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"Es gibt zahlreiche Möglichkeiten und flexible Arbeitsmodelle, um die Arbeit mit dem Privatleben vereinbaren zu können."

Stefanie, Partnerin im Bereich Insurance Operations, Core Industry Operations, berichtet über ihre persönlichen Erfolgsrezepte bezüglich Zeitmanagement und Priorisierung.

Hallo, mein Name ist Stefanie und ich bin Partnerin im Bereich Insurance Operations, Core Industry Operations.
Welche persönlichen Erfolgsrezepte ich bezüglich Zeitmanagement und Priorisierung habe und wie ich zur Frauenquote stehe, erzähle ich euch gerne jetzt.

In vielen Businesses ist der Männeranteil größer als 50 %, wirkt sich dies auf die tägliche Zusammenarbeit für mich aus? Umgangston, Umgangsformen, Flexibilität, Verständnis für Beruf und Familie?
Der große Männeranteil wirkt sich auf jeden Fall auf den Umgangston und die Arbeitsweise aus. Bei vielen männlichen Kollegen herrscht nach wie vor ein sehr konservatives Familienbild. „Frau und Karriere“ haben viele Männer nicht auf der Agenda. Während meiner Laufbahn war es häufig so, dass die typische Quote eines Partner Meetings bei beispielsweise 50 Männern und 2 Frauen lag. In gemischten Gruppen verändert sich der Umgang miteinander. In einem meiner Projekte wurde zum Beispiel aus einem anfänglich reinen Männerprojekt ein gemischtes Projekt mit weiblicher Projektleitung – dieses hat die Projektkommunikation stark beeinflusst und ich sehe das als einen spannenden Entwicklungsprozess.

Wie stehe ich zur Frauenquote?
Ich war früher strikt gegen die Quote. Aber leider ist es offensichtlich, dass der Fortschritt ohne Quote zu langsam ist. Mich hat die Aussage einer Aufsichtsrätin beeindruckt, dass Männer früher bei der Besetzung von neuen Aufsichtsratspositionen natürlich in ihren männlich dominierten Netzwerken gesucht haben. Sie kamen damit gar nicht erst auf die Idee, eine Frau für diese Positionen zu suchen. Erst durch die Quote hat sich der Blick geweitet, wie viele erfahrene Frauen es gibt, die sich genauso für diese Positionen eignen. Deloitte hat sich selber ambitionierte Ziele für die Erhöhung des Frauenanteils auf Führungsebenen gesetzt und ich finde das richtig. Ich bin zudem stark dafür, dass Frauen auf allen Leveln eingestellt werden. Daher fördere ich dies auch stark bei Deloitte und engagiere mich zum Beispiel bei Recruiting Events für Studentinnen.

Wie würde ich insbesondere junge Bewerberinnen motivieren und ansprechen, bei uns einzusteigen (auch mit Hinblick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie)?
Wenn ich auf meinen Bereich Consulting blicke, dann sehe ich diesen durchaus als gut geeigneten Bereich für Frauen. Natürlich ist die Vereinbarkeit der Reisetätigkeit ein nicht zu unterschätzendes Thema. Aber ich bin überzeugt, dass sich unser Berufsbild durch COVID-19 massiv wandelt. Auf einmal funktioniert die Remote-Tätigkeit und unsere Kunden sehen, dass die Effizienz nicht leidet, eher sogar steigt. Ich glaube, dass unsere Arbeitsmodelle künftig viel flexibler werden und das kommt der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zugute.

Wie wichtig ist Flexibilität für mich?
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Arbeitgeber viel stärker auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen eingehen müssen, dies gilt sowohl für Frauen als auch für Männer. Dabei spielen Flexibilität und Freiraum eine große Rolle. Auch Männer nehmen Elternzeit oder möchten sich der Pflege Angehöriger widmen. Flexible Arbeitszeitmodelle sind dabei unabdingbar. In meinem Bereich gibt es schon viele verschiedene Modelle, zugeschnitten auf die Bedürfnisse und die Situation des einzelnen Mitarbeitenden. Einige arbeiten in Teilzeit, aus dem Home Office oder haben phasenweise ihre Reisezeit stark reduziert. Ich selber lebe ein Patchwork-Modell, welches mich in unterschiedlichen Phasen vor Herausforderungen gestellt hat. Dafür war es für mich immer besonders wichtig, mich richtig zu organisieren und zu priorisieren. Je höher man in der Karriere kommt, desto flexibler ist man im Arbeitsalltag. Zeitmanagement und Priorisierung werden dann einfacher und die Aufgaben leichter steuerbar.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten und flexible Arbeitsmodelle, um die Arbeit mit dem Privatleben vereinbaren zu können.

Was würde ich anders machen, wenn ich nochmal von vorne anfangen könnte?
Aus heutiger Sicht würde ich manche Themen gelassener angehen. Und manchmal hilft es wirklich, erstmal eine Nacht darüber zu schlafen. Man trifft dann oft die besseren und überlegteren Entscheidungen.

Welchen Tipp habe ich für junge Kolleg:innen?
Unabhängig von Beruf und Familie sollten Frauen sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Mir ist aufgefallen, dass Frauen zum Beispiel häufig bei der Angebotsvorbereitung unterstützen, bei der Angebotspräsentation selbst aber nicht aktiv werden. Ich kann meinen weiblichen Mitstreiterinnen nur ans Herz legen, sich aktiv einzubringen, eine präsente Aufgabe einzufordern, um so eine sichtbare Rolle einzunehmen.

Welche persönlichen Erfolgsrezepte habe ich bezüglich: Zeitmanagement, Priorisierung, Raus aus der Perfektionsfalle?
Nach wie vor sind das Themen, die mich immer noch beschäftigen. Durch die Vielzahl der Aufgaben sind Zeitmanagement und die richtige Priorisierung jeden Tag eine neue Herausforderung. Für mich ist es wichtig, bewusst Zeit im Kalender für strategische Themen zu blocken, damit man nicht über die Vielzahl der operativen Tätigkeiten Wichtiges aus den Augen verliert.

Wie wichtig ist ein gutes Netzwerk für mich? Wie pflege ich dieses?
Ich halte es für besonders bedeutsam, sich innerhalb und außerhalb der Firma ein Netzwerk systematisch aufzubauen. Das wird von weiblichen Kollegen häufig unterschätzt.

Wie wichtig sind persönliche Unterstützer:innen bzw. Mentor:innen dafür, beruflichen Erfolg zu haben?
Persönliche Unterstützer:innen und Mentor:innen sind meiner Ansicht nach sehr wichtig. Für mich besteht der größte Nutzen eines Mentoren-Programms darin, andere Sichtweisen zu bekommen, zudem wird man darin gestärkt, über Steine, die den Weg kreuzen, hinweg zu gehen und sich Dinge zuzutrauen. Darüber hinaus können Mentor:innen wertvolle Gesprächspartner:innen für schwierige Themen sein, die einem in einem aktiven Austausch als Ratgeber:in zur Seite stehen.

Gab es Momente oder Entscheidungen in meiner Karriere, die sich im Nachhinein als besondere Wendepunkte herausgestellt haben? Welche waren das?
Es war nie mein bewusstes Ziel, Partnerin zu werden. Ich habe vielmehr immer auf den nächsten Schritt geschaut. Meine Karriere hin zur Partnerin hat sich daraus Schritt für Schritt ergeben. Wendepunkte haben sich für mich immer ergeben, wenn ich gemerkt habe, dass die Kultur der Firma oder mein engeres Umfeld nicht mehr zu mir passten. Die bewussten Schritte raus aus diesen Situationen waren immer ein Schub für meine Karriere. Man sollte nicht zu lange aushalten und hoffen, dass sich etwas ändert. Manchmal hilft auch die Einsicht, dass man das System nicht ändern kann und man dann andere Wege finden muss.

Was bedeutet es für mich, Working Mom zu sein?
Ein Spagat und ein ständiges Ausbalancieren, um möglichst vielen Ansprüchen gerecht zu werden, insbesondere wenn man kleinere Kinder hat. Man muss beide Welten zusammenbringen und dabei für sich das richtige Modell finden. Wichtig ist, den Vater in die Pflicht zu nehmen und auch selber bereit zu sein, Verantwortung abzugeben. Und es ist extrem wichtig, für eigene Auszeiten zu sorgen und diese auch einzufordern. Die Doppelbelastung ist ein hohes Risiko für die Gesundheit..