Die Finanzlage der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) ist angespannt. Rekord-Defizite aufgrund stark gestiegener Ausgaben und Herausforderungen wie der demographische Wandel erfordern einen verstärkten Fokus auf das Ausgabenmanagement. Unsere aktuelle Deloitte Studie zeigt ausgehend von einer Benchmarking-Analyse auf, wie Krankenkassen mit Hilfe innovativer Ansätze ihre Ausgaben senken und damit Wettbewerbsvorteile erzielen können.
Die GKV steckt in einer tiefen finanziellen Krise. Aktuelle Rekord-Defizite und große Spreizungen in den Zusatzbeiträgen der Krankenkassen führen zu einem erhöhten Preis- und Kostendruck im Wettbewerb. Dies hat Wechselbewegungen bei Mitgliedern in bislang nicht gekannten Ausmaßen zur Folge. Eine repräsentative Deloitte-Befragung unter GKV-Versicherten von Anfang 2025 hat ergeben, dass knapp 10 Millionen Mitglieder (ca. 17% aller Mitglieder) eine hohe bis sehr hohe Wechselbereitschaft aufweisen. Vor dem Hintergrund einer sich langfristig weiter verschärfenden Finanzsituation zeigt sich immer deutlicher: Niedrige Beitragssätze werden zunehmend zum entscheidenden Kriterium für Versicherte.
Potenzielle Maßnahmen für Krankenkassen beziehen sich aufgrund der Regulatorik fast ausschließlich auf die Kosten-/Ausgabenseite. Technologische Innovationen wie künstliche Intelligenz, Cloud-Lösungen und Process Mining / Process Bionics bieten aktuell neue Möglichkeiten und spielen eine zentrale Rolle in der Optimierung von Prozessen und der Senkung von Leistungs- und Verwaltungsausgaben. Beispielsweise schaffen neue KI-/datenbasierte Auswertungen von Markt- und Versorgungsinformationen neue Potenziale im Leistungsausgabenmanagement.
Unsere Analyse zeigt, dass die GKV in Summe durch gezielte Maßnahmen bis zu 13 Milliarden Euro einsparen könnte – das entspricht bis zu 0,7 Beitragssatzpunkten. Es ist wichtig zu betonen, dass Krankenkassen unterschiedliche Reifegrade/ Ausgangspositionen im Ausgabenmanagement haben und entsprechend unterschiedliche Potenziale bestehen. Aus unserer Projekterfahrung bestehen jedoch in Summe umfassende Potenziale sowohl bei Leistungs- als auch Verwaltungsausgaben:
Während Krankenkassen durch interne Optimierungen bereits heute aktiv werden können und sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil im zunehmend preissensitiven Umfeld erarbeiten können, sind für eine nachhaltige Finanzierung regulatorische Weiterentwicklungen des deutschen Gesundheitssystems notwendig. Grundsätzlich zählen dazu sowohl Maßnahmen zur Unterstützung der Einnahmenseite (z.B. Steuerzuschüsse) sowie der effizienten Steuerung der Ausgabenseite (z.B. Stärkung der Digitalisierung, Prävention).
Die Zeit drängt: Ohne Reformen wird sich die Finanzlage weiter verschärfen, die Bedeutung des Zusatzbeitrags im Kassenwettbewerb weiter ansteigen und die Relevanz des Ausgabenmanagements weiter zunehmen. Führungskräfte der Branche sind gefordert, jetzt alle Potenziale für eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit zu heben, während durch die Regulatorik die Weichen für eine nachhaltige Zukunft gestellt werden müssen.
Laden Sie hier die Deloitte Studie „GKV-Finanzen: Neue Wege im Ausgabenmanagement der GKV“ herunter sowie hier die Ergebnisse der
oben genannten Deloitte Befragung von Versicherten zum Kassenwechsel.