Wir freuen uns, Ihnen unsere neueste Studie über M&A-Aktivitäten (Verkäufe und Über-nahmen) kleiner und mittlerer Unternehmen («KMU») in der Schweiz für das Jahr 2024 vorzulegen. Der diesjährige Bericht enthält ein Interview mit Olivier Annaheim, Chief Exe-cutive Officer der Condecta AG, der uns Einzelheiten zur kürzlich erfolgten Übernahme durch Swiss Life Asset Managers (SLAM) verrät.
Weltweit nahm die M&A-Aktivität im Jahr 2024 leicht zu, wobei die Zahl der Transaktio-nen zum Jahresende hin deutlich zurückging. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der M&A-Aktivität der Schweizer KMU wider, die um 8,7% gegenüber dem Vorjahr abnahm.
Der Rückgang der Transaktionszahlen in der Schweiz ist auf einen starken Einbruch der inländischen Transaktionen zurückzuführen. Sie verringerten sich um 28,4% gegenüber 2023, während die Crossborder M&A-Transaktionen stabiler blieben.
Die Schweizer Wirtschaft ist unverändert widerstandsfähig und damit ein attraktiver Markt für Wachstum durch M&A-Aktivitäten. Folglich stiegen die Inbound-Transaktionen, die seit Mitte 2022 einem Abwärtstrend gefolgt waren, 2024 um 5,0%. Die Outbound-Transaktionen, deren Zahl seit 2021 zugenommen hatte, gaben dagegen 2024 um 1,4% nach.
Derzeit ist der Appetit ausländischer Investoren auf Schweizer Unternehmen begrenzt. Schweizer KMU-Unternehmer zögern mit dem Verkauf ihrer Unternehmen und verstärken ihre Akquisitionstätigkeit im Ausland. Die wichtigsten Faktoren, die diese Entwicklungen beeinflussen, sind die Widerstandsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft und die Stärke des Schweizer Frankens.
Auch die Private Equity (PE)-Aktivitäten haben sich deutlich verlangsamt. Im Jahr 2023 gab es insgesamt 17 Deals weniger, an denen Schweizer KMU beteiligt waren (minus 18%), und die Zahl der Schweizer KMU, die von PE-Firmen gekauft wurden, hat sich im Vergleich zu 2022 fast halbiert.
Verhaltene Aktivität im Jahr 2024
Aufgrund der Zinssenkungen und des geringeren Inflationsdrucks stiegen die Zahl und der Wert der M&A-Transaktionen 2024 weltweit leicht an. Bei M&A-Transaktionen unter Be-teiligung von Schweizer KMU war dieser Trend nicht zu beobachten: Ihre Zahl sank von 196 im Jahr 2023 auf 179 im Jahr 2024. Der Rückgang war in erster Linie auf die Abnahme der inländischen Transaktionen um 28,4% zurückzuführen.
(Inlands- und Inbound-M&A-Transaktionen, ohne Outbound-Transaktionen)
Das Transaktionsvolumen in der Schweiz unter Beteiligung von KMU (111 Verkäufe) sank um 13% gegenüber 2023, vor allem bedingt durch einen Rückgang der inländischen Transaktionen.
Laut der jüngsten CFO-Umfrage von Deloitte bewerten Schweizer CFOs die Aussichten für die Schweiz positiv, während ihr Vertrauen in die Entwicklungen in den USA, Deutschland und China deutlich gesunken ist. Die sinkenden Erwartungen für diskretionäre Ausgaben und Investitionen deuten jedoch darauf hin, dass Unternehmen zunehmend vorsichtiger agieren. Die grössten Sorgen bereiten ihnen die geopolitischen Risiken, die Auswirkungen des Machtwechsels in den USA und, in geringerem Ausmass, die schwache Nachfrage, so-wie der Arbeitskräftemangel.
Die zunehmende Vorsicht der Unternehmen spiegelt sich in den Antworten wider, in de-nen die wachsende Bedeutung von Effizienz- und Kostenmassnahmen hervorgehoben wird, wobei der Schwerpunkt auf der Optimierung der Unternehmensstruktur und der Implementierung technologischer Lösungen liegt. Schweizer CFOs waren der Ansicht, dass Personalabbau oder der Einsatz von KI in den nächsten zwei Jahren nicht zu den wichtigs-ten Prioritäten gehören.
Der weltweite M&A-Markt lässt seit Anfang 2024 Anzeichen einer Erholung erkennen. Die Zahl der Transaktionen ist in Nordamerika deutlich gestiegen (14’385 Transaktionen im Jahr 2024 gegenüber 13’993 im Jahr 2023)1, und in Europa hat das M&A-Transaktionsvolumen insgesamt um 12% zugenommen. Die Schweiz blieb jedoch mit ei-nem Rückgang des Transaktionsvolumens um 5% hinter den Erwartungen zurück. Dieser Rückgang war auch in den Nachbarländern (Deutschland, Österreich und Italien) zu be-obachten, die im Vergleich zu 2023 geringere Transaktionsvolumina meldeten.
Darüber hinaus war das Jahr 2024 geprägt von langwierigen Prüfverfahren, die von den Wettbewerbsbehörden vor der Genehmigung von Transaktionen durchgeführt wurden, insbe-sondere bei grösseren Transaktionen. Mehrere gegen China gerichtete Treuhandvorschriften hindern asiatische Käufer ebenfalls daran, Geschäfte zu tätigen. Daher gab es in den letzten Jahren einen Rückstau an Transaktionen, die nicht zustande gekommen sind. Viele dieser Transaktionen stehen nun kurz vor ihrem Abschluss im Jahr 2025, was die Voraussetzungen für einen Anstieg der M&A-Aktivitäten schafft.
Seit Anfang 2025 haben wir eine Zunahme an Vorbereitungen neuer M&A Deals im Markt beobachtet. Dies überzeugt uns davon, dass es ein gesteigertes Interesse an M&A Aktivität unter KMUs gibt, und wir bleiben optimistisch, dass der Abwärtstrend bei den Leitzinsen der Zentralbanken auch den M&A-Markt stimulieren könnte. Die SNB senkte ihre Zinsen am 13.12.2024 um 50 Basispunkte auf 0,5% und glaubt, dass es bei Bedarf noch Spielraum für weitere Zinssenkungen gibt, um die Preisstabilität mittelfristig zu gewährleisten. Darüber hinaus bieten die starken Bilanzen der Schweizer Unternehmen und Private-Equity-Häuser, die über reichlich Kapital verfügen, ausreichend Mittel für neue Deals, während die Stärke des CHF und die Widerstandsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft diese positiven Aussichten weiter untermauern.2
Es gibt jedoch zweifellos potenzielle Gegenwinde, die das Interesse an M&A beeinträchtigen könnten. Über unsere Grenzen hinaus sehen wir zahlreiche wirtschaftliche und geopolitische Faktoren, die Unsicherheit und Instabilität in der internationalen Umgebung schaffen. Die ungelösten Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten sowie ein aggressiverer Ansatz in der Aussenpolitik unter der neuen US-Regierung bedeuten, dass weiterhin ein hohes Mass an Instabilität besteht. Schweizer Unternehmen sehen sich auch Unsicherheiten mit ihren bei-den grössten Handelspartnern gegenüber, da höhere US-Zölle eine potenzielle Bedrohung darstellen und die anhaltende politische Unsicherheit in Deutschland fortbesteht.
Die geopolitische Lage ist sehr volatil, und diese Unsicherheit spiegelt sich in der Anzahl der weltweit abgeschlossenen Deals im Januar 2025 wider, die im Vergleich zu 2024 um 49% zurückging.3 Es ist klar, dass 2025 ein turbulentes Jahr sein wird, was es schwierig macht, eine sinnvolle und langfristige Prognose zu erstellen. Für diejenigen, die 2025 M&A durch-führen wollen oder müssen, wird es zweifellos zusätzliche Herausforderungen geben, die es zu bewältigen gilt.
1 Mergermarket, as on 14 January 2024 for 2023 transactions and 14 January 2025 for 2024 transactions
2 Deloitte Private Equity – Global economic outlook
3 Mergermarket, as at 12 February
Methodologie
In unserer diesjährigen Umfrage haben wir unsere Methodologie angepasst: Wir berück-sichtigen nun abgeschlossene anstelle von angekündigten Transaktionen. Durch diese An-passung werden unsere Analysen noch präziser, denn der Schwerpunkt liegt auf den endgül-tigen Ergebnissen. So verfügen wir über eine noch solidere Grundlage für das Verständnis der wirtschaftlichen Auswirkungen von M&A-Aktivitäten. Unsere bisherige, auf Branchen-standards beruhende Methodologie, mit der wir die Marktstimmung effektiv erfassen konn-ten, ist weiterhin ein fundierter Ansatz für die Analyse von Trends auf dem M&A-Markt. Aufbauend auf dieser Grundlage spiegelt diese Verfeinerung unserer Methodologie unser Bestreben wider, umfassende und umsetzbare Erkenntnisse bereitzustellen.
Wir danken Camille de Seroux und Nicolas De Oliveira herzlich für ihren wertvollen Bei-trag zu diesem Bericht.
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