Individuelle Lösungen für das vollautomatisierte Parkraummanagement: So lautet das Versprechen des Münchener Technologieunternehmens Wemolo. Kern des Systems ist eine Kennzeichenerfassung mithilfe von Computer Vision.
Von Harald Czycholl
Parken ohne Schranken, ohne Staus und ohne Papiertickets. So lautet das Versprechen des Münchener Start-ups Wemolo. „Wir bauen innovative Parklösungen“, bringt Mitgründer Yukio Iwamoto das Geschäftskonzept des im Jahr 2019 gegründeten Technologieunternehmens auf den Punkt.
Wemolo entwickelt auf Basis von Bilderkennungstechnologie mit Künstlicher Intelligenz (KI) individuelle Lösungen für die vollautomatisierte Parkraumverwaltung auf kostenlosen wie auch kostenpflichtigen Parkplätzen. Kern der Lösung ist die Digitalisierung des gesamten Parkprozesses, von der Kennzeichenerfassung bis zur Abrechnung, wodurch Parkscheiben oder Schrankenanlagen obsolet werden. Rund 200 Mitarbeitende in sechs Ländern hat das Unternehmen aktuell.
Das Potential erkannten die Gründer im Rahmen eines Studienprojekts an der Technischen Universität München. „Wir sind dann erst mal in München von Parkplatz zu Parkplatz gelaufen und haben versucht zu verstehen, was eigentlich die Probleme und Herausforderungen auf Parkflächen sind“, berichtet Mitgründer Iwamoto. Dabei kristallisierten sich zwei wesentliche Aspekte heraus: Unzufriedenheit über die bisherige Regelung und ein hoher Zeitaufwand für die Betreiber der Parkflächen.
„Da war für uns klar, dass wir hier mit einer computerbasierten Lösung helfen können“, so der Gründer. Parken erscheint auf den ersten Blick als relativ unscheinbare Nische. „Aber genau solche Bereiche sind sehr interessant für Techgründungen, weil hier ein enormer Bedarf für die Digitalisierung und Verbesserung eines Kundenerlebnisses besteht“, erklärt Iwamoto.
Die Kunden von Wemolo kommen aus einer Vielzahl von Branchen: Der klassische Einzelhandel und Shoppingcenter zählen genauso dazu wie Kommunen, Messen, Flughäfen, Hotels, Banken und Restaurants, aber auch Freizeiteinrichtungen wie zum Beispiel Bergbahnen oder Naturparkplätze an Badeseen. Insgesamt verarbeitet das Unternehmen heute täglich über eine Million Parkvorgänge.
„Die Lösung von Wemolo verbindet bewährte Automatisierungs- mit modernster KI-Technologie. Beispiele wie diese zeigen, wie sich Mobilitätskonzepte künftig vernetzter und effizienter gestalten lassen“, sagt Andreas Reuß, Partner und Experte für digitale Ökosysteme bei Deloitte. „Seit der Gründung vor vier Jahren ist Wemolo überdurchschnittlich schnell und zugleich profitabel gewachsen. Diese Aufwärtsentwicklung in einer relativ frühen Phase honorieren wir mit dem Technology Fast 50 Award.“
Das Geschäftsmodell von Wemolo überzeugt auch Investoren: In zwei Finanzierungsrunden bekam das Start-up zunächst jeweils fünf Millionen Euro, bevor dann Ende 2022 in einer weiteren Finanzierungsrunde 15 Millionen Euro zusammenkamen, um die weitere Expansion des Unternehmens zu finanzieren. In sechs Ländern ist man mittlerweile bereits aktiv – auf Deutschland folgten zunächst Österreich und die Schweiz, dann Italien, Dänemark und Polen. Weitere europäische Märkte sollen nun folgen.
Über 2000 Parkflächen sind bereits mit der innovativen Parktechnik von Wemolo ausgestattet worden – viele weitere sollen noch folgen, auch im Ausland. Denn das Potential ist groß: Allein in der Bundesrepublik gibt es rund 500.000 Parkflächen abseits öffentlicher Straßen, in Europa sind es insgesamt sogar rund drei Millionen. Da geht also in Zukunft noch einiges für das junge Münchener Unternehmen.
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