Hi, ich bin Tim und Consultant im Bereich Strategy & Transformation bei Monitor Deloitte. Zuvor war ich mehr als 10 Jahre als professioneller Segler tätig.
In meinem Blog erzähle ich euch alle Details über meine Sportskarriere und wie es dazu kam, dass ich ins „normale“ Angestelltenverhältnis gewechselt bin.
Mehr als 10 Jahre warst du professioneller Segler. Fangen wir mal ganz vorne an: Wie bist du überhaupt zum Segeln gekommen?
Meine Großeltern und Eltern sind begeisterte Segler:innen. Daher durfte ich von Klein auf mit an den Bodensee und hatte bereits in jungen Jahren meine ersten Berührungspunkte mit dem Wasser. Gemeinsam mit meinem Bruder bin ich dann im Alter von ca. 6/7 Jahren einem Segelverein beigetreten, wo wir an diversen Veranstaltungen teilgenommen und den Jüngstensegelschein im Optimisten gemacht haben – das sind sichere, simple Segeljollen (Segelboote ohne Kajüten), die für Kinder entworfen sind, die Segeln lernen möchten.
Wie hat dann irgendwann der Übergang vom Hobby- zum Profisport stattgefunden? Was hat dich daran gereizt, dein Hobby zum Beruf zu machen?
Ich habe mir für das Abitur bewusst zwei Monate Auszeit vom Segeln genommen. In den Jahren zuvor bin ich so viel unterwegs gewesen, dass es jetzt wichtig für mich war, meine Zeit und Konzentration gänzlich der Schule zu widmen. In der Lernzeit habe ich dann aber gemerkt, wie sehr mir der Sport und die Zeit auf dem Wasser fehlen und so habe ich den Entschluss gefasst, den Sprung in den Profisport zu wagen – auch, wenn das für mich bedeutete, vom Süden ganz in den Norden nach Kiel zu ziehen.
Als Profisegler hast du letztlich von dem Sport gelebt und dass, obwohl es ja doch eher eine Nischen-Sportart ist, von der man eben nicht jeden Tag hört und sieht. Konntest du dein Leben als Profi dementsprechend damit finanzieren?
Die Randsportarten, wie das Segeln, werden in erster Linie von den Verbänden und öffentlichen Institutionen gefördert. Der deutsche Seglerverband hat die Reisen und Trainer finanziert. Außerdem wurde uns ein überaus professioneller Olympiastützpunkt in Kiel zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wurde ich von der Bundeswehr in der Sportfördergruppe Spitzensport unterstützt. Die deutsche Sporthilfe und das Team Hamburg waren weitere wichtige Förder:innen.
Da der Segelsport allerdings ein sehr materialaufwendiger und daher auch teurer Sport ist, galt es, diese Posten ebenfalls abzudecken. Im Norddeutschen Regattaverein war ich Mitglied im Olympic Team, das starke Sponsor:innen an seiner Seite hat. Durch das Netzwerk, das ich mir gemeinsam mit meinem Teampartner aufgebaut habe, konnten wir unsere Kampagnen, die jährlich im sechsstelligen Bereich liegen, gut finanzieren. Natürlich ist das Segeln aber nicht mit den prominenten Sportarten zu vergleichen, in denen man sich auf diesem Niveau ein goldenes Näschen verdienen kann 😉
Wie können wir uns den Alltag als Profisegler genau vorstellen? Und inwiefern hast du hier parallel noch dein Studium wuppen können?
Das olympische Segeln ist ein unglaublich zeitintensiver Sport. Besonders aufgrund der häufigen Reisen und dem vielen Material gehen viele Tage mit der Planung einher. In meinen jungen Jahren haben wir unter der Woche zwei Wassereinheiten pro Tag gemacht. Wir trafen uns um 9 Uhr in der Bootshalle, bereiteten das Boot vor, planten die Trainingsinhalte, waren von 10-12/13 Uhr auf dem Wasser, machten eine Stunde Mittagspause und waren dann nochmal für ca. 2-3 Stunden auf dem Wasser. Damit war das Training aber noch nicht vorbei. Anschließend haben wir den Tag ausgewertet, vereinzelte Sachen am Boot optimiert bzw. repariert und sind noch für 60 - 90 Minuten ins Fitnessstudio gegangen. Das Segeltraining nahm also schnell mal unseren gesamten Tag bis 19/20 Uhr ein. Für mein Fernstudium war da häufig nur davor oder danach Platz. Ich konnte das Ganze aber zum Glück sehr flexibel gestalten und an Wochenenden oder in ruhigeren Phasen mehr machen.
Ein Trainer im Juniorenbereich sagte mir: Tim, wenn du dir ein Ziel setzt, dann hörst du auch nicht auf, bis du es erreicht hast. An diesem Tag habe ich mir fest vorgenommen, eine Medaille bei der Weltmeisterschaft zu holen.
Hattest du von vornerein ein bestimmtes Ziel, als du zum professionellen Segeln übergegangen bist? Wenn ja, welches? Und hast du dieses Ziel erreichen können?
Ja, das hatte ich. Ein Trainer im Juniorenbereich sagte mir: Tim, wenn du dir ein Ziel setzt, dann hörst du auch nicht auf, bis du es erreicht hast. An diesem Tag habe ich mir fest vorgenommen, eine Medaille bei der Weltmeisterschaft zu holen. Erstaunlicherweise haben wir, mein Teampartner und ich, dann bereits mit 23 Jahren eine Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft in Aarhus geholt. Das war ein fantastisches Gefühl! 😊
Was waren deine größten Erfolge und Niederlagen während deiner Segelkarriere?
Meine größten Erfolge sind auf eine unglaubliche Serie in den Jahren 2020 und 2021 zurückzuführen. Aufgrund der Pandemie sind mein Teampartner und ich nur drei wichtige Wettkämpfe gesegelt. Dabei sind wir Europameister 2020, Vize-Europameister 2021 und Vize-Weltmeister 2021 geworden. Wir waren unglaublich stolz auf uns und konnten selbst nicht glauben, was wir da erreicht haben.Die größte Enttäuschung in diesem Zuge war allerdings, dass wir nicht zu den Olympischen Spielen fahren durften. Im Segelsport fährt stets nur ein Team pro Nation zu Olympia, unabhängig davon, welchen Platz man in der Weltrangliste einnimmt. In der nationalen Qualifikation hat sich dann leider ein anderes Team gegen uns durchgesetzt.
Wie kam es zum Wechsel vom Profisport in ein „normales“ Angestelltenverhältnis hier bei Deloitte?
Während meines Masterstudiums musste ich ein Praktikum absolvieren. Deloitte war mir als einer der Partner des deutsch-olympischen Sports, gut bekannt, sodass ich mich gleich beworben habe. Ich wurde dann auch zu einem Gespräch eingeladen. Vielen Dank an dieser Stelle an meine Interviewerin. Es war ein unglaublich tolles Gespräch und für mich sehr motivierend, zu sehen, dass ein Unternehmen Menschen mit so diversen Skills sucht. Das Feedback im Anschluss an das Praktikum war dann so gut, dass ich ein Angebot bekommen habe, welches ich einfach nicht ausschlagen konnte. Zu diesem Zeitpunkt musste ich nur noch meine Masterarbeit schreiben – danach habe ich bei Monitor Deloitte begonnen.
Seit April 2023 bist du nun Teil von Monitor Deloitte und als Consultant im Bereich Strategy & Transformation tätig. Was ist hier genau deine Rolle und was deine Aufgaben?
Die Aufgaben sind sehr vielfältig. Ich wurde direkt für ein Projekt in der Automobilbranche gestafft. Hier unterstützen wir den Kunden bei der Markteinführung eines Geschäftsmodells in die europäischen Märkte. Auf der einen Seite begleiten wir also das Projektmanagement, auf der anderen Seite beraten wir bei strategischen Entscheidungen, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.
Siehst du Synergien zwischen dem Beruf als Segler und dem als Berater? Konnte dich das professionelle Segeln also auf irgendeine Weise auf deinen jetzigen Beruf vorbereiten?
Absolut! Ich sehe in sehr Vielem Synergien. Um beispielhaft mal zwei konkrete Punkte zu nennen:
Wie stehst du heute zum Segeln? Gehst du dem Sport noch nach oder nimmst du dir erstmal eine Auszeit?
Ich habe mir erstmal eine Auszeit vom Segeln genommen. In den letzten beiden Jahren ist die Doppelbelastung mit Studium/Praktika und Sport sehr ermüdend gewesen. Jetzt ist der Berateralltag durchaus einnehmend. Aber jetzt im Sommer werde ich eventuell zu einem Schönwettersegler auf der Alster. Die sportliche Komponente kann da aber gerne erstmal wegbleiben.
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