispielsweise in den USA als echter Wachstums- und Monetarisierungs-Case. Auch deutsche Konsumenten sind grundsätzlich aufgeschlossen5, eine größere Verbreitung von FWA-Haushalten ist hierzulande jedoch noch nicht zu verzeichnen.

Schon heute relevante Use Cases für 5G liegen dagegen im B2B-Bereich. Hier ermöglicht 5G unter anderem leistungsfähigere IoT-Lösungen, Anwendungen im taktilen Internet, Campusnetze, Edge Computing sowie Echtzeit-KI-Dienste. Da 5G für solche Anwendungsbeispiele ein unverzichtbarer Enabler ist, lassen sich Mobilfunkdienste der neuen Generation in diesen Bereichen leichter monetarisieren.

Insgesamt zeigt sich im Jahr 2024 bei 5G-Consumer-Angeboten ein frappierend ähnlicher Entwicklungsverlauf wie beim Start der 4G-Netze. Auch diese wurden über die Jahre zum Standard, ohne dass nennenswerte B2C-Mehreinnahmen erwirtschaftet wurden. Die Geschichte hat sich eindeutig wiederholt und wird es in einigen Jahren bei 6G vermutlich noch einmal tun. Anbieter sollten dann vorbereitet sein und die Consumer-Seite des Marktes keinesfalls als essenziellen Monetarisierungsbaustein vorsehen.

1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit gelten sämtliche Personenbezeichnungen gleichermaßen für alle Geschlechter.
2 Im Mai 2024 wurden in Deutschland 2.000 Konsumentinnen und Konsumenten im Rahmen einer repräsentativen Online-Erhebung im Auftrag von Deloitte befragt.
3 Die Deloitte-Studie „Smartphone-Nutzung 2024. Sehnsucht nach Digital Detox“ belegt die starken Unterschiede in der Smartphone-Nutzungsintensität zwischen den Generationen.
4 Im Rahmen der Deloitte-Studie „Smartphone-Nutzung 2024. Sehnsucht nach Digital Detox“ berichten 48 Prozent der in Deutschland Befragten, dass ihr Smartphone-Konsum gegenüber 2023 gestiegen ist.
5 41 Prozent der im Rahmen des „Deloitte Broadband Consumer Survey 2024“ in Deutschland Befragten zeigen sich offen, ihren bestehenden Festnetzanschluss gegen eine mindestens ähnlich performante mobile Alternative zu ersetzen.

Fanden Sie dies hilfreich?

Vielen Dank für Ihr Feedback

Wenn Sie helfen möchten, Deloitte.com weiter zu verbessern, füllen Sie bitte folgendes aus: 3-Minuten-Umfrage