München, 05. April 2024 — Elektromobilität ist in aller Munde, doch es gibt noch weitere Trends, die in den kommenden Jahren die Art und Weise, wie wir Mobilität erleben, grundlegend verändern werden. So zum Beispiel Konnektivität und neue Nutzungsarten. Deloitte hat im Rahmen einer weltweiten Umfrage allein in Deutschland rund 1.500 Menschen zu diesen Themen befragt. Eines der Ergebnisse: In einem Szenario, in dem die Befragten ein vernetztes Auto besäßen, würden 32 Prozent keinem die darüber generierten Daten anvertrauen. In China sahen das dagegen nur 6 Prozent so. Die Deutschen stehen neuen Technologien deutlich skeptischer gegenüber als etwa Menschen im asiatischen Raum. Auch gibt es im Generationenvergleich Unterschiede bei der Akzeptanz.
Falls sie einem Unternehmen oder einer Institution ihre Daten anvertrauen würden, dann wären es an erster Stelle die Autohersteller. 20 Prozent der befragten Deutschen nannten die OEMs, gefolgt von Fahrzeughändlern (12%) und Versicherungsunternehmen (10%).
Sind die Menschen hierzulande tatsächlich kritischer, wenn es um das Teilen von Daten geht? Elmar Pritsch, Partner Software Defined Vehicle bei Deloitte, erklärt: „Aus meiner Sicht sind die Deutschen nicht besonders kritisch, denn persönliche Daten werden auch über Social Media bereitwillig geteilt. Das Problem ist, dass der Nutzen einer vernetzten Mobilität bislang für viele nicht erkennbar ist. In Asien gibt es schon lange große digitale Ökosysteme, die den Menschen helfen, schnell von A nach B zu gelangen. Dabei sind sie eingebunden in liebgewonnenen Annehmlichkeiten wie etwa das einfache Bezahlen per QR Code. Die Digitalisierung in Deutschland erfolgt dagegen sehr kleinteilig. Allein fürs Parken gibt es viele unterschiedliche, teils lokale Apps. Da hinken wir leider hinterher.“
OEMs prädestiniert für Führungsrolle
Beachtlich sei, dass den OEMs das größte Vertrauen entgegengebracht wird. „Tatsächlich sind sie prädestiniert dafür, zusammen mit anderen Partnern Allianzen zu bilden und gemeinsam digitale Standards für skalierende Ökosysteme zu entwickeln“, so Pritsch.
Die befragten Deutschen befürworten am stärksten Connectivity-Services in Bezug auf Staus und alternativen Routen (56%). 54 Prozent wären interessiert an Updates zu Wartungen und Fahrzeugzustand, 52 Prozent an Updates zum Verbessern der Straßensicherheit und Kollisionsvermeidung. Jedoch: Über die Hälfte der Befragten gibt an, dass sie für solche Services nicht mehr zahlen möchte. Das würden nur 20 Prozent tun. Damit ist in den von Deloitte untersuchten Fokusmärkten* die Zahlungsbereitschaft in Deutschland am geringsten.
Deloitte hat die Verbraucher:innen auch zu neuen Arten der Nutzung befragt, etwa zum Umstieg auf Abomodelle. 19 Prozent der Befragten wären daran interessiert, den Besitz eines Fahrzeugs zugunsten eines Autoabos aufzugeben. Bei dieser Frage zeigt sich jedoch eine Diskrepanz zwischen den Generationen: Bei den 18-34-Jährigen würden rund 30 Prozent das eigene Auto gegen ein Abo tauschen, bei den über 55-Jährigen nur 12 Prozent.
Sebastian Pfeifle, Partner automobile Mobilitäts- und Finanzdienstleistungen, erklärt: „Wir sehen, dass der Anteil von Autoabos zulasten des Autokaufs über klassische Kredite zunimmt. Ein Grund dafür sind die Technologie- und Restwertrisiken der Fahrzeuge. Viele Menschen sind bezüglich des Umstiegs auf Elektromobilität verunsichert und fragen sich, wie lange sie Verbrenner noch fahren können und wie sich der Restwert etwa von Elektroautos aufgrund von Technologiesprüngen bei der Batterie entwickeln wird.“
Ein Fünftel besorgt bezüglich Wiederverkaufswert
Die Deloitte-Befragung zeigt: Rund 20 Prozent sind etwas oder sehr besorgt über den Wiederverkaufswert von Elektroautos. Bei den Verbrennern zeigen sich 41 Prozent etwas bis sehr besorgt über den Restwert der Fahrzeuge.
Als wichtigste Argumente für ein Autoabo nannten die Verbraucher:innen die volle Kostenkontrolle aufgrund einer transparenten und vorhersehbaren monatlichen Gebühr (42%), Bequemlichkeit (38%) und die Verfügbarkeit von Fahrzeugen (33%). Allerdings: Die Fahrzeugverfügbarkeit wird von 43 Prozent der Befragten auch als Hauptbedenken in Bezug auf Autoabos angegeben.
Woher kommt diese unterschiedliche Wahrnehmung? Autoexperte Pfeifle erklärt: „Das Konzept des Autoabos hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert, was zu Unsicherheit geführt hat. Charakteristisch für Autoabos ist heutzutage, dass man sich auch nur für kurze Zeit binden kann, schnell ein Fahrzeug bekommt und abgesehen vom Laden oder Tanken alle Kosten inkludiert sind.“
Für eine monatliche Einmalzahlung beziehungsweise ein Abonnement will rund die Hälfte der Befragten weniger als 200 Euro ausgeben, für 26 Prozent können es zwischen 200 und 399 Euro sein. 23 Prozent wären bereit, über 400 Euro monatlich zu zahlen.
Pfeifle geht davon aus, dass die Abozahlen weiter zunehmen werden. „Abos erleichtern den Einstieg in die Elektromobilität und sie eignen sich gut für die Zweitverwertung etwa von Leasing-Rückläufern. Wir sehen auch, dass die Gewinnmargen sich vom Verkauf hin zum Betrieb von Fahrzeugen verschieben. Aktuell ist es beispielsweise für OEMs schwierig, mit dem Verkauf von Elektroautos Geld zu verdienen.“
Anmerkung: *Zu den von Deloitte definierten Fokusmärkten zählen Deutschland, China, Indien, Südkorea, USA, Japan sowie Südostasien.
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