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„Ich sehe mich als Role Model für einen Lebensentwurf, der Familie und Beruf flexibel miteinander vereint. Entscheidend ist, frühzeitig für sich selbst zu definieren, was einem wirklich wichtig ist. Elternzeit, Teilzeit – all das muss geplant und bewusst eingefordert werden.“

Achim leitet nicht nur ein Team, das an vielfältigen Projekten arbeitet, sondern setzt sich auch leidenschaftlich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein.

Hallo, ich bin Achim, Senior Studio Lead bei Deloitte Digital und mit großer Passion in zwei Mitarbeitenden-Netzwerken aktiv – dem „Working Parents Network“ und „Dads @ Deloitte“.  
In meinem Blog-Interview erzähle ich, wie ich mich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetze, welche Erfahrungen ich als Vater und Teilzeitbeschäftigter gemacht habe und welche Herausforderungen dabei entstehen. 

Foto: https://storiesofus.de  – Janina Wagner  

Hi Achim! Bevor wir übers Thema Vereinbarkeit sprechen: Was machst du bei Deloitte und wie lange bist du schon dabei? 
Ich bin Senior Studio Lead bei Deloitte Digital. Eingestiegen bin ich 2016, als Deloitte Digital noch relativ neu war. Zuvor war ich in verschiedenen Agenturen tätig, also eher im kreativen Umfeld. Mich hat damals gereizt, wie sich Deloitte Digital positioniert hat. Viele Kolleg:innen aus dem Agenturumfeld wurden zu Deloitte geholt, und ich sah darin eine spannende Chance. Ich hatte gehofft, dass die Projekte komplexer sind und dass ich näher an Kunden und deren Herausforderungen herankomme. Das hat sich glücklicherweise auch bewahrheitet. Seither hat sich meine Rolle spannend weiterentwickelt. Ich bin Projektleiter und habe ein Team, mit dem ich gemeinsam vielfältige Aufgaben zu ganz unterschiedlichen Themen angehen darf. Diese Breite ist einer der Gründe, warum ich heute noch immer happy bin, Teil von Deloitte Digital zu sein.   

Vielfalt scheint dir also wichtig zu sein – nicht nur beruflich, sondern auch privat. Du engagierst dich gleich in zwei Mitarbeitenden-Netzwerken zu dem Thema, das „Working Parents Network“ sowie „Dads @ Deloitte“. Wie kam es dazu? 
Ins „Working Parents Network“ – eine Initiative für alle Mitarbeitenden, die sich für die Themen Familienfreundlichkeit und Vereinbarkeit interessieren, unabhängig davon, ob sie Eltern sind oder nicht – bin ich durch meine Kollegin Valeria gekommen. Sie kam auf mich zu, weil sie wusste, dass ich Erfahrung mit dem Thema Elternschaft habe – ich hatte beispielsweise Elternzeit genommen. Sie hat mich zuerst ins Netzwerk geholt und später gefragt, ob ich Interesse hätte, die Initiative mit ihr gemeinsam zu leiten. An welchen Themen wir arbeiten, erfahrt ihr im Blog-Interview mit Valeria.   

Mit dem Blick auf „Dads @ Deloitte“: Von Frauen- oder Mütter-Netzwerken hört man ja immer wieder, wenn es um das Thema Vereinbarkeit geht, von Männer- bzw. Väter-Netzwerken hingegen weniger. Welche spezifischen Bedürfnisse oder Herausforderungen hast du bei Vätern bei Deloitte erkannt? 
In unserem Eltern-Netzwerk waren es überwiegend Mütter, die sich aktiv beteiligt haben, obwohl viele Väter dabei waren. Und schauen wir auf die Ergebnisse von Umfragen, wünschen sich Väter fast gleichermaßen wie Mütter, in eine längere Elternzeit zu gehen und Teilzeit zu arbeiten. So scheint es eine Diskrepanz zwischen dem, was junge Väter offensichtlich wollen, und dem, was tatsächlich gelebt wird und an Zahlen im Unternehmen zu sehen ist, zu geben. Das deutete für uns daraufhin, dass es sinnvoll sein könnte, für Väter ein eigenes Angebot zu schaffen. Wir haben es auch so interpretiert, dass es den Vätern schwerer fällt als den Müttern, für ihre Bedürfnisse in Sachen Vereinbarkeit einzustehen. Wir wollen den Vätern deswegen dabei helfen, sich dahingehend auszutauschen und Unterstützung zu finden. Deswegen werden wir den Erfolg des Väter-Netzwerks daran messen, dass die Zahl an Kolleg:innen, die in Eltern- und Teilzeit gehen, sich über die Zeit annähern. Das ist für uns ein Indikator, dass wir mit dem, was wir tun, erfolgreich sind.  

Euer selbst gestecktes Ziel ist es, Vereinbarkeitshindernisse aufzuzeigen und anzugehen, sodass Deloitte ein guter Arbeitsplatz für Eltern ist. Welche Herausforderungen gibt es denn konkret, wenn es um die Gleichstellung im Arbeitsumfeld geht? Und wie sehen mögliche Lösungen eures Netzwerks aus? 
Ein Beispiel: Wir arbeiten immer wieder in neuen Teamkonstellationen mit neuen Teamleads und Projektleiter:innen und jedes Mal müssen Themen rund um Care-Arbeit neu angesprochen und verhandelt werden. Ich habe es selbst noch nie erlebt, dass es ein Problem darstellte, aber es kann eine Belastung sein für Eltern und alle Kolleg:innen, die abweichend von der Norm arbeiten. Es sollte selbstverständlich sein, die individuellen Bedürfnisse anzusprechen. Wir müssen das entsprechende Umfeld bieten und können zum Beispiel Projektleiter:innen Leitfäden an die Hand geben, die aufzeigen, wie die Themen auch gegenüber Kunden kommuniziert werden können.  

In einem Workshop hast du erwähnt, dass du in einem Patchworkmodell lebst.  Das klingt nach einem Modell, das viel Koordination und Rücksichtnahme erfordert. Wie funktioniert dieses Zusammenspiel? 
Unsere Patchworkfamilie besteht aus insgesamt fünf Erwachsenen und drei Kindern. Es ist in der Tat nicht immer einfach, aber wir nehmen viel Rücksicht aufeinander. Jede:r von uns ist in einer anderen Lebenssituation, und wir müssen immer wieder Kompromisse eingehen. Ein Beispiel: Als es darum ging, mit den Kindern das erste Mal ins Kino zu gehen, haben wir gewartet, bis die ältere Schwester diese Erfahrung zuerst gemacht hatte – damit keine ungewollten Konflikte entstehen. Für die Kinder ist es wichtig, dass sie wissen, welche Familie in bestimmten Momenten den Hut aufhat – das hilft ihnen, die unterschiedlichen Regeln zu verstehen.  

Ich sehe mich als Role Model für einen Lebensentwurf, der Familie und Beruf flexibel miteinander vereint. Entscheidend ist, frühzeitig für sich selbst zu definieren, was einem wirklich wichtig ist. Elternzeit, Teilzeit – all das muss geplant und bewusst eingefordert werden.

Wie ist euer Arbeits-Setup organisiert, um das alles zu meistern? 
Ich arbeite 30 Stunden, während die Mutter meiner Kinder Vollzeit freiberuflich arbeitet. Die Mutter der Ältesten ist alleinerziehend – ebenfalls im Wechselmodell und arbeitet als Lehrerin Vollzeit. Bei dem zweiten Elternpaar arbeiten auch beide in Teilzeit.  

30 Stunden und ein klarer Fokus auf die Familie – wie teilt ihr euch die Aufgaben auf? 
Ich habe 14 Monate Elternzeit gemacht und war auch für die Kita-Eingewöhnung zuständig. Das war mir wichtig, da ich die frühe Kindheitsphase meines Sohnes so intensiv wie möglich erleben wollte. Ich übernehme auch viele organisatorische Aufgaben wie das Abholen aus der Kita. Gleichzeitig gibt es Dinge, die die Mutter häufiger übernimmt, etwa Kinderkleidung organisieren – ein Aufwand, den ich vermutlich unterschätze. Wir besprechen und verhandeln solche Themen immer wieder – mal mehr, mal weniger erfolgreich.  

Passt dein Job bei Deloitte zu dieser familiären Situation? 
Für mich passt es aktuell gut, aber nur, weil ich die Möglichkeit habe, 30 Stunden zu arbeiten und nicht reisen zu müssen. Als ich noch in Vollzeit tätig war, war das leider nicht vereinbar – es war eine Zerreißprobe. Durch die Veränderungen im Arbeitsmodell, insbesondere durch Remote-Arbeit, hat sich vieles verbessert. Wäre das nicht passiert, hätte ich vermutlich aus der Beratung aussteigen müssen.   

Das zeigt, wie wichtig flexible Arbeitsmodelle sind. Was können andere Väter aus deinen Erfahrungen lernen? 
Ich sehe mich als Role Model für einen Lebensentwurf, der Familie und Beruf flexibel miteinander vereint. Entscheidend ist, frühzeitig für sich selbst zu definieren, was einem wirklich wichtig ist. Elternzeit, Teilzeit, all das muss geplant und bewusst eingefordert werden. Mein Tipp: Selbstbewusst den eigenen Bedürfnissen folgen, auch wenn es nicht dem klassischen Karriereweg entspricht. In meiner jetzigen Lebensphase ist mir beispielsweise Familie und Partnerschaft wichtiger als berufliches Weiterkommen. Ich möchte selbstverständlich gute Arbeit leisten, aber ich gehe nicht die Extrameile, um möglichst schnell eine Beförderung zu erreichen. Wichtig ist auch, sich frühzeitig mit dem Lebenspartner oder der -partnerin abzustimmen und eine klare Rollenverteilung zu finden. Kommunikation ist der Schlüssel, um solche Modelle erfolgreich umzusetzen.  

Hast du Nachteile durch Elternzeit oder Teilzeit erfahren? 
Nachteile habe ich nicht, aber es gibt natürlich Unterschiede im Vergleich zu Kolleg:innen, die Vollzeit arbeiten. Wenn du Teilzeit arbeitest, kannst du nicht damit rechnen, dass du genauso viel verdienst wie die anderen. Du kannst auch nicht damit rechnen, dass du in der gleichen Zeit befördert wirst, weil du weniger Zeit hast, die gleichen Erfahrungen zu sammeln, die notwendig sind. Das sollte klar sein. Wenn man das für sich aber so reflektiert hat, dann sind das, wie ich finde, keine Nachteile.   

Wie könnte Deloitte Väter und damit Familien wie eure noch besser unterstützen? Was wäre hier auch dein Wunsch für die Zukunft von „Dads @ Deloitte“?  
Deloitte hat schon viel getan, vor allem durch die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort. Was ich mir jedoch noch wünschen würde, ist eine gezielte Förderung von Teilzeitmodellen auf allen Karrierestufen und dass Teilzeit niemals ein Hindernis für Beförderungen ist. Ich denke, es würde helfen, wenn in der Arbeitswelt grundsätzlich die Einstellung üblich wäre, dass Familiengründung nicht als Einschnitt wahrgenommen wird, sondern als eine wichtige Lebensphase der Mitarbeitenden, die gleichzeitig als wichtiger Teil der Karriere wertgeschätzt wird. Klar und selbstverständlich sollte auch sein, dass sich für Eltern die Prioritäten vorübergehend verschieben.