Zum Hauptinhalt springen

Umsetzungsfähigkeit des Staates

Der Staat im Wandel - Zwischen Modernisierungsstau und Reformwillen

Wie kann der Staat seine Modernisierung gestalten? Unsere Studie beleuchtet die Herausforderungen und Defizite in der öffentlichen Verwaltung und zeigt praxisnahe Lösungsansätze auf. Von Digitalisierung über Bürokratieabbau bis hin zu Fachkräftemangel – wir analysieren, wie der Staat sich zukunftsfähig aufstellen kann.

Die öffentliche Verwaltung ist das Rückgrat eines funktionierenden Staates. Doch in den vergangenen Jahren haben sich über verschiedene Verwaltungsbereiche, -ebenen und -verfahren hinweg Schwachstellen gezeigt. Diese Probleme betreffen nicht nur die Behörden selbst, sondern auch Bürger:innen und Unternehmen, die auf eine umsetzungsfähige Verwaltung angewiesen sind. Unsere Studie beleuchtet diese Herausforderungen und zeigt konkrete Lösungsansätze auf, um den Staat wieder handlungsfähig zu machen.

Im März 2025 haben wir dazu einen Vorabbericht veröffentlicht, der anhand von fünf Kernbotschaften für die öffentliche Verwaltung Einblicke in die Resultate einer repräsentativen Umfrage unter Bürger:innen sowie Entscheider:innen aus der Privatwirtschaft gibt. Außerdem wurden erste Erkenntnisse aus Interviews mit Führungskräften aus den drei föderalen Ebenen der öffentlichen Verwaltung geteilt. Die vorliegende Studie erweitert diese Perspektive und stellt neben den quantitativen Ergebnissen umfassend die qualitative Perspektive dar, um darauf aufbauend drei zentrale Handlungsempfehlungen abzuleiten.

 

Fünf Kernbotschaften für die Öffentliche Verwaltung
 

Die Daten belegen: Bevölkerung, Wirtschaft und die Verwaltung zweifeln an der Umsetzungsfähigkeit des Staates

Das Vertrauen in die Fähigkeit der Verwaltung, flexibel und zukunftsorientiert zu agieren, ist sowohl in der breiten Bevölkerung als auch in der Wirtschaft gering. Gleichzeitig sieht sich die Verwaltung an den strukturellen Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit.
 

Es ruckelt an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Politik

Viele Verwaltungsangehörige sehen ihre zentrale Aufgabe in der Erfüllung gesetzlicher Aufträge und politischer Entscheidungen. Dieses Selbstverständnis steht im Konflikt mit den Erwartungen der breiten Bevölkerung und der Wirtschaft. Es werden sichtbare Ergebnisse erwartet, wie beispielsweise das entschiedene Voranbringen der Digitalisierung. Diesem Anspruch kann die von Krisen getriebene Verwaltung derzeit nicht ausreichend gerecht werden.
 

Mangelnde Vernetzung und überbordende Bürokratie hemmen die Zukunftsfähigkeit

Als größte Herausforderungen sehen 82 Prozent der Führungskräfte aus der Wirtschaft und 80 Prozent der Deutschen das Übermaß an Bürokratie und Regulierung. Dies deckt sich mit der Erfahrung der Führungskräfte der Verwaltung: Die Komplexität und Geschwindigkeit der Gesetzgebung in Kombination mit einer kritischen Personallage und einem hohen Koordinierungsaufwand gefährden die Vollzugstauglichkeit der Verwaltung.
 

Modernisierung muss bei den strukturellen Problemen ansetzen

Die quantitativen und qualitativen Umfrageergebnisse zeichnen ein deutliches Bild: Dem Bürokratieabbau, der Digitalisierung der Verwaltung und einer Verwaltungsreform werden große Potenziale eingeräumt. Wesentliches Verbesserungspotenzial sehen die Führungskräfte der Verwaltung in der Schnittstelle zwischen politischen Entscheidungen und deren Umsetzung. Eine strukturelle Modernisierung muss Prozesse Ende-zu-Ende denken und Abläufe optimieren. Dazu gehört eine effiziente und effektive Digitalisierung, welche Durchgängigkeit und Vernetzung zum Ziel haben muss. Gleichwohl ist die Digitalisierung kein Allheilmittel und muss von grundlegenden Modernisierungsreformen sowie einer kritischen Betrachtung der Aufgaben und Vollzugsmechanismen begleitet werden.

Führungskräfte sollten ihren individuellen Handlungsspielraum voll ausnutzen

Für das Gelingen der Modernisierung müssen Behördenleiter:innen Freiräume gezielt ausschöpfen und diese ihren Mitarbeitenden gleichermaßen eröffnen. So können sie Innovationen vorantreiben, Silostrukturen überwinden und eine Kultur des gemeinsamen Lernens etablieren. Führungskräfte, die diese Balance zwischen Vorgaben und Eigeninitiative meistern, können die Verwaltung nicht nur als Dienstleister der Politik positionieren, sondern auch als aktiven Mitgestalter moderner, zukunftsfähiger Lösungen.

 

Ergebnisbericht: Handlungsempfehlungen zur Steigerung der Umsetzungsfähigkeit

Aus den Ergebnissen abgeleitet, identifiziert unsere aktuelle Studie drei zentrale Hebel, um die Umsetzungsfähigkeit des Staates zu verbessern:

1. Vollzugsorientierung stärken

Gesetze sollten praxisnah gestaltet und die Perspektive der Vollzugsbehörden systematisch eingebunden werden. Normenkontrollräte auf Landesebene könnten die Gesetzgebung effizienter machen. Gleichzeitig braucht es längere Fristen für die Umsetzung neuer Regelungen, um den Behörden ausreichend Zeit zur Anpassung zu geben.

2. Flexibilisierung ermöglichen

Die Reduktion von formalen Zugangskriterien zum öffentlichen Dienst und Reformen der Laufbahnregelungen könnten den Fachkräftemangel abmildern. Zudem sollten leistungsorientierte Anreize und flexiblere Personalregelungen eingeführt werden, um die Attraktivität des öffentlichen Dienstes zu steigern.

3. Digitalisierung vorantreiben

Medienbruchfreie Ende-zu-Ende-Digitalisierung und zentrale Basiskomponenten könnten die Verwaltung entlasten. Innovative Ansätze wie Experimentierklauseln sollen Raum für neue Lösungen schaffen. 
 

Hinweise zur Methodik

Deloitte beauftragte das Meinungsforschungsinstitut Civey mit einer repräsentativen Online-Umfrage, um das wahrgenommene Vertrauen in die staatliche Umsetzungsfähigkeit zu erfassen. Die Umfrage umfasste 10.000 deutsche Bürger:innen und 2.000 Entscheidungsträger:innen aus der Privatwirtschaft und wurde im Oktober und November 2024 durchgeführt.  Die Stichprobe ist repräsentativ. Durch Quotierungs- und Gewichtungsverfahren wurden Unterschiede zwischen der erhobenen Stichprobe und der Zielgruppe ausgeglichen.

Ergänzend wurden in Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam Interviews mit 25 Vertreter:innen aller föderaler Ebenen aus der öffentlichen Verwaltung durchgeführt. Diese Interviews fanden zwischen Oktober 2024 und Februar 2025 statt und wurden nun im Ergebnisbericht der Studie abschließend ausgewertet.

Laden Sie hier usnere aktuelle Studie herunter und erfahren Sie alle Details. 

„Es wird deutlich, dass eine Modernisierung von Staat und Verwaltung notwendig ist, die etablierte Prozesse und über die Jahre gewachsene Strukturen auf den Prüfstand stellt. Aus-gehend vom aktuellen Diskurs müssen nun konkrete Entscheidungen und Umsetzungsmaß-nahmen durch die Politik und Verwaltung angestoßen werden. Gleichwohl sollten auch Füh-rungskräfte der öffentlichen Verwaltung ihren eigenen Handlungsspielraum nutzen, und die Transformation der eigenen Organisation vorantreiben."
Felix Dinnessen
Partner | Government & Public Services

Fanden Sie dies hilfreich?

Vielen Dank für Ihr Feedback