Die Zulassungen für Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotoren werden aktuellen Prognosen zufolge bis zum Jahr 2030 um bis zu 3 Mio. Fahrzeuge zurückgehen. Durch die Transformation hin zur Elektromobilität und die dafür notwendigen Investitionen wird auch die Gesamtprofitabilität der Unternehmen in den nächsten Jahren belastet – vermutlich werden erst ab 2023 auch Elektrofahrzeuge zum Gewinn beitragen.
Zur Transformation hin zu alternativen Antrieben gibt es aber keine Alternative, weil die EU-weit geltenden Richtlinien zur CO₂-Emission sonst nicht eingehalten werden können und Strafen in Milliardenhöhe drohen. Die wichtigen Fragen sind also:
Die aktuelle Studie ermittelt den Status quo der Elektromobilität in Deutschland. Sie untersucht die Auswirkungen, welche die Maßnahmen bis zum Jahr 2019, die COVID-19-Pandemie und das Konjunkturpaket 2020 auf die zukünftige Entwicklung haben werden, und liefert Ansätze und Handlungsempfehlungen, wie die Automobilindustrie den Wandel beschleunigen kann.
Auch wenn sich die Automobilindustrie in den nächsten 10 Jahren bis 2030 dramatisch verändern wird, spielen bisherige Erfolgsfaktoren wie Größe und Verbundvorteile weiterhin eine große Rolle, weil Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Fahrzeugen sehr kapitalintensiv sind und bleiben werden.
Langfristig werden alternative Antriebe Verbrennungsmotoren ablösen und ersetzen. In der Übergangszeit geschieht dies auch über Hybridantriebe, um bestehende Wertschöpfungsketten auszuschöpfen und zugleich die CO₂-Vorgaben einzuhalten.
Die aktuelle Pandemie beeinflusst die bisherigen Planungen von Unternehmen und Politik zur Elektromobilität dabei durchaus. Deloitte hat dies vor Kurzem in einer Prognose für den deutschen Markt nach COVID-19 und dem Konjunkturpaket 2020 untersucht.
Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie abzufedern, hat die Bundesregierung im Juni 2020 ein Konjunkturpaket auf den Weg gebracht, bei dem nicht nur Hilfen verteilt, sondern auch die strukturellen Rahmenbedingungen für ein langfristig ökologisches wirtschaftliches Handeln und die Dekarbonisierung gestärkt werden. Drei Maßnahmen stechen dabei heraus und können für einen erhöhten Absatz von zusätzlich 650.000 Fahrzeugen mit alternativen Antrieben führen:
Ursprünglich hatte die Bundesregierung geplant, bis 2030 das Ziel von 10 Mio. zugelassenen Fahrzeugen mit alternativen Antrieben zu erreichen. Die bisherigen Prognosen zeigen, dass dieses Ziel mit den Maßnahmen bis zum Mai 2020 schon um 4,3 Mio. Fahrzeuge verfehlt werden könnte. Mit den neuen Maßnahmen steigt der Erwartungswert bis 2030 auf 6,35 Mio. Fahrzeuge mit alternativen Antrieben.
Damit reichen nach derzeitigem Wissensstand die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Förderungen nicht aus, um das selbstgesteckte Ziel zu erreichen, werden aber langfristig den Absatz alternativ angetriebener Fahrzeuge beschleunigen.
In Deutschland wird sich bis zum Jahr 2030 eine deutliche Verschiebung von Verbrennern hin zu alternativen Antrieben ergeben. Allerdings werden auch in zehn Jahren Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren die Zulassungen mit einem Anteil von noch 62 % dominieren. Der Wendepunkte mit 50 % Zulassungsanteil wird unserer Prognose nach erst 2032 erreicht. Durch das voraussichtliche Auslaufen der bisherigen Fördermaßnahmen entsteht bei den alternativen Antrieben ab 2023 außerdem ein leichte Absatzdelle.
Die insgesamt positive Entwicklung und Transformation gilt es mit Nachdruck zu beschleunigen, um die Doppelbelastung für die Automobilunternehmen zu reduzieren und den Übergang zu verkürzen.
Innerhalb der diversen alternativen Antriebsarten steigt der Anteil von Elektroautos (Battery Electric Vehicles) kontinuierlich und überschreitet 2027 erstmals die Grenze von 500.000. Der Anteil der Plug-In-Hybriden an den alternativen Antrieben wird sich von aktuell ca. 41% bis zum Jahr 2030 auf ca. 9% reduzieren. Für Fahrzeuge mit Brennstoffzellentechnologie nimmt der Anteil an den Zulassungen bis 2030 kontinuierlich auf 4% zu – allerdings unter der Voraussetzung, dass es bei Batterie-betriebenen Fahrzeugen keine radikalen technologischen Verbesserungen gibt. Damit werden rein batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge den Markt der alternativen Antriebe klar dominieren.
Mit Blick auf die Entwicklung der nachgefragten Segmente innerhalb der batteriebetriebenen Fahrzeuge sind die Segmente der Klein- und Kleinstwagen in den nächsten Jahren entscheidend, um die Transformation hin zur Elektromobilität einzuleiten – denn diese Preisklasse zeigt sowohl kurz- als auch langfristig das größte Marktpotenzial. Sie haben auch für Automobilunternehmen in Bezug auf die CO₂-Vorgaben der EU das größte Potenzial, die Emissionsziele zu erreichen. Hierzu sind unter anderem aber die Produktionskapazitäten zu erhöhen und die Lieferzeiten deutlich zu verkürzen.
Automobilunternehmen müssen angesichts des radikalen Wandels, der aktuellen Dynamik und der Unsicherheiten ihr Geschäftsmodell sowie ihre Kernaktivitäten deutlich verändern. Zur Beschleunigung dieser Transformation sind für die drei Marktakteure (Unternehmen, Staat, Verbraucher) verschiedene Hebel möglich:
Diese beiden Maßnahmen würden laut unserer Prognose zu 400.000 zusätzlichen Zulassungen mit alternativen Antrieben führen.
Diese drei Maßnahmen würden laut unserer Prognose zu 1.400.000 zusätzlichen Zulassungen mit alternativen Antrieben führen, mit einem Schwerpunkt bei den Niedrigpreisfahrzeugen. Durch sinkende Preise und eine attraktivere Ladeinfrastruktur sinken die Barrieren für potenzielle Kunden.
Diese Veränderungen können die Zulassungszahlen um bis zu 350.000 Fahrzeuge mit alternativen Antrieben erhöhen.
Das Zusammenspiel aller Maßnahmen und Anstrengungen kann zu einer zugelassen Gesamtanzahl von 8,5 Mio. Fahrzeugen mit alternativen Antrieben bis 2030 führen, immerhin 2,2 Mio. Fahrzeuge mehr, als die Prognosen bisher ergeben. Den größten Hebel haben hierbei die Automobilhersteller. Sie sind der entscheidende Treiber für die Elektromobilität.
Regierungen und Unternehmen entscheiden maßgeblich über die Antriebstechnologien des zukünftigen Automarkts. Deutschland kommt als einem der wichtigsten Märkte in Europa eine besondere Vorreiterrolle zu. Die bisherigen Anstrengungen reichen für eine schnelle Transformation – die insbesondere für die Automobilindustrie überlebenswichtig ist – nicht aus und müssen über die vorgestellten Ansätze hinaus intensiviert werden.
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