Ausgangspunkt der Herausforderungen im Bereich der Übertragungsnetzbetreiber liegt in der ungleichen Verteilung der natürlichen Ressourcen für Wind- und Solarstrom. So muss Strom aus fluktuierender Erzeugung teilweise über weite Strecken von der Erzeugung zum Verbraucher übertragen werden. Damit vor allem stromintensive Industrien, welche sich vornehmlich im Süden und Westen Deutschlands befinden, entsprechend versorgt werden können, ist daher der weitere Ausbau von Übertragungsleitungen notwendig. Dieser Ausbau erweist sich jedoch aufgrund langwieriger Planungs- und Genehmigungsverfahren, als auch entsprechender Bürgerbegehren als schwierig.
Nicht nur überregional steigen die Anforderungen an Flexibilität und Belastbarkeit des gesamten Stromsystems. Vermehrte gleichzeitige Ausspeisung durch die E-Mobilität zeigen in Simulationsszenarien einen Ausbaubedarf in Mittel- und Niederspannungsverteilnetzen. Zusätzlich verändert sich die Erzeugerseite dahingehend, dass 95 - 98 % der Erneuerbaren Energien dezentral an die Verteilnetze angeschlossen sind. So kommt es zusätzlich zu Lastflüssen von niedrigeren auf höhere Netzebenen, weil Strom nicht immer vor Ort verbraucht werden kann. Dies wiederum erhöht den technischen Koordinierungsaufwand und die damit verbundenen Betriebskosten eines ursprünglich stark CAPEX-getriebenen Geschäfts. Regulatorische Veränderungen, darunter beispielsweise die sinkende EK-Verzinsung oder Verschärfungen der Genehmigungsverfahren, verstärken dieses Problem zusätzlich und erhöhen den Kosten- und Margendruck der Netzbetreiber.
Entlasten könnten die Möglichkeiten der Digitalisierung. Durch digital unterstütze Geschäftsprozesse wird eine transparente und effiziente Leistungssteuerung im Interesse einer wirtschaftlich nachhaltigen Unternehmensführung ermöglicht. Eine optimierte Performance des gesamten Leistungserstellungsprozesses schafft Zugang zu neuen Geschäftsfeldern und auch neue Methoden zur smarten Netzsteuerung.
Um die gesetzten Ziele der Bundesregierung von 40 - 45 % erneuerbare Stromerzeugung erreichen zu können, sind insbesondere Netzbetreiber gefordert, die benötigte Infrastruktur bereitzustellen. Dass dringend benötigte Rahmenbedingungen von Seiten der Regierung hierfür geschaffen werden, zeigt der Gesetzesentwurf zur Beschleunigung des Energieleitungsausbaus, dem das Bundeskabinett Ende 2018 zugestimmt und somit die Notwenigkeit für weitere Investitionen in die heimische Netzinfrastruktur erkannt hat.
Vergleicht man die benötigten mit den geplanten Investitionen bis 2030, wird sowohl bei den vier Übertragungsnetzbetreibern, als auch bei den Verteilnetzbetreibern deutlich, dass die bisherigen Aufwendungen nicht den kommenden Anforderungen in gleicher Höhe entgegenstehen.
Nach neuesten Schätzungen der vier zuständigen Übertragungsnetzbetreiber dürften sich die Kosten für den weiteren Ausbau bis 2030 von bisher 32 auf rund 52 Mrd. EUR erhöhen (NEP, 2019). Hierbei ist zu betonen, dass dies die notwendige Anbindung von Offshore Windenergieanlagen noch nicht einschließt, dafür müssten weitere 18 bis 24 Mrd. EUR bis 2030 aufgewendet werden. Demnach entspräche der gesamte Investitionsbedarf einer Höhe von 50 bis 74 Mrd. EUR bis 2030. Kumuliert man die durchschnittliche Investitionshöhe in die Netze der vier Übertragungsnetzbetreiber von 3 Mrd. EUR pro Jahr bis zum Jahre 2030 auf, wird ein Investitionsdefizit von bis zu 43 Mrd. EUR erkennbar.
Weitere, signifikante Anstrengungen wären notwendig, um die im Netzentwicklungsplan prognostizierten Ziele fristgerecht zu erreichen. Auf Seiten des Verteilnetzes ergibt sich im Vergleich zu den Aufwendungen im Übertragungsnetz eine ähnliche Situation. Betreiber im Nieder-, Mittel und Hochspannungsbereich weisen derzeit ebenfalls deutlich zu geringe Ausbauraten in ihrer Netzinfrastruktur auf. Laut Bundesnetzagentur wurden im Jahr 2017 geplante und im Bau befindliche Netzausbauvorhaben in Höhe von 11,1 Mrd. EUR für die nächsten 10 Jahre (2018 – 2028) eingereicht (BNetzA, 2018). Mit Blick auf die Schätzungen verschiedener Studien beziffert sich das notwendige Gesamtinvestitionsvolumen jedoch auf 20 bis sogar 50 Mrd. EUR bis 2030.
Mit dem hohen Niveau des erforderlichen Netzausbaus gehen für die Netzbetreiber auch Fragen der Finanzierung einher. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der massiv abgesenkten kalkulatorischen Zinssätze von Bedeutung. Eine Deloitte Analyse zeigt, dass sich die Höhe der kalkulatorischen Eigenkapitalverzinsung der Verteilnetzbetreiber im Durchschnitt um 27 % verringern wird und somit auch die Erlösobergrenzen um durchschnittlich 4 % für die dritte Regulierungsperiode fallen werden. Folglich sind Investitionen und Betrieb bei weitem nicht mehr so lukrativ wie noch vor einigen Jahren. Konkret bedeutet die Absenkung der kalkulatorischen EK-Zinssätze Mindereinnahmen im Zeitraum 2019-2021 von rund 2 Mrd. EUR für die gesamte Branche (ZfK, 2018).
Bereits heute belastet der Ausbaubedarf des Energienetzes die ÜNBs und zwingt sie, Maßnahmen des Engpassmanagements bei Kraftwerksbetreibern anzuordnen. Diese zusätzlichen Kosten für Netzeingriffe verursachen massive volkswirtschaftliche Mehrkosten, denn sie werden über die Netznutzungsentgelte umgelegt und fallen letztendlich dem Verbraucher zur Last. Infolgedessen trägt die Bevölkerung die volkswirtschaftlichen Kosten des bisweilen schleppenden Netzausbaus. Das zeigt auch das stetige Wachstum der durchschnittlichen Netznutzungsentgelte in den letzten Jahren von 5,73 ct/kWh (2009) auf 7,27 ct/kWh (2018) (BNetzA, 2019).
Um den Bedarf im Netz an Erneuerungs- und Erweiterungsinvestitionen abzufedern, ergreifen die Netzbetreiber daher heutzutage alternative, netzoptimierende Maßnahmen, um Kapazitäten und Flexibilität im Übertragungs- und Verteilnetz zu schaffen.
Regulatorisch erschwert die Entflechtung von Netzbetrieb und anderen Teilen der Wertschöpfungskette den Einsatz innovativer Maßnahmen, welche keine klassischen Netzbetriebsmittel oder Betriebsführungskonzepte darstellen, zwar noch; gerade diese innovativen Anpassungen werden aber die notwendige Basis für die weitere Flexibilisierung des Netzbetriebes schaffen. Smart Meter und eine effiziente Datenverarbeitung, Datensicherheit und Integration in bestehende Systeme sind absolut elementare Grundlagen, um netzorientierte Maßnahmen umzusetzen.
Auch aufgrund der zunehmenden Komplexität insb. in der Planung, Abschätzung über entlastende Maßnahmen, sowie allg. Netzbewirtschaftung sind die Unternehmen immer mehr gefordert, Optimierungen in allen Bereichen vorzunehmen und ihr Unternehmen durch diese „Transformationsphase“ zu führen.
Das Ausschöpfen von Potenzialen in den Themenfeldern des Regulierungsmanagements, des Performance Managements und bei der Suche nach neuen Geschäftsfeldern ist in der Transformationsphase der Schlüssel zum Erfolg. Ein Blick auf die Unternehmen zeigt aber, dass die überwiegende Mehrheit der Innovationen immer noch auf die Kernaktivitäten der Betreiber konzentriert ist. Hierbei geht es zumeist darum, bereits etablierte Produkte und Dienstleistungen zu verbessern, anstatt aus dem bestehenden Geschäft in das "New-to-the-Company"-Geschäft zu expandieren. Zusätzlich sollte es darum gehen, gänzlich neue Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln, die bisher noch nicht existieren. Dieser bisher zu eng verstandene Innovationsansatz kann dazu führen, dass Netzbetreiber sowohl Risiken als auch Chancen übersehen.
Bei der Beratung von Unternehmen innerhalb der Energiewirtschaft haben wir uns zum Ziel gemacht, Themenkomplexe in ihrer Gesamtheit zu betrachten. Management, Technologie und regulatorische Anforderungen werden hierbei als gemeinsam zu berücksichtigende Themenstellungen in die Ausarbeitung von Beratungskonzepten einbezogen. Erst dadurch können Herausforderungen ganzheitlich und integrativ analysiert, bearbeitet und bestmögliche Lösungen mit einem hohen Kundennutzen ermöglicht werden.
Die Bedarfe von Netzbetreibern zielgerichtet zu identifizieren, Probleme von heute zu lösen und Herausforderungen von morgen frühzeitig zu erkennen: Dies ist unser Angebot und Serviceverständnis an unsere Kunden. Unseren Beratungsfokus legen wir bereits seit vielen Jahren auf Management-Themen, die ohne Berücksichtigung der komplexen Technik und der regulatorischen Anforderungen nicht ermöglicht werden können. Unser ganzheitlicher Beratungsansatz erstreckt sich hierbei über das gesamte Aufgabengebiet der verschiedenen Akteure aus der Netzwirtschaft. Wir adressieren mit unserem Beratungsangebot Verteilnetz-, Übertragungsnetz- und Fernleitungsnetzbetreiber gleichermaßen.
Durch unsere Branchenerfahrung haben wir frühzeitig erkannt, dass viele Netzbetreiber auch jenseits der Optimierung der Erlösobergrenzen im Rahmen des Anreizregulierungs-Regimes weitere Maßnahmen ergreifen müssen. Es lässt sich zunehmend erkennen, dass systematische Performance Management-Konzepte über alle Funktionsbereiche hinweg, die auch in kostensensiblen Produktionsbereichen der Industrie zum Standard gehören, an Bedeutung gewinnen. Darüber hinaus beschäftigen sich viele Akteure auch mit der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und hier insbesondere mit Nicht-Regulierten Dienstleistungen, wie z.B. dem Erbringen von Instandhaltungsleistungen für andere Netzbetreiber oder Industrienetze. Wir von Deloitte haben zu diesen Themen bereits Netzbetreiber in ersten Projekten begleitet und entwickeln unsere Ansätze und Konzepte fortlaufend weiter. Aus diesem Grund haben wir unsere Initiative "Der smarte Netzbetreiber" lanciert, um gemeinsam mit unseren Kunden die Herausforderungen der Energiewende zu meistern.
Unser erfahrenes und interdisziplinäres Team begleitet Sie in Zeiten des Umbruchs der Energiewirtschaft und entwickelt maßgeschneiderte Lösungen. Kontaktieren Sie uns, gerne diskutieren wir mit Ihnen unsere Erfahrungen.