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Economic Trend Briefing: Der Abschwung kehrt zurück – Flash-Ergebnisse des Deloitte CFO Survey Herbst 2023

Die wirtschaftlichen Schocks der letzten Jahre - die COVID-19 Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Energie-Krise und die hohe Inflation - erschienen im Frühjahr fast überwunden. Vorsichtiger Optimismus ließ auf eine Erholung im Sommer hoffen. Der aktuelle CFO-Survey für den Herbst 2023 zeigt allerdings, dass die Unternehmen immer noch stark unter den langfristigen Auswirkungen der wirtschaftlichen Schocks leiden und der Krisenmodus noch nicht vorüber ist. Die Umfrage wurde vom 8. bis 29. September durchgeführt und es nahmen 193 Finanzvorstände deutscher Großunternehmen teil.

Die Geschäftsaussichten der Teilnehmenden sind im Vergleich zum Frühjahr deutlich gefallen. Die stark gestiegenen Zinsen und die Inflation bremsen Konsum- und Investitionslaune. Zudem lässt die Unsicherheit in den Kernmärkten USA und China den Export und die Stimmung vor allem in der Auto-, Maschinenbau- und Chemieindustrie schwächeln. Entsprechend werden die Unternehmen vorsichtiger und senken ihre Investitions- und Beschäftigungspläne. Der Fachkräftemangel und steigende Lohnkosten bleiben die wichtigsten Risiken für die Unternehmen, dicht gefolgt von nachlassender Nachfrage. Bei den exportorientierten Unternehmen bleiben die geopolitischen Risiken der wichtigste Faktor.

 

Geschäftsaussichten wieder im Abwärtstrend

 

Nachdem sich die Geschäftsaussichten im Frühjahr noch in den positiven Bereich verbessert hatten, kehrt sich der Trend aktuell wieder um. Der Index, das heißt die Differenz der Prozentwerte der positiven und negativen Einschätzungen, fiel von +14 Prozent auf aktuell -30 Prozent. Insgesamt schätzen mittlerweile fast die Hälfte der befragten Unternehmen ihre Geschäftsaussichten wieder schlechter ein als noch drei Monate zuvor (siehe Abb. 1).

Abb. 1: Beurteilung der Geschäftsaussichten

Von diesem Trend sind vor allem Großunternehmen mit mehr als €1 Mrd. Umsatz betroffen – der Index fällt für diese Gruppe auf -44 Prozent. Mittelständische Unternehmen können sich dagegen besser halten (Index: -23%). Immerhin 19 Prozent dieser Unternehmen sehen sogar eine Verbesserung ihrer Geschäftsaussichten.

Aus Branchensicht sind von der Trendumkehr vor allem der Maschinenbau und die Automobilindustrie betroffen mit -50 Prozent, bzw. -40 Prozent. Das Schlusslicht bildet die Baubranche mit -62 Prozent. Relativ gesehen positiver ist die Lage dagegen in der Konsumgüterindustrie (Index: -22%) und im Handel (Index: -16%).

 

Andauernde Risiken belasten die Unternehmen

 

Die langfristigen Auswirkungen der Krisen prägen auch die Risikolandschaft. Der Fachkräftemangel und steigende Lohnkosten bleiben die Top-Risiken. 64 Prozent bzw. 62 Prozent der befragten Unternehmen sehen hier ein hohes Risiko für die nächsten zwölf Monate. Die anhaltende Inflation wird längst nicht mehr nur durch die Energiepreise getrieben, sondern ist auch bei den Löhnen angekommen. Im Durchschnitt erwarten die Finanzvorstände anhaltend hohe Preissteigerungen von 4,9 Prozent in den kommenden zwölf Monaten. Damit liegen die Erwartungen höher als die meisten Inflationsprognosen und wesentlich über dem Zwei-Prozent Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB). In der schwachen Inlandsnachfrage sehen immerhin 58 Prozent der Befragten ein weiteres hohes Risiko (siehe Abb. 2).

Abb. 2: Risiken für Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten

Aus Branchenperspektive belastet die schwache Inlandsnachfrage vor allem die Konsumgüterindustrie und den Handel stark, 79 bzw. 78 Prozent der Befragten sehen hier ein hohes Risiko. In der Immobilienbranche sind dagegen die steigenden Kapitalkosten das wichtigste Risiko. Geopolitische Risiken bleiben der wichtigste Faktor für jene export-orientierte Unternehmen, die mehr als zwei Drittel ihres Umsatzes im Ausland erzielen.

 

Unternehmen planen defensiver

 

Die anhaltenden Risiken machen sich auch in den Kennzahlen der Unternehmen bemerkbar. Zwar sollen die Umsätze im Durchschnitt über die kommenden zwölf Monate leicht steigen (Index: +10%); die Finanzvorstände erwarten allerdings, dass die operative Margen stark abfallen (Index: -21%). Damit einher geht eine geringere Investitions- und Einstellungsbereitschaft der Unternehmen. Die Indices fallen in den negativen Bereich von -7 bzw. -5 Prozent zurück (siehe Abb. 3).

Abb. 3: Veränderung der Kennzahlen für Unternehmen

In der Branchenperspektive zeigt sich der Investitionsrückgang besonders in der Automobilindustrie – über die Hälfte der befragten Unternehmen wollen hier in den kommenden zwölf Monaten weniger investieren. Die Konsumgüterindustrie ist dagegen die Ausnahme: Hier wollen 60 Prozent der teilnehmenden Firmen verstärkt investieren.

Auch bei den Beschäftigungsplänen gibt es große Unterschiede zwischen den Branchen. Das Schlusslicht bildet die chemische Industrie, wo die Hälfte der Befragten im kommenden Jahr weniger Mitarbeitende einstellen will. Im Gegensatz dazu sehen die Finanzvorstände im Dienstleistungssektor eine personelle Zunahme; vor allem Bankenwesen und Tech-Industrie wollen mehr Mitarbeitende gewinnen.

 

Schlechte Aussichten für die deutsche Wirtschaft

 

Insgesamt dominieren aber die schlechten Geschäftsaussichten die zu erwartende wirtschaftliche Entwicklung. Einige Branchen, wie der Tech-Sektor, sind zwar bisher vom Abschwung weniger stark betroffen, doch gerade die für die deutsche Wirtschaft wichtigsten Sektoren, Automobilindustrie, Maschinenbau und Chemie, sind aktuell am stärksten unter Druck.

Damit steht der Wirtschaft vor allem vor dem Hintergrund der andauernden Risiken und schwacher internationaler Nachfrage ein unsicherer Herbst bevor. Der kommende Winter könnte unter diesen Rahmenbedingungen eine große Herausforderung für die deutsche Industrie darstellen. Ein konjunktureller Hoffnungsschimmer liegt in der Möglichkeit, dass dank steigender Löhne und langsam sinkender Inflation der private Konsum der Wirtschaft neuen Rückenwind verleiht.

 

Anprechpartner Research:

Samuel Günther

Senior | Economics

samguenther@deloitte.de