München, 19. Januar 2023 — Ausgefallene Spiele, Partien mit niedriger Auslastung oder ganz ohne Publikum: Die durch die COVID-19-Pandemie verursachten Restriktionen machten in den vergangenen Jahren auch vor den europäischen Fußballclubs nicht halt. Während der Saison 2021/22 war es nun in den meisten europäischen Ligen möglich, zumindest weitgehend ohne Restriktionen zu spielen. Welche Auswirkungen hatte das auf die finanzielle Situation der Topclubs in Europa?
Die 20 finanzstärksten europäischen Clubs haben ein kräftiges Umsatzwachstum hingelegt und in der Saison 2021/22 einen Gesamtumsatz von 9,2 Milliarden Euro erzielt. Dies geht aus der aktuellen Deloitte Football Money League hervor, die das Prüfungs- und Beratungsunternehmen nun zum 26. Mal veröffentlicht hat. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Gesamtumsatz um 13 Prozent gestiegen – in der Saison 2020/21 lag er noch bei 8,2 Milliarden Euro. Hauptgrund ist die Rückkehr der Fans in die Stadien und die daraus resultierenden höheren Spieltagerlöse. Lagen diese im vergangenen Jahr (Saison 2020/21) lediglich bei 111 Millionen, so stiegen sie nun auf 1,4 Milliarden Euro an.
Umsatz wieder auf Vor-Pandemie-Niveau
Stefan Ludwig, Partner und Leiter der Sport Business Group, erklärt: „In der Saison 2020/21 hatten wir die niedrigsten Spieltagerlöse in der Geschichte der Deloitte Football Money League. Mit der Rückkehr der Fans in die Stadien erholt sich nun die finanzielle Situation der Clubs und wir sehen wieder ein deutliches finanzielles Wachstum. Mit 9,2 Milliarden Euro Gesamtumsatz befinden sich die Top-20-Clubs fast wieder auf dem Vor-Pandemie-Niveau. Einen ähnlich hohen Wert gab es zuletzt in der Saison 2018/19 mit damals 9,3 Milliarden Euro. Der europäische Fußball ist auf einem guten Weg. Möglicherweise kratzt der Gesamtumsatz der 20 umsatzstärksten europäischen Fußballclubs schon kommendes Jahr an der 10-Milliarden-Marke.“
Auch die kommerziellen Einnahmen verzeichneten ein kräftiges Wachstum. Sie wuchsen im Vergleich zur Vorsaison um 8 Prozent – von 3,5 Milliarden auf nun 3,8 Milliarden Euro. Demgegenüber steht jedoch ein Verlust bei den Medienerlösen in Höhe von 11 Prozent (485 Mio. Euro). In der Saison 2020/21 lagen die Medienerlöse noch bei einem Rekordwert von 4,5 Milliarden Euro. Jedoch fiel der Wert damals so hoch aus, da aufgrund von pandemiebedingten Verschiebungen ein Teil der in der Saison 2019/20 generierten Medienerlöse erst im Geschäftsjahr 2020/21 verbucht wurden.
Manchester City verteidigt Spitzenposition
Noch nie wurde die Deloitte Football Money League so stark von englischen Clubs dominiert: 11 der 20 umsatzstärksten Teams spielen in der Premiere League. Manchester City führt das Ranking mit einem Gesamtumsatz von 731 Millionen Euro an. Der Club war in der Saison 2015/16 erstmals in die Top Fünf aufgestiegen, sicherte sich dann 2020/21 den ersten Platz und konnte diese Position nun verteidigen. Die kommerziellen Erlöse von Manchester beliefen sich 2021/22 auf rekordverdächtige 373 Millionen, was einem Wachstum von 65 Millionen Euro gegenüber der vorherigen Saison entspricht.
Dicht auf den Fersen ist Real Madrid. Der Club konnte seinen zweiten Rang mit einem Gesamtumsatz von 714 Millionen Euro ebenfalls erfolgreich verteidigen. Dabei befinden sich die Königlichen finanziell gesehen noch nicht auf dem Vor-Corona-Niveau. Die Spieltagerlöse fielen um 40 Prozent niedriger aus als in der Saison 2018/19, was vor allem auf die anhaltenden COVID-19-Beschränkungen in der Saison 2021/22 zurückzuführen ist. Auch der Gesamtumsatz ist im Vergleich zu 2018/19 um 43 Millionen Euro zurückgegangen.
Größter Aufsteiger der diesjährigen Deloitte Football Money League ist der FC Liverpool (Gesamtumsatz 702 Mio. Euro). Der nordenglische Club stieg um vier Ränge (vom siebten auf den dritten Platz) auf. Damit haben die „Reds“ erstmalig Manchester United überholt, nachdem sie das UEFA-Champions-League-Finale 2022 erreicht und so zusätzliche Medienerlöse generiert hatten. Liverpool war außerdem einer von fünf Clubs, die mit Spieltagerlösen mehr als 100 Millionen Euro einnahmen.
Bundesliga-Clubs rutschen im Vergleich zur Vorsaison ab
Im Vergleich zum Vorjahr konnten die Bundesligaclubs in der Rangliste der Deloitte Football Money League ihre Plätze nicht halten. Bayern München fiel von Platz 3 in den beiden letzten Saisons im diesjährigen Ranking auf Platz 6. Borussia Dortmund rutschte auf Platz 13, nachdem das Team in den vorherigen drei Saisons stets Platz 12 belegt hatte.
Ursache für die nun niedrigeren Platzierungen der beiden deutschen Clubs ist unter anderem, dass andere Ligen ihre Stadien früher öffneten und so höhere Ticketeinnahmen generieren konnten. Zudem haben insbesondere die englischen Premier-League-Clubs von neuen kommerziellen Partnerschaften, dem Anstieg des jüngsten Rechteverkaufsprozesses sowie von positiven Wechselkursbewegungen im Geschäftsjahr profitiert.
In der Saison 2021/22 erzielte FC Bayern München einen Gesamtumsatz von 653,6 Millionen Euro, was einem Anstieg von rund 7 Prozent im Vergleich zur Vorsaison (611,4 Mio. Euro) entspricht. Haupttreiber dafür waren die Spieltagerlöse, welche um 56,7 Millionen auf 68,4 Millionen Euro zunahmen. Zudem verbuchten die Münchner im Vergleich zur Vorsaison einen Anstieg der kommerziellen Erlöse (+10 %), während die Medienerlöse um etwa 19 Prozent auf 207 Millionen Euro sanken. Aufgrund von pandemiebedingten Verschiebungen fielen die Medienerlöse 2020/21 besonders hoch aus, bewegen sich in diesem Jahr nun aber wieder auf einem ähnlichen Niveau wie 2019/20 (203,3 Mio. Euro).
Borussia Dortmund verbuchte in der Saison 2021/22 einen Gesamtumsatz von 356,9 Millionen Euro. Im Vergleich zur Vorsaison (337,6 Mio. Euro) verzeichneten die Dortmunder ein Umsatzplus von etwa 6 Prozent. Hauptverantwortlich für den Umsatzanstieg waren auch beim BVB die Spieltagerlöse (+36,9 Mio. Euro) sowie die kommerziellen Erlöse (+24,1 Mio. Euro). Die Medienerlöse gingen um 22 Prozent auf 145,1 Millionen Euro zurück, was insbesondere mit dem frühen Ausscheiden in der Champions-League-Gruppenphase zu tun hatte.
Zudem erreichte mit Eintracht Frankfurt auf Platz 22 ein weiterer Bundesligist das erweiterte Ranking in den Top 30 der Deloitte Football Money League. Der UEFA-Europa-League-Sieger konnte einen Umsatzanstieg von 77,9 Mio. Euro und damit einen Gesamtumsatz von 208,3 Millionen Euro in der Saison 2021/22 verbuchen.
„Unser Ranking der umsatzstärksten Clubs zeigt eine klare Dominanz der Premier League. Acht der elf Premier-League-Teams meldeten Umsatzsteigerungen von 15 Prozent oder mehr. Damit liegen sie deutlich über den deutschen Clubs der Deloitte Football Money League“, so Kim Lachmann, Senior Manager der Sport Business Gruppe bei Deloitte. „Auch wenn die beiden Ligen aufgrund der früheren Zuschauerrückkehr in England nur eingeschränkt vergleichbar sind, so zeigen die Zahlen dennoch die steigende wirtschaftliche Dominanz der Premier League innerhalb der europäischen Top-Clubs.“
Frauenteams erzielen im Durchschnitt Umsatz von 2,4 Millionen Euro
Für die 26. Ausgabe der Deloitte Football Money League hat Deloitte zum ersten Mal die finanzielle Situation der europäischen Top-Frauenclubs abgefragt. 15 der 17 Teams gaben Auskunft. Das Ergebnis: Der durchschnittliche Umsatz der befragten Clubs betrug 2,4 Millionen Euro in der Saison 2021/22.
Der FC Barcelona erzielte mit seiner Frauenmannschaft die höchsten Einnahmen aller in der Saison 2021/22 in der Deloitte Football Money League betrachteten Teams. Der FC Barcelona Femení, Gewinner der UEFA Women's Champions League 2021 und Finalist 2022, erzielte in der Saison 2021/22 Einnahmen in Höhe von 7,7 Millionen Euro.
Manchester United meldete die zweithöchsten Umsätze für seine Frauenmannschaft (6 Mio. Euro), gefolgt von Manchester City (5,1 Mio. Euro) und Paris Saint-Germain (3,6 Mio. Euro). Die Frauenmannschaft des FC Bayern München befindet sich mit einem Gesamtumsatz von 1,7 Millionen Euro in 2021/22 im Mittelfeld auf Platz 8.
Stefan Ludwig dazu: „Große internationale Turniere haben dem Frauenfußball ein Rekordpublikum beschert und Clubs sowie Ligen auf der ganzen Welt dazu veranlasst, sich stärker auf die Weiterentwicklung zu konzentrieren. Derzeit steht der Frauenfußball jedoch noch am Anfang und die Teams fahren häufig Verluste ein. Obwohl das für junge Unternehmen erwartbar ist, besteht die Herausforderung für den Frauenfußball nun darin, eine angemessene Wachstumsstrategie zu entwickeln.“
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