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"Dare to get out of your comfort zone! Wir kochen alle nur mit Wasser."

Nicole berichtet über ihre Rolle als Head of Attraction und darüber, was wirklich zählt, um erfolgreich zu führen!

Hey, ich bin Nicole und seit Juni 2023 als Head of Attraction bei Deloitte an Bord.
In meinem Blog-Interview erzähle ich euch mehr über meine Rolle und Vision sowie dazu, was meiner Meinung nach eine gute Führungskraft auszeichnet. On Top habe ich noch ein paar Tipps für alle Führungsfrauen parat – sowohl beruflich als auch privat. 

Hey Nicole! Was können wir uns unter deiner Rolle als Head of Attraction konkret vorstellen?
Attraction bei Deloitte umfasst die gesamte Bandbreite von Employer Branding, also letztlich die Antwort auf die Frage „Warum sollte ich Deloitte als Arbeitgeber wählen?“. Hierzu zählen unser Webauftritt, Social Media Aktivitäten, Events an Unis, das klassische Recruiting für unsere offenen Stellen und viiieles mehr. Wir als Organisation sind dafür verantwortlich, die besten Kandidat:innen für Deloitte zu identifizieren, sie von uns zu überzeugen und letztendlich auf die passenden Positionen einzustellen. Ich durfte ein bestehendes Team übernehmen, das uns die letzten Jahre auf den 1. Platz unter den Big 4 Arbeitgebern in Deutschland gebracht hat: eine fantastische Leistung!

Welche Vision und, etwas konkreter, welche Ziele verfolgst du für das Talent Attraction Team in den nächsten Jahren?
Deloitte ist bereits heute ein attraktiver Arbeitgeber – und das wollen wir auch bleiben. In unserem „People Business“ ist es absolut geschäftskritisch, die richtigen Mitarbeitenden für uns zu gewinnen. Im aktuell sehr anspruchsvollen Talent-Markt mit starken Wettbewerbern und zunehmendem Fachkräftemangel ist das allerdings keine leichte Aufgabe. Dementsprechend ist es meine Verantwortung und damit auch Vision, gemeinsam mit dem Team heute die richtigen Grundlagen zu legen, um auch morgen ein Employer of Choice zu bleiben. Hierbei spielen Active Sourcing, Talent Relationship Management und Talent Marketing eine ausschlaggebende Rolle mit dem gemeinsamen Ziel, die passende Zielgruppe mit kantigen Botschaften über relevante Kanäle zu erreichen. Anschließend ist natürlich ein schneller und wertschätzender Recruiting-Prozess ausschlaggebend. Ich freue mich schon, gemeinsam mit dem Team neue Wege auszuprobieren und im Sinne von „fail forward fast“ schnell zu erkennen, was uns hilft und was nicht.

Du bist für eine Organisation mit ca. 120 Mitarbeitenden verantwortlich und hast eine Tochter ohne Großeltern in der Nähe. Wie wuppst du das, Karriere und Familie?
Das „wuppe“ ich definitiv nicht alleine. Mein Mann arbeitet auch Vollzeit und wir teilen uns die privaten Aufgaben 50/50. Das haben wir vor der Schwangerschaft auch ganz offen so besprochen und klären regelmäßig, wer wann was übernimmt – sei es Einkaufen, Essen richten, ein leider manchmal krankes Kind betreuen oder Playdates organisieren. Mein größter Tipp: Hilfe annehmen und, noch besser, aktiv anfragen. Bastelt euch euer „Dorf“ zusammen, ganz getreu dem Motto „it takes a village to raise a child“. Wir haben einen tollen Kindergarten, eine super Nachbarschafts-Community mit Kindern im ähnlichen Alter und unsere Babysitterin macht die ein oder andere Date Night möglich. Und wenn es wirklich mal hart auf hart kommt und zum Beispiel alle gleichzeitig krank sind: es hilft diese Phasen anzunehmen und zu wissen: es kann nur besser werden! 😊

Meine Verantwortung und Vision: gemeinsam mit dem Team heute die richtigen Grundlagen legen, um auch morgen ein Employer of Choice zu bleiben.

Was zeichnet für dich persönlich eine erfolgreiche Führungspersönlichkeit aus und was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften, die man dafür mitbringen sollte?
Die Welt im Jahr 2023 ist geprägt von Globalisierung, Fachkräftemangel, dem Klimawandel und natürlich der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz. All diese Veränderungen geschehen rasend schnell. Kaum ist ein Change verdaut, wartet der nächste. Unternehmen sind mehr denn je gefordert, unter Unsicherheit zu arbeiten und Entscheidungen zu treffen. Und gute Führungskräfte sind hierzu einer der wichtigsten Treiber. Für mich sind es drei Skills bzw. Verhaltensweisen, die eine Führungskraft in einem solch komplexen System erfolgreich machen:

  1. Den Purpose und die Vision klar machen: Wir alle wollen für eine Sache arbeiten, die wir verstehen und mit der wir uns identifizieren können. Die erste Aufgabe einer Führungskraft ist es also, die Sinnhaftigkeit einer Tätigkeit immer wieder zu erklären. Warum machen wir das, was wir machen? Welchen Impact hat meine Aufgabe? Was würde passieren, wenn es uns nicht mehr gibt?
  2. Das Team „empowern“: Die meisten Innovationen gibt es da, wo das gesamte Team an der Entscheidungsfindung beteiligt ist und die Aufgaben eigenständig und eigenverantwortlich erledigen kann. Dazu muss eine Führungskraft Verantwortung delegieren und sicherstellen, dass Entscheidungen auf der niedrigsten Ebene getroffen werden können. Natürlich ist es dabei mindestens genauso wichtig, dass das Team Unterstützung erhält und die Führungskraft als Sparringspartner zur Verfügung steht. Es ist wichtig, Fehler zu erlauben, und noch wichtiger, dass aus ihnen auch gelernt wird. So darf und muss eine gute Führungskraft im letzten Schritt dann auch die Teammitglieder „accountable“ halten für deren Ergebnisse.
  3. Reflektieren – und viele verschiedene Perspektiven einholen: Niemand mehr kann heute alleine die richtigen Entscheidungen treffen. Um Situationen in ihrer Komplexität zu verstehen, muss eine Führungskraft neugierig und reflektiert sein. Sie muss verschiedene Meinungen hören, teilweise ermutigen oder auch einfordern. Sie muss offen sein für unbequeme Wahrheiten. Das gilt für das eigene Team, aber auch für relevante Stakeholder und Kunden. Hier zeigen sich die Benefits von „Diversity“ ganz deutlich: jeder von uns hat seine Sicht auf die Dinge, die geprägt ist von Kultur, Herkunft, Glaubenssätzen und Erfahrungen. Wir können alleine nie die ganze Wahrheit sehen. Somit brauchen wir den Input von Personen, die anders sind als wir. So können wir schneller erkennen, welche Konsequenzen unsere Entscheidungen haben könnten und abwägen, ob das, was wir vorhaben, sinnvoll ist und erfolgreich sein kann.

Führst du heute anders als noch vor 5 Jahren? Falls ja, inwiefern und warum?
Ohja. 😉 Vor 5 Jahren war ich noch eine verhältnismäßige „junge“ Führungskraft und noch stark an meinen „Individual Contributor“ Glaubenssätzen gebunden:

  • „The buck stops with me“: Ich bin die Führungskraft und verantwortlich. So dachte ich, dass meine „Verantwortung“ darin bestünde, dass ich meinen Beitrag leiste und „hands-on“ Aufgaben übernehme. Ich glaube immer noch an „leading by example“, aber versuche inzwischen viel mehr, Verantwortung zu delegieren und als Sparringspartner zu unterstützen.
  • „Das muss doch schneller gehen – oder: warum dauert das eigentlich so lange?“: Ich hatte noch nicht verstanden, dass man alleine einen Sprint gewinnt, im Team aber einen Marathon. Es geht hierbei in einzelnen 100m Abschnitten durchaus weniger schnell, aber man kommt zusammen so viel weiter!
  • „Ich habe es doch erklärt“: Eine der größten Learnings war für mich die „Change Kurve“. Nur weil ich letzte Woche vielleicht mal meine Vision oder Strategie gezeigt habe, ist sie noch lange nicht verstanden und schon gar nicht „übernommen“. Hierzu braucht es so viel mehr an Kommunikation, an Fragen stellen, an Einbindung vorher und währenddessen – und überhaupt an Change Management Skills.

Welche Tipps und Erfahrungswerte kannst du darüber hinaus allen Frauen geben, die gegebenenfalls noch an sich zweifeln, ob sie das Zeug zur Führungskraft haben?
Dazu habe ich einen Tipp, eine Realität und einen Lieblingsspruch:

Mein Tipp: Dare to get out of your comfort zone! Wir kochen alle nur mit Wasser. Wenn du zum ersten Mal eine Führungsaufgabe übernimmst, bist du nie perfekt. Und überhaupt: du wirst auch nie perfekt sein. Aber alle anderen sind das auch nicht 😉. Es geht darum zu lernen, sich zu entwickeln, Fehler einzugestehen und Dinge beim nächsten Mal besser zu machen. Sagen zu können „Ich weiß es nicht“ – und es dann herauszufinden.

Die Realität: Be prepared to feel uncomfortable! Aus der Komfortzone raus, heißt nun mal auch: Du wirst dich unsicher fühlen. Du wirst an dir zweifeln. Aber das gehört dazu und macht dich letztendlich zu einer besseren Führungskraft. Denn wer zweifelt, hinterfragt und reflektiert. Und das ist heute wichtiger denn je! Mit jedem Thema, an dem du anfangs verzweifelt bist, dann gelöst hast und später in abgewandelter Form wieder begegnest, steigt dein Selbstbewusstsein. Der Blick zurück zeigt dir dann, wie weit du schon gekommen bist.

Mein Lieblingsspruch: Wenn du aufhörst, besser werden zu wollen, hast du aufgehört gut zu sein.

Du wohnst gemeinsam mit deinem Mann und deiner Tochter in der Nähe von München. Wie verbringst du am liebsten deine Freizeit?
Nach München zu ziehen war für uns in 2011, nach 4 Jahren Stockholm, eine ganz aktive Entscheidung, denn wir lieben die Berge. Meine Freizeit verbringe ich daher auch am liebsten draußen und aktiv. Im Sommer stehen Wandern, SUP-en oder Radeln auf dem Programm, im Winter dann Skifahren oder Rodeln. Natürlich darf auch der Einkehrschwung im Biergarten oder der Hütte nicht fehlen, genauso wenig wie das bayrische Bier oder die unglaublich gute Restaurant-Szene in München. 😊