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"Über die Zeit ist es meine Passion geworden, mit Daten und Algorithmen einen Business-Mehrwert zu generieren."

Künstliche Intelligenz ist längst kein Hype mehr, sondern die Zukunftstechnologie. Sie beeinflusst inzwischen jede Branche – auch unsere Beratung. Sören ist Research & Tech Lead in unserer Consulting Garage und gibt Einblicke, welche KI-Tools wir bei Deloitte selbst entwickeln und welchen Einfluss die Nutzung von AI auf unser Business hat.

Hallo, ich bin Sören, bin 30 Jahre alt und arbeite in unserer Innovationseinheit, der Garage, mit Fokus auf produktbasierter Beratung. In meinem Physikstudium habe ich mir die Entwicklung des frühen Universums angeschaut. Daten und Algorithmen waren also schon immer meine Passion. Diese Leidenschaft hat mich über ein Start-up schließlich zu Deloitte geführt. 

Hi Sören! Du hast Astrophysik studiert und bist heute bei uns Tech Lead in der Garage. Das klingt erstmal nach zwei völlig verschiedenen Welten. Erzähl uns doch mal, wie es dazu kam und was du genau machst.
In meinem Studium habe ich mir angeschaut, wie sich das Universum in frühen Stadien entwickelt hat. Das hat eigentlich so gar nichts mit dem zu tun, was ich mittlerweile bei Deloitte mache. Aber – und da kommen wir der Sache näher – es war sehr datengetrieben. Über die Zeit ist das meine Passion geworden: mit Daten und Algorithmen einen Business-Mehrwert zu generieren. Das habe ich dann erstmal als klassischer Softwareentwickler in einem Start-up gemacht, das dann von Deloitte aufgekauft wurde.

Als Entwickler baust und entwickelst du Software, siehst aber am Ende meist gar nicht, was damit passiert und welchen Impact du beim Kunden generierst. Deshalb bin ich auf die andere Seite gewechselt – in die produktbasierte Beratung. Beides zu verbinden, fand ich sehr spannend, was mich letztendlich zu unserem Gnosis Intelligence Center geführt hat, wo ich mein technisches Verständnis mit betriebswirtschaftlichem Wissen kombinieren kann. Als Innovation und Tech Lead treibe ich die Produktentwicklung rund um GenAI voran. Dafür muss man nah am Puls der Zeit bleiben, unsere Nutzer:innen und Kunden verstehen und sich sehr gut mit den KI-Algorithmen auskennen. 

Du hast gerade das Gnosis Intelligence Center erwähnt. Was können wir uns genau darunter vorstellen und welchen Mehrwert bietet es euch?
Das Gnosis Intelligence Center, kurz GIC, ist ein inhouse entwickelter KI-gestützter, digitaler Co-Pilot, mit dem unsere Deloitte-Kolleg:innen weltweit Zugang zu einer Reihe leistungsfähiger KI-Applikationen erhalten. Diese Tools wurden speziell für die Bedürfnisse unserer Berater:innen entwickelt und entstehen aus der Kombination proprietärer Algorithmen, die wir bei Deloitte entwickelt haben, neuester GenAI-Technologie sowie dem Methoden- und Erfahrungswissen unserer Deloitte-Expert:innen.

Mit Gnosis sind wir beispielsweise in der Lage, Marktforschungsaktivitäten großflächig zu automatisieren, indem wir täglich Millionen von Datenpunkten aus ca. 2,6 Mio. hochkarätigen Quellen, z. B. Nachrichten, Fachzeitschriften, Blogs und Journals, scannen, um daraus kritische und relevante Informationen zu ziehen – immer bezogen auf eine Business-Fragestellung. Das GIC arbeitet unter anderem mit einem von uns trainierten Algorithmus, der diese relevanten Inhalte identifiziert. So erhalten wir bessere Resultate und eine höhere Qualität und arbeiten durch die Automatisierung deutlich effizienter. 

Ergänzend können unsere Kolleg:innen noch mit einem GenAI-Chat interagieren: „Nenne mir zehn Risikofaktoren, die im Geschäftsfeld meines Kunden gerade auftauchen“ oder „Worauf sollte mein Kunde in der Chemieindustrie achten, wenn er GenAI anwenden möchte?“ sind nur zwei
Beispiele. Wir kombinieren dann die kuratierten Insights mit unserer „Deloitte-DNA“ – also unseren Frameworks, Best Practices und Experteneinschätzungen. So entsteht eine unglaublich befruchtende Verbindung aus unserem Beraterwissen und den neuesten relevanten Marktdaten und -insights. 

Grundsätzlich ist es ein riesiger Wettbewerbsvorteil, unseren Kunden so ein Tool anbieten zu können. Wenn wir bei einem Pitch oder bei Kundenprojekten zeigen, dass wir diese Technologien bereits bei uns etabliert haben und einsetzen, erhöht das unsere Überzeugungskraft.

"Über die Zeit ist es meine Passion geworden, mit Daten und Algorithmen einen Business-Mehrwert zu generieren."

Hast du ein paar konkrete Beispiele für uns, wie Gnosis in der Praxis eingesetzt wird?
Gnosis bietet sehr vielseitige Möglichkeiten. Man kann es beispielsweise nutzen, um technologische Innovationen zu identifizieren, aber auch, um Risiken zu antizipieren und dann ein Frühwarnsystem zu bauen. Möglicherweise stelle ich fest, dass ein bestimmtes Start-up, das ich vorher nicht auf dem Schirm hatte, mein Geschäftsmodell disruptieren kann – davon sollte ich wissen. Vielleicht möchte ich es kaufen – das GIC kann also auch beim Identifizieren von Investitionsmöglichkeiten unterstützen und Opportunities aufdecken. 

Außerdem unterstützt es mich bei der Markt- und Wettbewerbsbeobachtung: Was macht eigentlich mein Markt? Wie bewegen sich meine Wettbewerber und wie haben sie sich strategisch aufgestellt? Was bedeutet das in Bezug auf meine eigene Strategie? 

Das klingt, als ob der Einsatz von KI die Beratungstätigkeit generell verändert. Nimmst du das auch so wahr?
Neue Technologien wie GenAI beeinflussen die Geschäftsmodelle jeder Branche, also auch unsere. Wir stellen fest, dass unsere Kunden mithilfe von GPT-Tools Tätigkeiten selbst durchführen können, die wir als Berater:innen vorher übernommen haben, z.B. die Konzeption eines Innovationsworkshops oder eines kleineren Projekts. Das führt manchmal dazu, dass Kunden uns stärker challengen und uns fragen, was denn unser Mehrwert als Berater:innen ist. Der liegt klar in unserer Expertise und unserer Erfahrung. Wir schauen aus verschiedenen Blickwinkeln auf ein Problem, indem wir z.B. unsere Expert:innen aus anderen Bereichen hinzuziehen. Das ist es, was uns bei Deloitte auszeichnet: Wir sind sehr breit aufgestellt und haben Expertenwissen zu sehr vielen, sehr unterschiedlichen Fragestellungen im Haus. Außerdem haben wir im Hintergrund jede Menge Erfahrung aus anderen, vergleichbaren Projekten, die wir einbringen können. Wir entwickeln also eine Lösung, können diese fundiert begründen und im Anschluss auch noch implementieren. 

Ändern sich dadurch auch die Anforderungen an (zukünftige) Berater:innen? Welche Tipps hast du für alle, die sich für einen Berufsstart im KI-gestützten Consulting interessieren?
In der KI-gestützten Beratung geht es darum, Geschäftsprobleme in Lösungen zu übersetzen, die auf den neuesten GenAI-Technologien basieren. Wer heute und in Zukunft KI nutzen will, um einen Mehrwert für seine Kunden zu schaffen, benötigt daher vor allem ein gutes Verständnis von ihren geschäftlichen Herausforderungen und ihrer Industrie. Dazu kommt ein solides Verständnis der neuen Technologien. Wer es schafft, technisches (Fach-)Wissen und Geschäftsexpertise gut zu kombinieren, hat das Zeug zum oder zur Berater:in der Zukunft. Ich empfehle aber auch, über den Hype hinauszuschauen. KI ist kein Selbstzweck und nicht jedes Problem lässt sich damit lösen. Man sollte daher kritisch abwägen, wo sich der Einsatz der neuen Technologie lohnt und sich beispielsweise fragen, wie KI rechtssicher in ein Unternehmen eingebettet und in die bestehenden Prozesse des Kunden integriert werden kann.

Die KI-Landschaft ist sehr schnelllebig und es gilt, sich über neue Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Laufenden zu halten. Meiner Meinung nach wird sich der Einsatz von (generativer) KI in Zukunft weiter normalisieren und ein weiteres Werkzeug im Köcher der Berater:innen werden. Der Einsatz von KI sollte so alltäglich werden wie heute der Einsatz von PowerPoint oder Excel. Dies wird sich sicher auch in der Ausbildung der Berater:innen der Zukunft widerspiegeln. 

Du hast gerade schon die Ausbildung von künftigen Berater:innen angesprochen. Wie sieht denn aktuell ein Team bei euch aus, wenn ihr an ein Projekt herangeht?
Ich hatte ja schon erwähnt, dass wir sehr divers aufgestellt sind. Das macht unsere Teams sehr viel innovativer und schlagkräftiger als ein homogen zusammengesetztes Team. Warum? Weil wir so viel holistischer auf eine Fragestellung schauen können. Neben dem Kollegen mit klassischem BWL Background hole ich mir z.B. noch eine UX Designerin und einen Softwareentwickler ins Projektteam, vielleicht auch noch jemanden, der ein gutes Datenverständnis hat. Für manche Projekte ist es auch hilfreich, jemanden mit einer psychologischen Ausbildung an Bord zu haben. Nur so kommt man von einer coolen Idee zu einer wirklich ausgereiften Innovation.