München, 16. Januar 2024 — Rund 1,5 Millionen Elektroautos sind derzeit auf deutschen Straßen unterwegs, bis Ende des Jahrzehnts sollen es nach Plänen der Bundesregierung 15 Millionen sein. Wie realistisch ist das, nachdem Ende vergangenen Jahres vorzeitig die Förderung für Privatpersonen weggefallen ist?
Deloitte hat Konsument:innen weltweit zu ihren Präferenzen bei der Elektromobilität befragt. Die deutschen Ergebnisse zeigen: Der Wille, sich ein batterieelektrisches Fahrzeug (BEV) zuzulegen, hat zuletzt abgenommen. In der nun veröffentlichten Studie sagen lediglich 13 Prozent der befragten Deutschen, sie würden beim nächsten Autokauf ein BEV präferieren. Im vergangenen Jahr waren es noch 14 Prozent*. Auch die Kaufabsichten für Plug-in- und Hybridfahrzeuge sanken: Von 24 Prozent* 2023 auf nun 21 Prozent. 49 Prozent würden einen Verbrenner wählen (2023: 45%*).
Befragt nach den Gründen für den Kauf eines E-Autos, gaben 30 Prozent staatliche Förderungen an. Die Hälfte der Befragten nannte die niedrigeren Treibstoffkosten gefolgt von der Sorge um die Umwelt (45%)
.„Die Umweltprämie motivierte die Menschen zum Kauf und kurbelte die Nachfrage nach Elektroautos an. Der vorzeitige Wegfall wird zu einem Einbruch bei den Verkaufszahlen führen, da Stromer immer noch deutlich teurer sind als vergleichbare Verbrenner“, so Dr. Harald Proff, globaler Sektorleiter Automotive bei Deloitte. Aktuell prognostiziert Deloitte hierzulande daher 10,35 Millionen E-Autos im Jahr 2030. Um den Hochlauf anzukurbeln, müssten schnellstmöglich bezahlbare Fahrzeuge für den Massenmarkt her. „Zwar kompensieren einige OEMs den Wegfall der Prämie nun finanziell, jedoch ergibt sich hieraus eine starke Belastung für diese Unternehmen. Bisher verdienen die Hersteller mit E-Autos kaum Geld und diese Handhabe erhöht den Druck, die EV-Kosten noch schneller zu senken“, so der Autoexperte.
Preislimit bei 30.000 Euro
Tatsächlich fragt ein Großteil günstigere Fahrzeuge nach: So gaben bei der aktuellen Befragung 55 Prozent an, dass ihr nächstes Fahrzeug abzüglich Rabatten unter 30.000 Euro kosten sollte. Die aktuell noch höheren Preise der Stromer stellen demnach eine Hürde für deren Kauf dar. Für ein Viertel der Konsument:innen dürfte das nächste Auto zwischen 30.000 und weniger als 50.000 Euro kosten. Lediglich 12 Prozent würden 50.000 Euro oder mehr zahlen.
Befragt nach den größten Sorgen bezüglich Elektroautos nannten die meisten Deutschen (55%) erneut die Reichweite. An zweiter Stelle folgen die höheren Kosten für die Fahrzeuge (42%) sowie die fehlende Lademöglichkeit zu Hause (41%). Die fehlende öffentliche Ladeinfrastruktur – 2023 noch mit 47 Prozent am zweithäufigsten genannt – folgte dieses Mal erst an sechster Stelle (37%). Als wichtigsten Aspekt beim Laden eines Elektroautos nannten 30 Prozent schnellere Ladezeiten.
Im Rahmen der Studie fragte Deloitte die Verbraucher:innen auch, inwieweit sie sich bezüglich der Umweltauswirkungen der Batterien in elektrifizierten Autos, etwa mit Blick auf Herstellung oder Recycling, Sorgen machen. Ein Großteil der Befragten (64%) gab an, darüber besorgt zu sein, während 24 Prozent sich nicht oder nicht besonders besorgt zeigten.
Deutsche im internationalen Vergleich markentreu
In Zuge der Mobilitätswende steigen neue auf Elektromobilität spezialisierte Hersteller in den deutschen Markt ein. Wie wahrscheinlich ist es, dass sie wesentliche Marktanteile in Deutschland gewinnen können?
Aktuell sagen 37 Prozent der Befragten, dass sie ihr nächstes Fahrzeug von einem deutschen Hersteller erwerben wollen, 9 Prozent liebäugeln mit dem Fahrzeug eines ausländischen OEMs. Allerdings: 55 Prozent der Befragten ist die Herkunft des Herstellers egal, solange das Auto ihre Bedürfnisse erfüllt. Die wichtigsten Kriterien für die Wahl des nächsten Fahrzeugs sind Preis (55%), Produktqualität (47%) und Fahrzeugausstattung sowie Markenbekanntheit (jeweils 39%).
Tendenziell sind die Deutschen im internationalen Vergleich jedoch eher markentreu. Aktuell planen 41 Prozent beim nächsten Autokauf die Marke zu wechseln. In den untersuchten Fokusmärkten war die Markentreue lediglich in Japan höher (35%), während beispielsweise in China 73 Prozent der dort Befragten künftig auf einen anderen Hersteller umsteigen wollen.
Dazu Dr. Harald Proff: „Die neuen Elektroautohersteller sind eine ernst zu nehmende Konkurrenz – insbesondere in dem für deutsche Hersteller so wichtigen Markt China. Unsere Befragung zeigt, dass die Menschen dort besonders wechselwillig sind und die deutschen OEMs somit weiter Marktanteile verlieren könnten.“ Aber auch im deutschen Markt, wo die Markentreue größer ist, sei es essenziell, sich nicht allzu sicher zu wähnen. „Denn auch hier ist der Preis entscheidend und auch beim wichtigen Kriterium Qualität holen die neuen Hersteller auf“, so Proff. Um weiter mithalten zu können, sei es wichtig, die Bedürfnisse der Konsument:innen zu erfüllen. Insbesondere Menschen, die im Klein- Mittelklassesegment nach Fahrzeugen suchen, seien preissensitiv.
Die Global Automotive Consumer Study ist eine Konsumentenbefragung, die Deloitte seit 2010 regelmäßig durchführt. Im Herbst 2023 wurden 27.000 Konsument:innen in 26 Ländern weltweit zu ihren Präferenzen im Bereich Automotive befragt – 1.500 davon in Deutschland. Wenn hier von Fokusmärkten die Rede ist, sind damit Deutschland, China, Indien, Südkorea, USA, Japan sowie Südostasien gemeint.
Die Prognose zum aktuellen Hochlauf der E-Mobilität in Deutschland wurde mit dem Deloitte E-Mobility Sales Forecasting Model erstellt. Mithilfe dieses Tools kann Deloitte kurzfristig Prognosen über den Hochlauf in Deutschland und in den wichtigsten Automärkten erstellen und dabei aktuelle Entwicklungen in der Autobranche einbeziehen.
*Bitte beachten: In diesem Jahr wurde die Frage zur bevorzugten Antriebsart anders ausgewertet als in den Vorjahren. Die Verbraucher:innen, die angeben, nicht zu wissen, welche Antriebsart das nächste Fahrzeug haben soll, wurden dieses Mal berücksichtigt. Um eine Vergleichbarkeit zum Vorjahr herstellen zu können, wurden die Vorjahreszahlen bei dieser Frage entsprechend der neuen Methodik neu ausgewertet. Dies führt dazu, dass sie zu den in 2023 kommunizierten Zahlen abweichen.
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