Datengetriebene Innovationen erfordern eine ganzheitliche Sicht auf Kunden, ihre Bedürfnisse und ihr (transaktionales) Verhalten. Unternehmensinterne Daten spiegeln regelmäßig nur einen Ausschnitt des Kundenverhaltens wider – nämlich das am eigenen Point of Sale. Wenn sich unternehmerische Entscheidungen auf die Analyse solcher Datenfragmente stützen, resultieren aus den ergriffenen Maßnahmen oftmals adverse Effekte infolge von analytischen Fehlschlüssen. Da durch fehlende Daten verursachte Lücken auch mithilfe von KI-basierten Analyseverfahren nicht valide zu schließen sind, stellt die PoS Data Economy einen kooperativen Ansatz zur Datenakquise in ihren Mittelpunkt. Versteht man den Kunden als Individuum, das sich transaktional entlang einer Vielzahl von Points of Sale in einem breiten Ökosystem aus Unternehmen sowie privaten und öffentlichen Institutionen bewegt, ergibt sich die 360° Kundensicht durch einen möglichst umfassenden unternehmens- und sektorübergreifenden Austausch der PoS-Transaktions- bzw. Kassendaten.
In der PoS Data Economy erweitern und vertiefen Unternehmen ihre internen Kunden- und Transaktionsdaten mit komplementären Partner- und Ökosystem-Daten. So entsteht eine belastbare Datenbasis für Netzwerkanalysen, die transaktionale Kontaktpunkte und Verhaltensmuster eines Kunden in seinem individuellen Ökosystem visualisieren (siehe folgende Abbildung). Diese eignen sich nicht nur für statische Analysen zu Kaufverhalten und Produktaffinitäten. Sie lassen sich dynamisieren und um soziale, demografische sowie physische Aspekte der Kundeninteraktion erweitern. Zum Beispiel machen die zeitlichen und örtlichen Abfolgen von Transaktionen sogenannte Gewohnheits- und Explorationspfade sichtbar, aus denen sich Erkenntnisse zu Lifestyle, Routinen oder Risikoneigung des Kunden ergeben. Im Ergebnis setzt sich die 360° Kundensicht durch eine Kernidentität des Kunden sowie mehrere Personas für verschiedene Lebenssituationen zusammen.
Die Netzwerkanalyse informiert nicht nur über den Kunden, sondern ist auch eine empirische Bestandsaufnahme zur Position und Bedeutung des eigenen Unternehmens im Ökosystem des Kunden. Durch verschiedene Instrumente zur Verschiebung von Transaktionsanreizen („Nudging“) oder die Einführung neuer Produkte und Services lässt sich diese beeinflussen. Bei der Entwicklung datengetriebener Services im B2C- und B2B-Umfeld orientieren sich Unternehmen folglich sowohl am Kundennutzen als auch an den kundenrelevanten Effekten auf die bi- und multilateralen Transaktionsbeziehungen innerhalb des Ökosystems. Der Innovationsgrad und die Zielgenauigkeit hängen vom Umfang und der Granularität der verwendeten Transaktionsdaten ab.
Die Netzwerkanalyse sowie die aktive Steuerung der Position des eigenen Unternehmens im Ökosystem erfordern die Integration in das Transaktionsnetzwerk. Payment-Daten sowie die Zahlungsabwicklung sind in der PoS Data Economy daher nicht nur von analytischem Interesse, sondern eignen sich auch als verbindendes Element und infrastrukturelle Komponente. Die Blockchain-Technologie erweitert diese Komponente um leistungsfähige Rails. So entsteht eine digitale Infrastruktur für ein Internet of Payments und ein Internet of Trusted Data, die die partizipierenden Akteure zur kooperativen Umsetzung innovativer, kundenzentrischer Services befähigt:
Während die PoS Data Economy alle Industrien mit Kundeninteraktion an Points of Sale betrifft (wie z.B. stationärer Einzelhandel, Online-Handel, Digitaldienste, Finanzdienstleister, Telekommunikation, Energie, Gesundheitswesen, Sport und Freizeit – aber auch Vereine, Non-Profit-Organisationen und öffentliche Institutionen), verfügen Banken aufgrund ihrer zentralen Aggregatoren-Rolle im Zahlungsverkehr über eine exponierte Stellung im Transaktionsnetzwerk. Die Konto- und Transaktionsdaten der eigenen Kundenbeziehung bieten bereits eine umfangreiche Basis für Netzwerkanalysen, die Banken allerdings noch zusätzlich durch das „Verknüpfen“ der Girokonten bei anderen Instituten erweitern. Eine weitere Ausbaustufe ist die Vertiefung der Daten. Diese kann etwa durch die Anreicherung einer Kartentransaktion im stationären Einzelhandel um den digitalen Kassenbon mit granularen Produkt- und Preisinformationen oder die Verknüpfung der Bargeldabhebungen mit den bargeldlosen Transaktionen bei einem Einzelhändler erfolgen. Für Banken ergeben sich somit substanzielle Chancen, um die Kundenbindung und das Wachstum durch die Steigerung von Erträgen aus bestehenden und neuen Services zu erhöhen.
Wenn sich Banken und Finanzdienstleister frühzeitig mit der PoS Data Economy beschäftigen und sich strategisch positionieren, bietet dies die Aussicht auf die Innovationsführerschaft – und eine entsprechende Wahrnehmung bei den Kunden. Dies gilt auch, obwohl Dritte und damit auch alle anderen Unternehmen auf Kundenwunsch prinzipiell Zugang zu den Konto- und Transaktionsdaten der Banken erhalten können (PSD2). Banken sind gut beraten, ihre regulatorische Expertise als Kernkompetenz etwa für den Aufbau einer Plattform für den Datenaustausch als sichere Infrastruktur und Service für das Ökosystem zu nutzen – parallel zu der Entwicklung eines europäischen Rechtsrahmens für cross-sektoralen Datenaustausch. Als Betreiber einer solchen Plattform können sie neben Privatkunden auch Firmenkunden sowie öffentliche Institutionen eine Reihe Analytics-basierter Services anbieten. So lässt sich mithilfe von Transaktionsdaten beispielsweise auch innovative Research für verschiedene Adressaten betreiben. Informationen zur Preisentwicklung anhand von Echtzeit-Inflationsraten, zur Effektivität von Politikmaßnahmen (Geld-, Steuer- und Sozialpolitik) oder Veränderungen im Konsum- und Zahlungsverhalten dürften für Zentralbanken, Ministerien oder weitere Akteure des öffentlichen Sektors von Interesse sein.
Deloitte unterstützt Sie auf dem Weg in die PoS Data Economy.
Die Entwicklung der PoS Data Economy wird primär durch die rechtlichen Rahmenbedingungen für den sicheren und datenschutzkonformen Austausch der Daten sowie deren Nutzung bestimmt. Angesichts bereits angestoßener Initiativen auf nationaler wie europäischer Ebene sollten sich Unternehmen schon heute mit der PoS Data Economy befassen und sich ein Bild von der eigenen Positionierung machen. Deloitte begleitet Sie auf diesem Weg und reduziert mit einem erprobten Vorgehensmodell die Komplexität bei der Evaluierung und Priorisierung möglicher Anwendungsfälle. Den Kern des Modells bildet ein evolutionär auszugestaltender Proof of Concept (PoC):
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