Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum einige Akquisitionen nicht den zuvor geplanten Erfolg verzeichnen. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass Käufer und Verkäufer der zugrundeliegenden Rationale des Deals – dem sogenannten Deal-Typ – oftmals zu wenig Beachtung schenken. Denn unterschiedliche Deal-Typen erfordern differenzierte Vorgehensweisen.
Unter dem Deal-Typ „Skaleneffekte nutzen“ kann beispielsweise die horizontale Integration eines Wettbewerbers subsumiert werden, wie es etwa bei der Fusion der Gashersteller Praxair und Linde der Fall war. Kostensynergien sind in diesen Fällen Kerntreiber des Deals. Typischerweise arbeiten die involvierten Parteien im Zuge der Integration darauf hin, Prozesse in der Beschaffung, in der Produktion, im Vertrieb und innerhalb der Verwaltungsfunktionen zu harmonisieren, um dadurch die betriebliche Effizienz zu steigern – was in personalbezogenen und nicht personalbezogenen Kosteneinsparungen resultiert.
Anders gelagert ist der Deal-Typ „Erweiterung des Portfolios“, bei welchem durch Zukauf eines neuen Produkts oder einer neuen Capability das Portfolio des Käufers gestärkt wird. Eine bekannte Akquisition in diesem Feld ist die Übernahme der Kopfhörer-Brand „Beats by Dr. Dre“ durch Apple. Durch die Nutzung bestehender Vertriebskanäle zielt dieser Deal-Typ primär auf die Realisierung von Umsatzsynergien ab. Statt fertiger Produkte können durch M&A auch neue Capabilities, also zum Beispiel bestimmte technische Kompetenzen, akquiriert werden. Auch hier stehen Umsatzsynergien im Vordergrund, wobei die zu vermarktenden Produkte erst noch durch Kombination bestehender und neuer Capabilities entwickelt werden müssen. Anhand der bislang diskutierten Deal-Typen sollte bereits klar geworden sein, dass sich die aus ihren resultierenden Synergien hinsichtlich ihrer Art, Höhe und Umsetzungsgeschwindigkeit deutlich unterscheiden. Das Anwenden von Synergie-Benchmarks aus einem Deal-Typ auf einen anderen Typ muss fast zwangsläufig zu falschen Handlungsempfehlungen führen.
Im Deal-Typ „Eintritt in neue Märkte“ ist die Intention, über eine Akquisition in einem angrenzenden Markt Fuß zu fassen. Ein Beispiel stellt der „Wholefoods“-Deal von Amazon dar, bei welchem ein Unternehmen akquiriert wurde, das für Amazon den Eintritt in einen angrenzenden Markt, nämlich den stationären Handel, ermöglicht hat. Kostensynergien im klassischen Sinne können hier meist sogar vernachlässigt werden. Stattdessen strebt dieser Deal-Typ nach einer kreativen Nutzung von Umsatzsynergien. Statt bei den Umsatzsynergien in klassischen Kategorien wie Up-Selling oder Cross-Selling zu denken, müssen die Parteien hier individuellere Synergiehebel ausarbeiten.
Die vorgestellten Deal-Typen können in der Realität in Mischformen auftreten. Ein Käufer, dessen primäres Ziel es ist, Skaleneffekte zu nutzen und damit Kostensynergien zu realisieren, kann beispielsweise bestimmte Cross-Selling-Effekte als Nebenziel haben. Umso wichtiger ist es, als M&A-Verantwortlicher auf Käuferseite die individuelle Deal-Konstellation und deren Synergieimplikationen genau zu beachten.
So wie der jeweilige Deal-Typ starke Auswirkungen auf die Synergien hat, so wirkt er auch auf andere Kategorien, die für den M&A-Erfolg eine entscheidende Rolle spielen: auf die grundsätzliche Integrationsstrategie, auf die Integrationstiefe, auf die besonders in die Integration zu involvierenden Funktionsbereiche, auf die Zeitleiste sowie auf die Art der Themen, die im Rahmen von Kommunikation und Change Management zu adressieren sind. M&A-Verantwortlichen sollten all diese Punkte bereits vor dem Signing berücksichtigen.
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